Friedrich Nietzsche, geboren vor 175 Jahren am 15. 10. 1844, ist immer noch ein Denker mit Streitwert, für die einen ein Reaktionär und ein Stichwortgeber für den italienischen und deutschen Faschismus, für die andern Vorreiter einer notwendigen Selbstkritik der Aufklärung und Wegbereiter eines neuen Natur- und Selbstverhältnisses. Für das Denken Thomas Manns ist Nietzsche über Jahrzehnte hin das philosophische Zentralgestirn. Aus der Umlaufbahn um diese Sonne sucht er sich, vor allem seit 1933, in einem langwierigen Prozess nach und nach zu lösen.
Das wichtigste Dokument dieses Ablöse-Prozesses ist sein in der Emigration in Kalifornien entstandener Roman Doktor Faustus[1], an dessen Konzeption Adorno als Berater in musikalischen und ästhetischen Fragen produktiv beteiligt war. Im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen Thomas Manns widerspruchsvolle Nietzsche-Deutungen und die Parallelen in den Nietzsche-Bildern von Thomas Mann und Adorno. (Norbert Rath)
[1] Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn erzählt von einem Freunde, 1947. Hier zitiert nach der Ausgabe: Th. Mann, Werke in zwölf Bänden, Bd. 9, Frankfurt M. und Hamburg 1968.
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