Feindbild Islamkritik.
Heinz Gess
Kürzlich veröffentlichten der „interkulturelle Rat in Deutschland“, „Pro Asyl" und die Abteilung „Migrations- und Antirassismuspolitik“ des DGB den Aufruf „Rassisten sind eine Gefahr, nicht Muslime“. Der Aufruf ist aus mehreren Gründen demagogisch:
1. Er insinuiert durch die Gegenüberstellung „Rassisten, nicht Muslime..“, dass Muslime von vornherein keine Rassisten seien oder sein können. Das ist zweifelsohne falsch. Kulturalistischer Rassismus, Antisemitismus, Israelhass, autoritäre Verachtung anders Denkender, Angst vor der Freiheit, Rechtsextremismus, Emanzipationsabwehr und Xenophobie sind keine deutschen oder christlichen und erst recht keine der demokratischen Staatsform geschuldete Besonderheiten, die es bei Muslimen und in „islamischen Republiken“ nicht gibt, sondern sie sind unter Muslimen mindestens so weit verbreitet wie unter Christen, Juden und Andersgläubigen oder Nichtgläubigen. In „islamischen Republiken“ ist der kulturalistische Rassismus sogar ausdrückliche Staatsdoktrin, weil in ihnen, wie der Name schon kund tut, Nicht-Muslimen die vollen Staatsbürgerrechte verweigert werden.
Die Assoziation, die der Aufruf weckt, ist zwar falsch, aber die falsche Insinuation ist mehr als nur ein Irrtum. Denn es nicht anzunehmen, dass die „gelehrten Weisen“ des links-deutschen Mainstreams wie etwa Prof. Dr. Benz, Prof. Gesine Schwan und Prof. Dr. Micha Brumlik samt den vielen anderen Sprachrohren des deutschen Mainstreams das nicht wüssten und sie ferner nicht wüssten, dass emanzipatorische Islamkritiker in Europa von Vollstreckern islamischer Herrschaftspraktiken und fanatischen Gläubigen, die von polit-religiösen Verbänden darin ermuntert werden, bedroht und verfolgt werden. Wenn sie gleichwohl durch demagogischen Sprachgebrauch bei ihrem Publikum unbewusst falsche Assoziationen wecken und manipulieren, statt darüber aufzuklären, so geschieht das um der ideologischen Funktion der mit der Setzung „Rassisten, nicht Muslime“ geweckten unbewussten Assoziation willen. Durch diese Manipulation des Unbewussten erscheinen Muslime immer nur als Opfer des Rassismus oder Antisemitismus der Anderen, niemals aber selbst als rassistische oder antisemitische Täter, die sie sein können und vielfach auch wirklich sind (Hamas, islamischer Djihad, Hisbollah, Al Kaida, Ahmadinedschad). Weil Muslime per Dekret keine rassistischen und antisemitischen Täter sein können, kann auch die richtige Kritik von Wissenschaftlern oder kritischer Publizisten an rassistischen, antisemitischen, rechtsextremen, autoritären und xenophoben Einstellungen und rohen Herrschaftspraktiken, sofern ihre Kritik muslimische Gruppen und den Islam als Legitimationsideologie für üble Herrschaftspraktiken betrifft, mithin nur falsch sein, und muss der Kritiker als der rassistische Übeltäter an wehrlosen muslimischen Opfern entlarvt werden, der seinen angeblichen Rassismus und Antisemitismus hinter einer dem Anschein nach emanzipatorischen Kritik verbirgt. Der Kritiker des Islam als Legitimationsideologie für autoritäre, antidemokratische Herrschaftsformen und von antisemitischen oder kulturrassistischen Einstellungen von Muslimen wird vor jeder Erfahrung und jeder Prüfung seiner Argumente unter den Verdacht gestellt, ein antisemitischer oder rassistischer Übeltäter zu sein, der Moslems, ohne Ansehung ihrer wirklichen Einstellungen und Taten, also nur weil sie Moslems seien, und den Islam, nur weil er ein „fremder“ Glaube sei, ohne Ansehung seiner wirklichen Herrschaftsformen, Herrschaftspraktiken und politischen Ideologien zu kritisieren. Das ist der wohl auch gewollte Effekt der Manipulation des Unbewussten durch die demagogische Formel.
