Wissenschaft
Rezensionen zu wissenschaftlichen Publikationen
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- Geschrieben von Harald Haslbauer
- Kategorie: Wissenschaft
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Buchbesprechung von Herbert Rünzi, Mit Marx über Marx hinaus. Zur Kritik und Korrektur von Marx´ Theorie der bürgerlichen Gesellschaft, tredition, Hamburg 2019, ISBN 978-3-7482-9370-5
In den letzten Jahren war in den einschlägigen Veröffentlichungen viel davon die Rede, Marx neu zu lesen. Die sperrige Systematik von Marx ist dabei meist nicht nur nicht wirklich geklärt, sondern oft in ihrer vorliegenden Essenz aufgelöst worden. Das Buch „Mit Marx über Marx hinaus“, macht dagegen Ernst mit dem Anspruch, sich Marx anders zu nähern. Herbert Rünzi widmet sich Marx‘ Theorie der bürgerlichen Gesellschaft, die vor allem in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ zur Darstellung kommt, in einer Weise, die so genau und eingehend die einzelnen Gedankenschritte von Marx analysiert, dass der Begriff der bürgerlichen Gesellschaft eine bisher nicht gekannte systematische Entfaltung erfährt. Marx´ Werk selbst muss sich dabei eine entschiedene Kritik gefallen lassen – wenn auch eine konstruktive.
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- Geschrieben von Hendrik Wallat
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Rezensionsessay zu Paul Stephan, Links-Nietzscheanismus[1]
Nietzsche und die Linke – ein Thema für sich, ein heißes Eisen. Erscheinen auf der einen Seite auch heute noch Bücher mit einem Titel wie Friedrich Nietzsche: Der Wegbereiter des Faschismus, so hat auf der anderen Seite jüngst Paul Stephan ein flammendes Plädoyer für eine linke Nietzscheaneignung, ja für einen Links–Nietzscheanismus gehalten. Wohl gemerkt setzt er nicht einen Binde-, sondern einen Gedankenstrich; er weiß, welche Widersprüche und Spannungen ein solches Konstrukt aushalten muss (vgl. 16-27). Freilich bleibt es die Frage, ob dieses Bewusstsein ausreicht, oder ob nicht doch, wie der eigene Verdacht lautet, ein „Oxymoron“ (16) konstruiert wurde. (Wallat)
[1] Rezensionsessay zu Stephan, Paul: Links-Nietzscheanismus. Eine Einführung. Band 1: Nietzsche selbst, Stuttgart: Schmetterling Verlag 2020.
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- Geschrieben von Ottmar Mareis
- Kategorie: Wissenschaft
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Rezension zu Gunzelin Schmid Noerr, Eva-Maria Ziege (Hrsg.), Zur Kritik der regressiven Vernunft. Beiträge zur Dialektik der Aufklärung
Schmid Noerr und Ziege[1] haben Beiträge zur Dialektik der Aufklärung zusammengestellt, die sich in vier Abschnitte gliedern. Zuerst ideengeschichtliche Hintergründe zum Begriff der Aufklärung, wie er in der Dialektik der Aufklärung verwendet wird. Der anschließende Abschnitt mit Beiträgen zum Judentum und Antisemitismus wird in dieser Rezension am intensivsten besprochen, denn die darin behandelten Themen treffen zentrale Motive der schockierend erstarkten Neuen Rechten. Ein weiterer handelt von Kultur und Kulturindustrie. Im letzten geht es um die internationale Rezeption vor allem in den Niederlanden, USA und UK.
[1] G. Schmid Noerr und E.M. Ziege (Hrsg.) Zur Kritik der regressiven Vernunft, Beiträge zur „Dialektik der Aufklärung“, Springer VS, 271 S., 45 Euro
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- Geschrieben von Mathias Beschorner
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Der 1967 gehaltene Vortrag Theodor W. Adornos – Aspekte des neuen Rechtsradikalismus – wurde neu herausgegeben.
Mathias Beschorner über den Band und Kontinuitäten zu zeitgenössischen rechten Diskursen.
