Zeit- und Erziehungskritik bei Theodor Lessing (1872 - 1933)
Anhand der Autobiographie Theodor Lessings, in der er Rechenschaft über seine Erfahrungen in und mit der Schule gibt, belegt N. Rath, dass die fatalen Entwicklungen in den ersten Jahrzehnten des 20.Jahrhunderts auch mit dem Versagen der gymnasialen Erziehung in den Schulen zu tun haben.
"Lessings Erinnerungen zeichnen das Bild einer Höheren Schule, für das die Konzepte der Allgemeinbildung zur Ideologie geworden sind, als Pseudolegitimation einer Anstalt, in der es weit eher um die Produktion von funktionierenden Untertanen geht als um die Heranbildung von zum eigenen Denken und Urteilen befähigten Menschen." (N. Rath)
Wer war Theodor Lessing, der vor 85 Jahren, in der Nacht vom 30. auf den 31. August 1933 im tschechischen Marienbad aus dem Hinterhalt von zwei sudetendeutschen Nationalsozialisten erschossen wurde?
Theodor Lessing arbeitete als Arzt, Lehrer, Publizist, Schriftsteller, Philosoph, Reformpädagoge und Kulturkritiker. Als unbequemer und unbeirrter Wahrheitssucher war er einer derjenigen deutsch-jüdischen Intellektuellen des ersten Jahrhundertdrittels, die völkischen Kreisen besonders verhasst waren.
In seinem Hauptwerk Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen entlarvt er die Geschichtspolitik der Nationalsozialisten, die darauf ausgerichtet gewesen sei, den Ersten Weltkrieg als sinnvoll zu verklären, eine Geschichtspolitik, die nicht zuletzt dem Zweck der Pseudolegitimation von Kriegen durch historische Konstruktionen dient. Für Norbert Rath gehört Lessings Entlarvung einer Geschichtspolitik, die nicht zuletzt dem Zweck der Pseudolegitimation von Kriegen durch historische Konstruktionen dient, in die Reihe der wichtigen ideologiekritischen Funde des 20. Jahrhunderts.
Heinz Gess
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