Norbert Rath rezensiert das Buch:
Freud, Trotzki und der Horkheimer-Kreis, Münster, Verlag Westfälisches Dampfboot, ISBN 978-3-89691-271-8, 525 S.
Die Lektüre sei spannend, schreibt N. Rath, denn in Dahmers Buch gehe es "um (...) Geschichte(n), um Unbekanntes von Bekannten. Adorno und Benjamin entpuppen sich in seiner Rekonstruktion (zumindest zeitweise) als verkappte Trotzkisten", und Horkheimers Schweigen gegenüber der stalinistischen Diktatur werde dechiffrierbar als Angst: Angst vor dem FBI, Angst aber auch vor Killerkommandos der GPU.
Dahmer, schreibt Rath, sehe Benjamin und Trotzki als Geschichtsforscher und Prognostiker, die trotz ihrer grundlegend unterschiedlichen Herkünfte und Lebensläufe eine vergleichbare kritische Sicht auf die Rekonstruktion von Geschichte gehabt haben.
"Weder eine historistische, noch eine sozialdemokratisch-fortschrittsoptimistische, noch gar eine stalinistisch-parteikommunistische Geschichtsschreibung ist für die beiden vertretbar. Soziologische, sozialpsychologische, biographische, zeithistorische – für Benjamin auch: theologische – Perspektiven und Vorgehensweisen gelten beiden als legitim, um Geschichtsverläufe in ihrem Eigensinn, ihrer subjektiv-objektiven Struktur zeigen und analysieren zu können."(Rath) Benjamin und Trotzki "standen den Geschichtslegenden der Herrschenden skeptisch gegenüber und verstanden sich als Archäologen und Fortsetzer der darunter verborgenen Geschichte der Unterdrückten.“ (Dahmer) Als ein Archäologe unterdrückter Geschichte, fügt Rath hinzu, verstehe sich auch Dahmer; dieses Selbstverständnis gebe seinem neuen Buch Zusammenhang und Struktur.
Heinz Gess
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