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- Geschrieben von Norbert Rath
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Theodor W. Adorno und Helmut Dahmer zu Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus
Adornos Vortrag Aspekte des neuen Rechtsradikalismus wurde 1967 vor Studenten der Universität Wien gehalten und erst im Jahr 2019 (mit einem sachkundigen Nachwort von Volker Weiß) aus dem Nachlass veröffentlicht.[1] Helmut Dahmer weist in einem Bändchen mit dem Titel: Antisemitismus, Xenophobie und pathisches Vergessen. Warum nach Halle vor Halle ist[2], auf die Virulenz eines neuen Rechtsextremismus im Deutschland der Gegenwart hin und zeigt, inwiefern dieser an alte Muster anknüpft.
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- Geschrieben von Ingo Elbe
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Ingo Elbe rezensiert das Buch von Michael Blume, Warum der Antisemitismus uns alle bedroht. Wie neue Medien alte Verschwörungstheorien befeuern. Patmos Verlag, Ostfildern 2019
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- Geschrieben von Norbert Rath
- Kategorie: Wissenschaft
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Norbert Rath rezensiert das Buch:
Freud, Trotzki und der Horkheimer-Kreis, Münster, Verlag Westfälisches Dampfboot, ISBN 978-3-89691-271-8, 525 S.
Die Lektüre sei spannend, schreibt N. Rath, denn in Dahmers Buch gehe es "um (...) Geschichte(n), um Unbekanntes von Bekannten. Adorno und Benjamin entpuppen sich in seiner Rekonstruktion (zumindest zeitweise) als verkappte Trotzkisten", und Horkheimers Schweigen gegenüber der stalinistischen Diktatur werde dechiffrierbar als Angst: Angst vor dem FBI, Angst aber auch vor Killerkommandos der GPU.
Dahmer, schreibt Rath, sehe Benjamin und Trotzki als Geschichtsforscher und Prognostiker, die trotz ihrer grundlegend unterschiedlichen Herkünfte und Lebensläufe eine vergleichbare kritische Sicht auf die Rekonstruktion von Geschichte gehabt haben.
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- Geschrieben von Bertrand W. Klimmek
- Kategorie: Wissenschaft
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Rezension des Buch von Hannes Gießler- Furlan „Verein freier Menschen? Idee und Realität kommunistischer Ökonomie“ (zu Klampen Verlag, 2018) von Bertrand Klimmek
Aus der Rezension: "Gießler arbeitet im Buch heraus, was er – quasi als Kardinalproblem, das auch politische Fragen tangiert – den zentralen „Spannungszustand kommunistischer Produktion“ nennt: „Einerseits sollen die Arbeiter an der Basis [über ihre Produktion und ihr Leben] bestimmen, andererseits soll die Produktion als Ganzes vernünftig geregelt sein. (...) Um wortreiche Rechtfertigungen und Erklärungen, warum „der Kommunismus“ an der Macht den Menschen nicht bescherte, was er doch versprochen hatte, waren die Kommunisten nie verlegen. Gießler jedoch begreift, redlich genug, die ausschließliche Suche nach realpolitischen bzw. -historischen Verstrickungen als Ausflucht vor der Beschäftigung mit den zentralen kommunistischen Konzepten, als Apologie: „Mögen diese Erkenntnisse [von Gießlers Studie] jene Marxisten und Kommunisten ins Grübeln bringen, die es gewohnt sind, das Scheitern des Kommunismus bzw. Sozialismus nur auf äußere Faktoren (Weltimperialismus) oder falsches Personal (Stalin) zurückzuführen.“ Gießler stellt aber auch klar, „[M]ögen diese Erkenntnisse jenen nicht als Munition dienen, die nichts für die Beweggründe des Kommunismus übrighaben.“
Den Sankt Marx jedenfalls hat Gießler bei diesem Ansinnen auf seiner Seite, hatte der doch stets „rücksichtslose Kritik alles Bestehenden“ eingefordert. Kritik hingegen, die in ihrem Wahrheitsgehalt aus falscher Opportunität (sprich opportunistischen Beweggründen) zurückstecke, sei wertlos."
