Helmut Dahmer beschreibt im folgenden Essay die im Kontext der kritischen Theorie der Gesellschaft u. a. von Horkheimer, Adorno, Freud, Pollock, Marcuse, Kirchheimer, Trotzki, Rubel entwickelte Theorie vom autoritären Charakter und autoritären Staat:
„Um zu verstehen, was den Emigranten und den Millionen von Opfern der autoritären, menschenverschlingenden Regime widerfahren war, bedurfte es der Erforschung der spezifischen Formen von »Autorität« in der modernen Wirtschaftsgesellschaft und in den politischen Regimen, die sie hervorbringt, auf der einen Seite, im seelischen Haushalt der vergesellschafteten Individuen auf der anderen. Horkheimer und sein Kreis machten es sich zur Aufgabe, das Rätsel autoritärer Herrschaft und autoritärer Gefolgschaften der Gegenwart zu lösen.“(Dahmer)
Autoritäre Charaktere als Funktionäre der totalitären Diktaturen, hätten, so Dahmer, zum Niedergang der Arbeiterbewegung als Bewegung der menschlichen Emanzipation entscheidend beigetragen. Sie hatten „nichts anderes im Sinn, als das unter dem Namen »Spontaneität« bekannte humane Potenzial auszulöschen“ und das sei in weit größerem Maße und sehr viel nachhaltiger gelungen, als wir es wahrhaben wollen. Das seiner Autonomie beraubte Individuum weise eben jenen, von den Frankfurter Emigranten in der Neuen Welt erstmals so eindrücklich beschriebenen »autoritären Charakter« auf, „der es zur Flucht vor »Freiheiten« drängt, denen es nicht mehr gewachsen ist, zur Flucht in die Massenbindung und unter das Kommando von Anführern, die ihre Gefolgsleute für Ihresgleichen halten, auch wenn sie es nicht sind, von Demagogen, die es irgendwie »geschafft« haben und die ihnen darum als »große kleine Männer« (oder auch als starke kleine Frauen) imponieren. Der »autoritäre« ist der faschistoide Charakter, und den gibt es gestern wie heute zuhauf in allen sozialen Klassen und Schichten, in allen Schuldner- und Gläubigerstaaten der Gegenwart.“ (Helmut Dahmer)
Heinz Gess
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