2. Die Manipulation des Unbewussten durch die Formel „Rassisten, nicht Muslime..“ wird durch eine zweite Komponente verstärkt.
Sie besteht darin, dass die Formel „Rassisten sind das Problem, nicht Muslime“ wegen der formalen Analogie unterschwellig an das bekannte richtige Diktum: „Der Antisemitismus ist das Problem, nicht die Juden“ erinnert, und soll das wohl auch. So richtig aber das Diktum über den Antisemitismus ist, so falsch ist die analoge Behauptung über Rassismus und Muslime. Denn der christliche und völkisch- rassistische Antisemitismus in Europa, der in der staatlich organisierten Massenvernichtung der Juden durch Nazi-Deutschland zu seinem negativen Höhepunkt kam, hatte tatsächlich nichts mit dem wirklichen Verhalten und Denken der Juden zu tun, und die Juden, die zur Vernichtung „frei gegeben“ wurden, waren in der Tat wehrlose Opfer, die keine Macht schützte. Ganz anders aber ist das Verhältnis des Islam und moslemischer Gruppen, Organisationen und Staaten zum kulturalistischen Rassismus und Judenhass und Rechtsextremismus. Sie sind auch nicht wehrlose, von keiner Macht geschützte Opfer, sondern häufig von finanzstarken Organisationen unterstützte Täter. Es kann außerdem keine Rede davon sein, dass Muslime irgendwo auf der Welt von Vernichtung bedroht sind, wie es die Juden waren (und immer noch sind), sondern es ist umgekehrt so, dass umgekehrt Muslime vielerorts auf der Welt als rassistische (Sudan, Taliban, Iran) Täter oder antisemitische Täter (Hamas, islamischer Djihab Al Kaida, iranische Regime) terroristisch tätig sind. Gleichwohl wird durch die (falsche) Analogie unbewusst die Assoziation geweckt, die Muslime seien den Juden und der Islam dem Judentum vergleichbar, mit anderen Worten „der Moslem“ „der Jude von heute“. Darauf zielt auch die im Jargon der Menschenfreundlichkeit und Wissenschaftlichkeit vorgetragene des Prof. Dr. Wolfgang Benz ab, der die richtige emanzipatorische Kritik am kulturalistischen (ursprungsphilosophischen)islamischen Rassismus als verdeckten antimuslimischen Antisemitismus verächtlich macht und Muslime im gleichen Zug zu den ‚Juden von heutzutage’ erklärt. Damit ist die Verkehrung durch die demagogische Manipulation des Unbewussten perfekt und der (Vernichtungs-) Antisemitismus, sofern er bei Muslimen auftritt, zumal wenn dieser Antisemitismus sich gegen den jüdischen Staat, den „Sündenbock unter den Staaten“ richtet, gegen die richtige Kritik maximal immunisiert. Erlangt diese Strategie der Verkehrung je die kulturelle Hegemonie, wie die Sprachrohre des linksdeutschen Mainstreams und Verfasser des Aufrufs gegen Islamkritik es anstreben, wird die richtige Kritik des muslimischen (Vernichtungs-) Antisemitismus oder –Zionismus vor jeder Erfahrung als rassistisches, strukturell antisemitisches Machwerk gebranntmarkt sein. Kaum einer wird sich dann noch den Mund verbrennen wollen, indem er die Wahrheit sagt und gegen die etablierte hegemoniale Lüge aufsteht. 3. Die Unterdrückung der Frau, die ihre Selbstunterstellung unter die durch den Islam legitimierte patriarchalische Herrschaftsform durch Selbstverhüllung (Schleierzwang, respektive Burkazwang) öffentlich (bei Strafe für Leib und Leben) zu bekunden hat, wird in dem Aufruf falsch als „Selbstbestimmungsrecht der Frau“ verteidigt und so der islamischen Legitimationsideologie für herrische politische Ungleichheit zwischen Mann und Frau kritiklos das Wort geredet, statt sie und den impliziten Rassismus dieser Herrschaftsform beim richtigen Namen zu nennen und aus dem Geiste der Freiheit und menschlichen Emanzipation von Herrschaft zu kritisieren. Freiheit und Würde des Menschen meint etwas anderes als „Freiheit“ der Frau (und des Mannes), sich der Herrschaft, die die Frau (oder den Mann) schlägt, mit Haut und Haar zu identifizieren, um relativen Vorteil daraus zu ziehen, oder eben Strafen hinnehmen und leiden zu müssen.