Heinz Gess
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- Geschrieben von Harald Haslbauer
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Besprechung von Daniel Loick: Juridismus. Konturen einer kritischen Theorie des Rechts, Berlin 2017
Loick arbeitet entlang von markanten Positionen der Geistesgeschichte am (europäischen) Recht heraus, wie es als von der Gesellschaft abgelöste soziale Form schon in seinem subjektiven Kern notwendig deformierend bis zerstörend auf die Menschen und ihr Zusammenleben wirkt: „Entsetzlichkeit“ des Rechts. Loick entnimmt denselben Wirkmomenten allerdings auch eine entgegengesetzte, emanzipatorische wie sozialisierende Leistung für die Menschen. (Haslbauer)
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- Geschrieben von Norbert Rath
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Norbert Rath rezensiert das Buch von Christian Thein: Subjekt und Synthesis. Eine kritische Studie zum Idealismus und seiner Rezeption bei Adorno, Habermas und Brandom. Königshausen & Neumann: Würzburg 2013. (Zugleich Phil. Diss., WWU Münster 2013). Epistemata. Würzburger Wissenschaftliche Schriften, Reihe Philosophie, Bd. 533. 585 Seiten. ISBN 978-3-8260-5224-8.
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- Geschrieben von Marc Jacobson
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Marc Jacobson rezensiert den Sammelband von:
Theodora Becker, Andreas Franze, Jakob Hayner, Arne Kellermann (Hrsg.): Grenzsteine. Beiträge zur Kritik der Gewalt. edition text+kritik (München) 2016. 200 Seiten. ISBN 978-3-86916-541-7. D: 29,00 EUR, A: 29,90 EUR.
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- Geschrieben von Harald Haslbauer
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Besprechung von Frank Ruda, Hegels Pöbel. Eine Untersuchung der ´Grundlinien der Philosophie des Rechts´, Konstanz 2011
Frank Ruda rekonstruiert mit Hegel die Eigenschaften des Pöbels, eines auch für Hegel mit der Armut einhergehenden Exkrements der bürgerlichen Gesellschaft. Den Pöbelsubjekten mit ihrer objektiven aber auch subjektiven Entbindung von Rechten wie Pflichten dieser Gesellschaft mutet Ruda eine alle Menschen übergreifende Universalität und revolutionäre Potentialität gegen die bürgerliche Freiheit zu.
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- Geschrieben von Harald Haslbauer
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Rezension von Daniel Loick, Der Missbrauch des Eigentums
„Lieber Instandbesetzen als Kaputtbesitzen“, dieser Schlachtruf der Hausbesetzerszene nimmt die Differenz zwischen dem Gebrauch und dem Eigentum eines Gegenstandes wahr und auf, und schlägt sich ganz auf die Seite des Gebrauchs.
Loick entfaltet dasselbe Urteil zum Eigentum aus einer Reflexion der Geistesgeschichte des Eigentums und beschließt mit dem Ergebnis, dass dem Eigentum ein "Missbrauch: sowohl der Dinge als auch der Menschen" (Umschlagrückseite) inhärent ist. Trotz der gut erläuterten Erkenntnis, dass den Menschen das Eigentum individuell wie gesellschaftlich zum Schaden gereicht, wird weder Loicks Würdigung der Theoretiker des Eigentums noch seine eigene Befassung mit dem Eigentum dem Sachverhalt letztlich gerecht – mit praktischen Konsequenzen. (Haslbauer)
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- Geschrieben von Norbert Rath
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Rezension zu Maik Puzic: Spiritus sive consuetudo, 2017
Norbert Rath rezensiert das Buch:
Maik Puzic (2017): Spiritus sive Consuetudo. Überlegungen zu einer Theorie der zweiten Natur bei Hegel, Würzburg: Königshausen & Neumann. (Zugleich Phil. Diss., WWU Münster 2015). Epistemata. Würzburger Wissenschaftliche Schriften, Reihe Philosophie, Bd. 568, 247 Seiten. ISBN 978-3-8260-5979-7, D: 44,00 EUR.
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- Geschrieben von Meinhard Creydt
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Christian Ibers Vorstellung vom ersten Band des Marx’schen ‚Kapital’
M. Creydt schreibt über das Buch „Grundzüge der Marx’schen Kapitalismustheorie“ (Berlin 2005) von Iber,
„Seine Leugnung des Doppelcharakters der gesellschaftlichen Arbeit im Kapitalismus nennt Iber „Negativismus“: „Radikal negativistisch ist Marx’ Kritik insofern, als sie die Alternativelosigkeit der arbeitenden Menschheit aufzeigt, dass es für sie keine Möglichkeit gibt, dem effizienten Ausbeutungssystem des Kapitals zu entkommen“ (17). Warum es dann noch der von Iber befürworteten „Aufklärung“ bedarf (290), die doch nach dieser Feststellung unmöglich ist, bleibt unaufgeklärt. Die Meinung, im Kapitalismus sei alles Ausdruck einer eindimensionalen Gesellschaft, hat auch Konsequenzen für die Darstellung der herrschenden Seite des Kapitalismus.
