"Nennen wir's Faschismus ohne Duce oder Führer", schlug im März 2004, unmittelbar nach dem Terroranschlag von Madrid, der Herausgeber der Zeit, Josef Joffe, vor. "Den Europäern fällt es schwer, in den Spiegel des Islamo-Faschismus zu blicken und darin die Fratze der eigenen Geschichte auszumachen." Im Taumel der Ignoranz, der dem Massaker von Madrid folgte, war diese Kritik am europäischen Appeasement ein Lichtblick. Joffe sprach vom "religiös verbrämte[n] Neofaschismus" und stellte zutreffend fest: "Wer den Tod mehr liebt". Mit der Bezeichnung "Islamo-Faschismus" wollte Joffe agitieren, also seiner Warnung vor dem Appeasement Nachdruck verleihen. Inhaltlich blieb bei ihm die Verbindung zwischen Faschismus und Islamismus diffus. Das Schlagwort vom Islamo-Faschismus ist aber nicht nur ungenau, sondern indem er die islamistische Rebellion unter eine Chiffre subsumiert, die am vertrauten Europa klebt, wird die Spezifik islamistischer Ideologie und Praxis geradezu verharmlost und das schier Unbegreifliche dieser Bewegung "die Absolutheit des religiösen Wahns oder die Archaik der weiblichen Unterjochung" semantisch zum Verschwinden gebracht.
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