All diesen ideologischen Verkehrungen ist mit Nachdruck entgegenzutreten, damit die Tür zur menschlichen Emanzipation offen gehalten werden kann. Denn die gesellschaftliche Funktion der mit diesen Verkehrungen etablierten linksdeutschen Ideologie besteht gerade darin, diese Tür zu verschließen, aber das mit dem falschen Bewusstsein zu tun, man streite man gegen Rechtsextremismus, Faschismus und Antisemitismus und für das Recht der Frauen, also für die Emanzipation, wo man in Wahrheit das Gegenteil tut und sich unter dem Banner der „Freiheit von Religion und Weltanschauung“ (GG, Artikel 4) für die Freiheit von Rechtsextremen, Faschisten, Antisemiten, Frauenunterdrückern, autoritären Charakteren und schamlosen Ausbeutern stark macht, deren politische Grundlage, nämlich die radikale politische Emanzipation des Staates von der Religion und bürgerlichen Gesellschaft, man schon wieder vergessen hat, wenn man sie in Deutschland überhaupt je begriffen hat. Um so besser für das von allen Parteien getragene, etablierte falsche Bewusstsein, dass es die rechtsgerichtete, kulturrassistische Kritik, die sich in derselben Denkform bewegt wie die kulturrassistische islamische "Kritik" an der "westlichen Ideologie", auch tatsächlich gibt (Beispiel: Sarrazin). Denn erst das ermöglicht es dem im Iran- und Islam-Appeasement vereinten antizionistischen, kapitalkonformen Establishment unter dem Vorwand, gegen "Rechts " und den "Rassismus" vorzugehen, die Islamkritik als ganze unter das Verdikt des "geschuldeten Respekts " zu stellen, den die antikapitalistisch-emanzipatorische Kritik nun einmal nicht hat und nie haben wird. Respekt vor solchen Herrschaftsformen im Namen Allahs oder welchen Gottes auch immer - nie und nimmer ! Mit anderen Worten: Die Existenz dieser Kritik ermöglicht es den politischen und kulturindustriellen Sprachrohren der deutschen Volksgemeinschaft von konstantem und variablem Kapital auf den Sack einzuschlagen und den Esel zu meinen, indes die linksdeutschen Esel à la Höger, Lötsch u. a. das auch noch gut finden und fleißig mit dreinschlagen, um sich ihre Verdiente für die Volksgemeinschaft zu erwerben. [1]
Das Ende dieser ideologischen Entwicklung ist die Hegemonie einer neuerlichen regressiven globalen antikapitalistischen Ideologie, diesmal im Jargon der Demokratie, deren stärkstes Bindemittel die im Jargon modernisierte „antirassistische“ antisemitische Ideologie in der Konzentration auf den Staat Israel wäre, in der der völkisch-christliche, kulturalistisch oder ursprungsphilosophisch (nicht aber biologistisch) argumentierende Judenhass sich mit dem kulturalistisch argumentieren Judenhass im muslimischen Herrschaftsbereich, der sich zu seiner Rechtfertigung islamischer Quellen bedient, zu einem Amalgam verbinden. Die daraus resultierende Endtat wäre die Preisgabe Israels, die sich heute schon, nicht nur in der beharrlichen Propaganda des iranisch-islamischen Regimes, das Israel von der Landkarte verschwinden lassen will, mehr als nur andeutet – in dem wahnhaften Irrglauben, durch diese Preisgabe und gegebenenfalls Vernichtungstat den Weltfrieden und die eine Menschheit – als religiöse, kulturalistische Umma der Völker – herbeizuführen.
