Über den stummen Zwang der Kommunikationen
Die soziologische Systemtheorie des Niklas Luhmann hat stets mit Nachdruck die Abgehobenheit des Sozialen, in anderen Worten Eigenständigkeit sowohl als auch Eigenlogik der Gesellschaft unterstrichen. Demnach besteht die Gesellschaft weder aus Individuen noch aus Menschen, sondern aus Beziehungen und Verhältnissen zwischen diesen. Weder hat es die soziologische Systemtheorie demnach mit menschlicher Arbeit noch mit den menschlichen Bedürfnissen, weder mit Natur noch mit der Verstoffwechselung dieser zu tun. Gesellschaft zeichnet sich gerade durch die Abstraktion von aller Arbeit und allen Bedürfnissen, von aller Natur und jedem Stoffwechselprozeß aus.
Wenngleich soziologische Systemtheorie damit auch die Neuerfindung wenn schon nicht des Rades so doch immerhin der Soziatheorie für sich in Anspruch nimmt, gewahrt sie doch bloß etwas, das eine kritische Theorie der Gesellschaft seit den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts vermeintlich naiv-realistisch herausgearbeitet hat: Daß nämlich die Gesellschaft ihre Einheit allein kraft der Ablösung und Verselbständigung eines abstrakten Allgemeinen jenseits aller empirischen Realität hat.
Der Artikel von Dirk Lehmann zeichnet nach, wie wenig die soziologische Systemtheorie also die Einsichten der dialektischen Theorie recht eigentlich überholt. Weit mehr wiederholt sie nur, bisher weitgehend unbemerkt ein paar ihrer Einsichten in einer kaum zufällig der Biologie entlehnten Sprache. Ein paar der Einsichten der kritischen Theorie –, denn das Beste der kritischen Theorie der Gesellschaft freilich fehlt in der soziologischen Systemtheorie, der es zuletzt, wie aller Soziologie allein um Ordnung geht. Auf die einfache Formel gebracht handelt es sich bei der soziologischen Systemtheorie, das zeigt der Artikel von Lehmann, um eine kritische Theorie ohne Dialektik, die aber so nur halb richtig und insofern ganz falsch ist.
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