Kritische Theorie als Paradigma
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- Geschrieben von: Daniel Sanin
- Kategorie: Kritische Theorie als Paradigma
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Eine Analyse im Spannungsfeld von Subjektivität und Kollektivität
Niethammer (op.cit.) schreibt im Rückblick über den größten gemeinsamen Nenner der "disparaten Wurzelstrukturen des Leitbegriffs 'kollektive Identität' und das in ihm Verschlüsselte", daß es sich dabei "um wissenschaftsförmige, magische Formeln handelte, in denen etwas unsagbar Wesentliches zugleich betont und verborgen wurde. [ ] Der Strukturlosigkeit des Begriffs war nur ein einziger fester Kern mitgegeben: die Abgrenzung vom Nicht-Identischen, in welcher Bestimmung auch immer, und insofern ist er im Kern auf Konflikt hin angelegt. Im Fall des kollektiven Konflikts verflüchtigt sich jedoch die situative Vagheit subjektiver Balancen und muß mit der beinharten Notwendigkeit des Sozialen durch objektivierende Kriterien der Inklusion und Exklusion ersetzt werden.
Niethammer (op.cit.) schreibt im Rückblick über den größten gemeinsamen Nenner der "disparaten Wurzelstrukturen des Leitbegriffs 'kollektive Identität' und das in ihm Verschlüsselte", daß es sich dabei "um wissenschaftsförmige, magische Formeln handelte, in denen etwas unsagbar Wesentliches zugleich betont und verborgen wurde. [ ] Der Strukturlosigkeit des Begriffs war nur ein einziger fester Kern mitgegeben: die Abgrenzung vom Nicht-Identischen, in welcher Bestimmung auch immer, und insofern ist er im Kern auf Konflikt hin angelegt. Im Fall des kollektiven Konflikts verflüchtigt sich jedoch die situative Vagheit subjektiver Balancen und muß mit der beinharten Notwendigkeit des Sozialen durch objektivierende Kriterien der Inklusion und Exklusion ersetzt werden.
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- Geschrieben von: Initiative Sozialisches Forum
- Kategorie: Kritische Theorie als Paradigma
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Wie läßt sich das Verhältnis von Ideologiekritik und Medienkritik im Interesse des Bruchs mit den Verhältnissen bestimmen?
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- Geschrieben von: Mario Möller
- Kategorie: Kritische Theorie als Paradigma
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Aus all dem folgt, dass man der lohnabhängigen Bevölkerung aufgrund ihrer Lohnabhängigkeit nicht per se ein fortschrittliches und emanzipatorisches Potential unterstellen darf. Kritisches Denken, mit dem Ziel die wahre Gesellschaft wirklich werden zu lassen, also eine Gesellschaft jenseits der Zumutungen der Wertvergesellschaftung, sollte sich hüten, Kritik mit konkreter Utopie zu verwechseln: sowohl was die Adressaten oder potentiellen Kämpfer betrifft, als auch was die konkrete Ausformulierung irgendwelcher nachkapitalistischer Zustände angeht. Was man allenfalls sagen kann ist, dass es die Hoffnung am Leben zu halten gilt, dass die Subjekte irgendwann ihr verdinglichtes Bewusstsein reflektieren und es als notwendig falsch brandmarken und zwar in einem Prozess "materialistischer Aufklärung", der "die subversive Inszenierung von Reflexion im totalen Zusammenhang der Verblendung" (ISF, 2000, S.112) darstellt.
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- Geschrieben von: Heinz Gess
- Kategorie: Kritische Theorie als Paradigma
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Man kann manche Textpassagen vor allem in Nietzsches »Also sprach Zarathustra« so auslegen, wie Rotermundt es tut. Dann erscheint Nietzsche, für den der Gedanke der individuellen und gesellschaftlichen Emanzipation von Herrschaft und der Aufhebung des gesellschaftlichen Unrechts, die Leitidee der kritischen Theorie der Gesellschaft, ein Endprodukt der von ihm bekämpften Ressentiment- und Sklavenmoral ist, selber als ein kritischer Theoretiker und sein »Übermensch« als Avantgardist der revolutionären Praxis. Dann wären auch die Verbindungslinien, die von Nietzsches Werk zum Italo- oder Nazifaschismus führen, Linien wie sie Lukacs, Taureck (1989) u.a. aufgezeigt haben, bloße Irreführungen. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Nietzsche ist trotz aller scharfsinnigen Ideologiekritik, die er übt, und aus der für die kritische Theorie der Gesellschaft manche Anregungen zu gewinnen sind, keineswegs ein Kritiker, der die Tür für die revolutionäre Praxis angesichts widriger Umstände offen halten will.
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- Geschrieben von: Heinz Gess
- Kategorie: Kritische Theorie als Paradigma
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Die Menschen machen ihre Geschichte selbst« (Grundrisse, 79), schreibt Marx und setzt dann fort, »aber bis jetzt nicht mit Gesamtwillen, nach einem Gesamtplan«; nicht als Produkt frei vergesellschafteter Menschen, »deren gesellschaftliche Verhältnisse als ihre eigenen, gemeinschaftlichen Beziehungen auch ihrer eigenen gemeinschaftlichen Kontrolle unterworfen sind« (Grundrisse,79), sondern im Rahmen von Gesellschaftsformationen, worin der Produktionsprozess die Menschen, »der Mensch aber noch nicht den Produktionsprozess bemeistert« (23, 95); ihre eigene Gesellschaftlichkeit, ihr eigenes kollektives Zusammenwirken den Menschen entfremdet und auf übergeordnete entfremdete Mächte verlagert ist, die sie beherrschen und zur Reproduktion des Ganzen mitsamt seiner herrschaftlichen Anordnung einspannen; die gesellschaftliche Bewegung ihnen als Resultat »übermächtiger, sie willenlos beherrschender Naturgesetze« erscheint, die »sich ihnen gegenüber als blinde Notwendigkeit geltend machen« (MEW 25, 839), als "naturgeschichtlicher Prozeß", "den Gesetze lenken, die nicht nur vom Willen, dem Bewußtsein und der Absicht der Menschen unabhängig sind, sondern vielmehr umgekehrt deren Wollen, Bewußtsein und Absichten bestimmen." (23, 27)