Unterschiedliche Funktion und fatale Verwandtschaft zweier totalitärer Regime
Helmut Dahmer schreibt: „Der Historiker, der sich dem Bann der „Ideologien“ – der verlogenen Versuche, das Entsetzliche zu „rechtfertigen“ – zu entziehen sucht, sich weder auf die Seite des einen („reaktionären“) oder anderen (vermeintlich „progressiven“) Regimes schlägt, weder mit dieser, noch mit jener „Führung“ sympathisiert oder paktiert, wird sich – in Ansehung des hinter uns liegenden, barbarischen Jahrhunderts – einzig noch mit den Opfern der Menschenfresser-Staaten solidarisieren, also mit den für Menschenrechte, Freiheit und Gleichheit kämpfenden Minderheiten und den hingeschlachteten Mehrheiten, die nicht wußten, wie ihnen geschah.
Er wird vor dem Vergleich der totalitären Regime nicht zurückschrecken, die konträren Zielen zu dienen vorgaben, zu deren Verwirklichung aber auf erschreckend ähnliche Techniken der Massenkontrolle und des Massenmords zurückgriffen.“
Eben darum geht es Helmut Dahmer in diesem Aufsatz, nämlich durch den Vergleich sowohl das spezifisch Verschiedene der beiden totalitären Regime (Stalinismus und Nationalsozialismus), das der Autor hauptsächlich in ihrer unterschiedlichen gesellschaftlichen Funktion erblickt, als auch die fatale Verwandtschaft der beiden totalitären Regime herauszuarbeiten. Er geht dabei in drei Schritten vor.
Zunächst stellt er die inszenierten Moskauer Strafprozesse und Stalins mit den Prozessen verbundenen Massenterror dar,
dann Stalins Krieg gegen Bauern und angeblich „illoyale“ Nationen.
Am Ende folgt dann der Vergleich der beiden totalitären Systeme und ihrer Politik der Vernichtung der von ihnen zu Feinden ihres „nationalen“ Sozialismus bzw. ihrer „Volkgemeinschaft“ bestimmten Völker oder Gruppen.
Der Vergleich wird eingeleitet mit einem Zitat Trotzkis, das deutlich macht, worum es geht:
„Die Bahnen Stalins und Hitlers sind durch geheime Kraft miteinander verbunden. Welcher Art ist diese Kraft? Wie lange wird sie anhalten? Zwillingsgestirne sind Paare, bei denen sich ein Stern um den anderen dreht. Sind Hitler und Stalin an dem blutroten Himmel der heutigen Weltpolitik [ein wirkliches] oder nur ein scheinbares Zwillingsgestirn? Und wenn sie ein wirkliches Zwillingsgestirn sind, wer dreht sich dann um wen?“ (Trotzki (4. 12. 1939)
Heinz Gess
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