Kritiknetz - Zeitschrift für Kritische Theorie der Gesellschaft (ISSN 1866-4105)
Herausgeber: Prof. Dr. Heinz Gess
Beirat: Prof. Dr. Helmut Dahmer, Prof. Dr. Norbert Rath, Dr. Eske Bockelmann, Dr. Harry Waibel, Hans-Peter Büttner
Luhmanns Liberalismus
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- Geschrieben von Dirk Lehmann
- Kategorie: Ideologie- und Religionskritik
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Über den stummen Zwang der Kommunikationen
Die soziologische Systemtheorie des Niklas Luhmann hat stets mit Nachdruck die Abgehobenheit des Sozialen, in anderen Worten Eigenständigkeit sowohl als auch Eigenlogik der Gesellschaft unterstrichen. Demnach besteht die Gesellschaft weder aus Individuen noch aus Menschen, sondern aus Beziehungen und Verhältnissen zwischen diesen. Weder hat es die soziologische Systemtheorie demnach mit menschlicher Arbeit noch mit den menschlichen Bedürfnissen, weder mit Natur noch mit der Verstoffwechselung dieser zu tun. Gesellschaft zeichnet sich gerade durch die Abstraktion von aller Arbeit und allen Bedürfnissen, von aller Natur und jedem Stoffwechselprozeß aus.
Wer „allzu selbstbewusst über den Islam spricht...“
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- Geschrieben von Felix Perrefort
- Kategorie: Ideologie- und Religionskritik
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Zum linksideologischen Anti-Antifaschismus des Floris Biskamp[1]
Floris Biskamps Thema ist nicht die vernünftige emanzipatorische Kritik einer Ideologie und Religion, die vorbürgerliche, unmittelbare Herrschaftsformen legitimiert und zumindest in neuerer Zeit auch einem auf Israel bezogenen Vernichtungsantisemitismus das Wort redet und das zugleich verleugnet, sondern sein Thema ist die unbotmäßige, unzensierte, kritische Rede über den Islam.
„1917“ und die Folgen
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- Geschrieben von Helmut Dahmer
- Kategorie: Kritik der Politischen Ökonomie / Staatskritik
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aus der Reihe: Vor hundert Jahren
„Die Rechnung von Lenin und Genossen […] war diktiert von zwei rein revolutionären Gesichtspunkten: von dem unerschütterlichen Glauben an die europäische Revolution des Proletariats als den einzigen Ausweg und die unvermeidliche Konsequenz des Weltkrieges und von der ebenso unerschütterlichen Entschlossenheit, die einmal errungene Macht in Russland bis zum äußersten zu verteidigen, um sie zur energischsten und radikalsten Umwälzung auszunützen.“ (Rosa Luxemburg, September 1918)
Wie diese, unsere Vorläufer, rechnen wir damit, dass die Weiterentwicklung der kapitalistischen Weltwirtschaft auch im 21. Jahrhundert zu einer Serie von Katastrophen führen wird, weil es in ihrem Rahmen weder möglich ist, den Reichtum der Nationen umzuverteilen, noch das ökologische Desaster zu stoppen, noch die verheerenden Kriege zu beenden, von denen jederzeit einer zum allerletzten werden kann.
Von der Oktoberrevolution zum Stalinismus
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- Geschrieben von Hannes Giessler Furlan
- Kategorie: Kritik der Politischen Ökonomie / Staatskritik
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Die ursprüngliche sozialistische Akkumulation
aus der Reihe: vor hundert Jahren
Vor hundert Jahren fand die Oktoberrevolution statt. Der Kommunismus, auf den diese zielte, kam nicht zustande. Er könne erst gedeihen, wenn zuvor eine »ursprüngliche sozialistische Akkumulation« stattgefunden habe, behaupteten linksbolschewistische Theoretiker Mitte der 20er Jahre. Wenig später ließ Stalin die Linksbolschewisten verfolgen und deren Theorie auf seine Art in die Tat umsetzen. Zulasten der Landwirtschaft wurde die Industrie des Landes entwickelt. Die vielen Millionen Privat- und Subsistenzbauern wurden enteignet, ihre Produktions- und Subsistenzmittel vergesellschaftet (realiter verstaatlicht) und ihre Arbeitskraft der Planwirtschaft gefügig gemacht.
Kafka und die ›Dialektik der Aufklärung‹
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- Geschrieben von Norbert Rath
- Kategorie: Kultur, Literatur, Musik
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aus der Reihe: vor hundert Jahren
Vor siebzig Jahren, 1947, erschien die ›Dialektik der Aufklärung‹ im Verlag Querido in Amsterdam. Vor hundert Jahren, vermutlich am 23. 10. 1917, schrieb Kafka die kurze Erzählung ›Das Schweigen der Sirenen‹. In ihr revidierte er, wie der Titel der Erzählung schon sagt, den Mythos vom Sirenengesang, dessen Verlockungen der listenreiche Odysseus widerstand. Adorno kannte diese Erzählung Kafkas. Dennoch fällt Kafkas Name in der ›Dialektik der Aufklärung‹ nicht.
