Im ersten Teil des Textes steht ein kurz gehaltener Kommentar zu dem soeben im Kritiknetz veröffentlichten Aufsatz von Olaf Kistenmacher der „Antizionismus der KPD“. (Link: https://www.kritiknetz.de/antisemitismus/1557.) Die zentrale These des Kommentars ist, dass der linke Antizionismus ein Revolutionsersatz ist: „Statt zu akzeptieren, dass die Revolutionserwartung von Marx, Engels und anderen falsifiziert worden ist und wieder neu zu beginnen mit einer erweiterten, empirisch gehaltvolleren kritischen Theorie der Gesellschaft, (…) weigerte man sich, die Widerlegung anzuerkennen, und löste die kognitive Dissonanz, die das Versäumnis des Kairos der Revolution für die bessere Praxis ausgelöst hatte, durch den Anti-zionismus als Revolutionsersatz und Ersatzrevolution in einem.“ (Heinz Gess)
Im zweiten Teil erinnere ich daran, wie der von Kistenmacher dokumentierte Antizionismus der KPD in der Weimarer Zeit sich seit 1968 in der „neuen Linken“ fortsetzte. Nach dem Sechstagekrieg (1967) in Israel schlug die „neue Linke“ Adornos Warnung vor der konformistisch-rebellischen Wendung aus, die er in seinem Aufsatz „Was bedeutet Aufarbeitung der Vergangenheit (1959) ausgesprochen hat. Stattdessen machte sie den Antisemitismus in Form des Antizionismus (Israelkritik) wieder „ehrbar“ (Améry).
Nur wenn die Linke damit aufhört, sich in einem Querfrontmilieu heimisch zu fühlen, das von „nationalistischen Bedürfnissen, völkischen Sehnsüchten und antisemitischen Denkformen geprägt ist“ (Kistenmacher) hat sie eine Chance als Bewegung der menschlichen Emanzipation neu wieder anfangen zu können.
Heinz Gess
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