Huda Zein reflektiert die gesellschaftlich bedingten, existenziellen Schwierigkeiten der Menschen in arabischen Gegenwartsgesellschaften, zu Individuen werden zu können. Sie kommt zu dem Schluß: "Die Zähmung des Subjekts und der dadurch ermöglichte Gewinn an Sicherheit kann nur zustande kommen, wenn das Subjekt keinen Zugang zu seiner Selbstbezüglichkeit bekommt und ihm von höherer Instanz nicht nur gesellschaftliche Ordnung, sondern darüber hinaus noch mehr versprochen wird. Dieses mehr ist etwas „Höheres“, „Übervernünftiges“ und Totalitäres, das sich in den Köpfen einpflanzt und das die Subjekte als Gedankenpolizei verinnerlichen. Etwas, das alle Subjekte einschließt und sie zu ihrer vermeintlich authentischen und wahren Identität heranzieht. Die un- und übervernünftige Identifikation mit islamischen Prinzipien und arabisch-nationalen Auffassungen als dominierende Kollektive verhindert damit die Entfaltung einer personalen individuellen Identität des Subjekts, das auf diese Weise nicht mehr das Individuelle, sondern das Kollektive bezeichnet. In jedem Individuum in den arabischen Gesellschaften schreit das mystische „Wir“, und jede arabische Gesellschaft ist mit dem mystischen Elemente des Kollektiven übersättigt. Der radikale Weg der Befreiung der Individuen in den islamisch- arabischen Gesellschaften ist unentbehrlich, und die Abschaffung der Angst ist ein Prozess, der mit der Veränderung der schweren existenziellen Bedingungen, der despotischen, religiös legitimierten Herrschaftsverhältnisse und des patriarchalischen autoritären Erziehungs- und Bildungssystems beginnen muss. Ohne radikale Änderungen in diesen existenziellen gesellschaftlichen Bedingungen ist die Befreiung des Individuums zu einem der Möglichkeit nach freien gesellschaftlichen Individuum nicht zu vollziehen." (Huda Zein, S. 16)
Heinz Gess
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