[1] Die Passage im Kursivdruck wurde anlässlich der vom Bertelsmannverlag inszenierten Sarrazin-Paranoidie am 02. 09. 2010 hinzugefügt. Dazu noch soviel. Es stellt sich die Frage: Warum wird Sarrazins Buch nur derart beworben. Während emanzipatorische Islamkritiken nicht einmal einen namhaften Verlag finden, ist Sarrazins Buch ist in einem größten und mächtigsten Verlage erschienen. Erschienen ist sein Buch bei DVA. Dieser Verlag gehört zur der Random-Gruppe, die zu Bertelsmann gehört. Bertelsmannchefin ist Liz Mohn. Sie ist die beste Freundin und Beraterin von Angela Merkel. Könnte es sein, daß bestimmte Machtgruppen ein Interesse daran haben, den notwendigen Widerstand gegen Globalismus und Antinationalismus nach Rechtsaußen zu drücken – und deswegen Personen wie Sarrazin immer irrer schwadronieren lassen und andererseits Personen wie Heisig und andere emanzipatorische Kritiker, die diesem Widerstand eine andere Richtung geben, zum Schweigen zu bringen?
Gleichwohl aber darf man auch nicht verschweigen: Es gibt solche Kritik, wie sie Sarrazin übt. Sie sind verbreitet. Ihnen ist entschieden zu widersprechen, u. a. weil sie sich in derselben Denkform bewegt wie der islamische Kulturrassismus etwa von Erdogan und Ahmadinedschad. Zugleich aber ist die gesellschaftliche Funktion, die die rechtslastige Kritik fürs deutsche kapitalkonforme politische und kulturindustrielle Establishment hat und um deretwillen sie promotet wird, nämlich die problematischen gesellschaftlichen Tatbestände selber zu verleugnen und die anti-emanzipatorische Stoßrichtung der politischen Ideologie des Islam und den im Herrschaftsbereich des Islam grassierenden Antisemitismus zu leugnen sowie die emanzipatorische Kritik dieses Antisemitismus wahrheitswidrig zur (Islam-)Phobie zu verfälschen, klar und deutlich zu benennen und mit der Waffe der Kritik aufs allerschärfste zu bekämpfen. Denn gerade um dieser Funktion willen werden Bücher wie die von Sarrazin promotet.
Hannah Arendt hat bei ihrem Besuch in Deutschland zu Beginn der ersten deutschen Republik geschrieben: “Man fühlt sich erdrückt von einer um sich greifenden öffentlichen Dummheit, der man kein korrektes Urteil in den Elementarsten Dingen zutrauen kann“. Könnte es sein, dass dieses Diktum auf die Stellungnahmen der Bundeskanzlerin, ihres berühmt-berüchtigten Stellvertreters, der es einst mit dem Antisemiten Möllemann hielt, und erst noch kürzlich von der „spätrömischen Dekadenz“ hierzulande faselte, und ihres Finanzminister gemeint hat, der noch jede Volte mitgemacht hat, ausgezeichnet passt und dass Arendt Vorgänger von ihrem und ihrer Gehilfen Geist gemeint hat? Könnte es, mehr noch, nicht auch sein, dass um den Zustand dieser Republik, um deren Untergang das deutsche Establishment so besorgt ist, dass die Bundesbank um ihres „guten Rufes willen“ Sarrazin zu entlassen gedenkt und damit einmal mehr deutlich macht, dass das Grundgesetz das Papier nicht wert ist, auf dem es geschrieben steht, wenn es um den Profit des Kapitals geht, wirklich genau so steht, wie Kurt Tucholsky es einst über die letztvergangene schrieb: „Du glaubst nicht, wie das Land von außen aussieht: ein Haufen neurasthenischer Irrer, die samt und sonders, jeder für sich, unrecht haben.“
Nichts Neues also hierzulande? Das Ende war grauenhaft und wird es wieder sein
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