Gesundheit als Symptomfreiheit. Eine Kritik
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- Geschrieben von Heinz Gess
- Kategorie: Sozialarbeit und -politik (kritische Theorie der Gesellschaft)
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Über Watzlawick, Wilber und Kafka: "Auf der Galerie"
Über die Technik der Symptomverschreibung (Watzlawick) als Technik der Verleugnung real erlebten Leidens und die falsche Wendung aufs Subjekt bei Watzlawick, Ken Wilber und anderen New Age Therapeuten.
Heinz Gess
Glück - trotz der Geschichte?
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- Geschrieben von Norbert Rath
- Kategorie: Kultur, Literatur, Musik
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Walter Benjamins Stellung zur Tradition und der Geschichte seiner Zeit
Der Beitrag erscheint zum Gedenken an Walter Benjamin. In der Nacht zum 27. September 1940 endete in dem kleinen katalanischen Ort Portbou nahe der französischen Grenze die Flucht des jüdischen Philosophen und Literaturkritikers Walter Benjamin vor den Nazis mit seinem Tod.
Walter Benjamin wurde vor 125 Jahren, am 15. 7. 1892 geboren. Der Germanist, Kulturwissenschaftler, Medientheoretiker und Philosoph kann als ein besonders eigenständiger Denker im Umkreis des ›Instituts für Sozialforschung‹ gelten.
Kapitalismus, Klasse und Universalismus
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- Geschrieben von Vivek Chibber
- Kategorie: Kritik der Politischen Ökonomie / Staatskritik
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Auswege aus der Sackgasse postkolonialer Theorie
"Trotz der vielen Unstimmigkeiten, die im vergangenen Jahrhundert unter Radikalen und Progressiven herrschten, waren sie sich doch über zwei grundlegende Postulate fast immer einig – dass der Kapitalismus, während er sich ausbreitet, jede Region der Welt den gleichen Zwängen unterwirft; und dass, wohin er sich auch ausbreitet, die von ihm Unterjochten und Ausgebeuteten das gleiche Interesse haben, gegen ihn zu kämpfen, ungeachtet ihrer Kultur oder ihres Glaubens." (Chibber) Von dieser Prämisse nimmt die postkoloniale Theorie Abstand. Der Universalismus missachte das Lokale und Besondere und zwänge es "in rigide, von der europäischen Erfahrung abgeleitete Kategorien, die die Praxis lokaler Akteure nicht anerkennen und ihre tatsächliche Handlungsmacht missachten." (Chibber)
Das (normative) Ende des Sozialismus
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- Geschrieben von Ulrich Weigel
- Kategorie: Kritische Theorie
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Kritische Anmerkungen zu „Die Idee des Sozialismus“ von A. Honneth
Axel Honneth hat sich die ehrenwerte Aufgabe gestellt, die angestaubte Idee des Sozialismus zu rekonstruieren und mit neuer Attraktivität zu versehen.
Er will den vom frühen Industrialismus geprägten Sozialismus „modernisieren“ und in einem neuen gesellschaftstheoretischen Rahmen fundieren. Sein derart revidierter Sozialismus bricht grundlegend mit jenen Inhalten, die das „alte Modell“ ausgezeichnet haben. Radikale Veränderung der kapitalistischen Eigentums- und Wirtschaftsordnung, politischer Klassenkampf mit dem Ziel, die bürgerliche Ordnung zu stürzen sowie das Proletariat als Subjekt des Wandels werden als obsolet angesehen. Im Honnethschen Modell werden neu die bürgerlichen Institutionen und Mentalitäten als zeitgemäße Materialisierung der sozialistischen Idee, die als soziale Freiheit firmiert, vorgestellt.