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- Geschrieben von Harald Haslbauer
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"Arndt übernimmt von Hegel das Recht als Freiheitserrungenschaft, allerdings ohne Hegels Begründung dafür zu überprüfen. Marx und seinen Nachfolgern bescheinigt er einerseits romantische Wunschvorstellungen in Richtung einer Aufhebung von Rechtsverhältnissen überhaupt; andererseits führt er aus, dass Marx letztlich keinerlei grundsätzliche Distanz zu Hegels Fassung des Rechts hat.
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- Geschrieben von Claus Peter Ortlieb
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Eske Bockelmanns „Im Takt des Geldes“
Im seinem Aufsatz „Geld als gesellschaftliche Synthesis und Denkform.Kritik und Auflösung von Sohn-Rethels Rätsel“ (Kritiknetz - http://bit.ly/1VFFmTj) nimmt Bockelmann „die Konstitution der Subjekte durch den Markt und die von ihm erzwungenen Geldhandlungen in dem historischen Moment, in dem das Geld bestimmende Allgemeinheit erlangte,“ (Ortlieb) zum Ausgangspunkt und bestimmt das naturwissenschaftliche und ökonomische Denken sowie die Philosophie der Neuzeit als Funktion eines durch das Geld in die Gesellschaft gekommenen Denkzwangs. Er setzt in dem Aufsatz damit fort, was er in seinem Buch „Im Takt des Geldes. Zur Genese modernen Denkens“ (zu Klampen, Springe 2004) begonnen hat.
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- Geschrieben von Wolfgang Lieb
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Wolfgang Lieb rezensiert das Buch von:
Ulrike Herrmann, Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen.
Westend Verlag, Frankfurt a. M.,
ISBN: 978-3-86489-044-4
288 Seiten
20,60 Euro
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- Geschrieben von Stefan Busse
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Stefan Busse verfasst eine Rezension zu:
Klaus-Jürgen Bruder, Christoph Bialluch, Benjamin Lemke: Sozialpsychologie des Kapitalismus – heute. Zur Aktualität Peter Brückners.
Psychosozial-Verlag (Gießen) 2013. 400 Seiten. ISBN 978-3-8379-2226-4. D: 39,90 EUR, A: 41,10 EUR, CH: 53,90 sFr. Reihe: Forschung psychosozial.
Quelle: Socialnet.de
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- Geschrieben von Stefan Müller-Doohm
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Das Geschäft der intellektuellen Atomzertrümmerung
"Die Vorlesungen sind ein Dokument dafür, wie es Adorno gelingt, sein Auditorium trotz komplizierter Ausführungen etwa über Genesis und Geltung oder über den Zwangscharakter der Logik bei Laune zu halten. Er vergewissert sich der Aufmerksamkeit seiner Zuhörer, indem er kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es darum geht, seine eigene Position etwa gegen den dogmatischen Parteimarxismus eines Lukács, den Rationalismus eines Descartes oder den Positivismus ins Licht zu rücken. (...) So bezeugen die Vorlesungen auch das Moment des Apodiktischen in Adornos Lehrpraxis, etwa wenn er in den Raum stellt, dass Kern der Dialektik sei, kein Rezept ihres Gebrauchs zu liefern, sondern „eben der Versuch, die Wahrheit sich selber bezeichnen zu lassen“ (Adorno). (...)
Die Einführung in die Dialektik als bestimmte Negation, die dem zerrissenen Zustand der Welt angemessen ist, hat den Lyriker Hans Magnus Enzensberger inspiriert, ein Adorno gewidmetes Gedicht mit dem Titel „schwierige arbeit“ zu schreiben: „geduldig/ festhalten den schmerz der Negation/ (...) geduldig/ jeden Gedanken wenden der seine Rückseite verbirgt“.