Auserwählt, gehasst, verfolgt
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- Geschrieben von Hans-Peter Büttner
- Kategorie: Antisemitismus
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Eine kurze Geschichte des Existenzkampfes Israels und der Vernichtungsphantasien seiner Feinde
Hans Peter Büttner hat schon des Öfteren im Kritiknetz Beiträge zur „Kritik der politischen Ökonomie“ und des „Antisemitismus/Antizionismus“ verfasst und dargestellt, dass und wie sich in der deutsch-europäischen „Israelkritik“ (von Arte, WDR, SZ, Freitag usw. usw.) Antisemitismus/Antizionismus versteckt. Thema seines Aufsatzes Israel, Palästina, Nazis und der Nahostkonflikt (http://bit.ly/2vkTnkb) waren die Geschichte der Entstehung des neuen Israel im zwanzigsten Jahrhundert bis zur Staatsgründung 1948 und dem ersten Krieg Israels zur Verteidigung des jüdischen Staates gegen den Angriff der arabischen Anrainerregime, die ihn von der ersten Stunde an vernichten wollten,
Die Frühphase des Instituts für Sozialforschung und die Krise des Marxismus
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- Geschrieben von Paul Stegemann
- Kategorie: Kritische Theorie
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Die Deutung des Nationalsozialismus im Diskussionskreis des Instituts für Sozialforschung
Teil 1
Im ersten Teil Die Frühphase des Instituts für Sozialforschung und die Krise des Marxismus stellt Paul Stegemann die Arbeit des Instituts nach dessen Gründung und das durch Grünberg vertretene traditionelle Verständnis des Marxismus dar.
Horkheimers Analyse des Faschismus und ihre Voraussetzungen
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- Geschrieben von Björn Oellers
- Kategorie: Kritische Theorie
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Die Deutung des Nationalsozialismus im Diskussionskreis des Instituts für Sozialforschung
Teil 2
Im zweiten Teil Horkheimers Analyse des Faschismus und ihre Voraussetzungen zeigt Björn Oellers nun, dass auch in den Beiträgen Horkheimers für die Zeitschrift für Sozialforschung das traditionelle Verständnis des Marxismus zum Tragen kommt. Obgleich Horkheimer in seiner Antrittsvorlesung die neue Programmatik des Instituts entwirft, ist gleichwohl noch eine inhaltliche Kontinuität zur Praxis unter dem vorausgegangenen orthodox-marxistischen Institutsleiter Grünberg festzustellen.
Kritik der Gewalt (im Hamburger Schanzenviertel)
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- Geschrieben von Heinz Gess
- Kategorie: Politische Eingriffe
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Karl Heinz Dellwo rechtfertigt in einem TAZ Artikel in dieser die blinde Gewalt des randallierenden Mobs im Schanzenviertel so. "Gutes Leben heißt: materielle Bedürfnisbefriedigung und und das Ermöglichen der Entfaltung des subjektiven Potenzials des Menschen ... Wer über diese Prozesse in der Welt nicht mehr verfügt, verfügt auch nicht mehr über die Politik. ... Der militante Widerspruch und der Riot sind Äußerungen dazu. Ob sie klug sind oder nicht, spielt an dieser Stelle keine Rolle. Hier explodiert etwas vom Leben ..."
Dazu nehme ich im folgenden Text kritisch Stellung. Der Kurztext wird ergänzt von einem zweiten Text von Prof. Dr. Helmut Dahmer (Beirat des Kritiknetzes) mit dem Titel "Hamburger Aufstände" (http://bit.ly/2ukuovt) den ich Ihrer Lektüre ebenfalls sehr empfehle.
Heinz Gess
Gefangen in Schattenidentitäten
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- Geschrieben von Christian Stock
- Kategorie: Religionskritik
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Eine Kritik der Argument-Ausgabe Nr. 319 über westliche Islamdiskurse
Im islamischen Staat ist die Herrschaft der Religion die Religion der Herrschaft. Die Herrschaft durchdringt mittels der Religion alle Lebensbereiche und negiert darin alles mit ihrem Ursprungsprinzip Nichtidentische: es darf nicht sein. Wenn es von der gesellschaftlichen Herrschaft geduldet wird, dann nur als Minderes und nur, wenn die von als „Mindere“ Gesetzten den ihnen zugewiesenen sozialen Status als mindere Dhimmis klaglos hinnehmen und der Herrschaft für die Duldung als Mindere ihr Dankopfer für den gewährten „Schutz“ bringen. Wegen dieses realen Zusammenhanges kann die kritische Theorie der Gesellschaft, der es um die gesellschaftliche und individuelle Emanzipation von Herrschaft zu tun ist, gar nicht anders, als den Islam als Herrschaftsmythos, d. h. die Herrschaft des Islam als „Religion der Herrschaft“ (Marx, MEW 1, 359) zusammen mit der Herrschaft selbst zu kritisieren.
Menschenrechte, Staatsgewalt und Herrschaft
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- Geschrieben von Hans-Peter Büttner
- Kategorie: Kritik der Politischen Ökonomie / Staatskritik
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Eine Kritik des staatsfetischistischen Konzeptes der „Menschenrechte“
Hans-Peter Büttner befasst sich in seinem Essay mit dem Konzept der "Menschenrechte" soweit sie verbindlich kodifiziert und formuliert wurden durch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte im Jahre 1948 und die Europäische Menschenrechtskonvention.
Er reflektiert kritisch die idealistische Überhöhung und unkritische Dauereuphorie und arbeitet dies kritisch-theoretisch auf.