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Vom Meinen und Sagen in der Politik

Details
Geschrieben von: Silvia Debusmann
Kategorie: Kultur, Literatur, Musik
Veröffentlicht: 21. Februar 2011
Zugriffe: 10619
 

Eine kritische Untersuchung des Sprachgebrauchs in der Politik

Meinen und Wissen, Können und Wollen klaffen in der Politik bekanntlich oft weit auseinander. Um  den geringen Sinngehalt von politischen Äußerungen zu kaschieren, bedient sich die politische Rede regelmäßig ungezählter Möglichkeiten, aus Worten, Begriffen, Satzbausteinen und vielem mehr ein Sprachspiel besonderer Art zu konstruieren. Das manipulierende Jonglieren mit  Wortbedeutungen zeigt sich besonders auffällig in Wahlkampfreden, deren Parolen, Plattitüden, Euphemismen und leere Worthülsen ein Musterbeispiel dafür sind, wie gedankenlos propagandistisch die Sprache im politischen Publikumsverkehr benutzt wird.

Günther Anders kennzeichnet dieses "besondere Sprachspiel" in seinem mehrbändigen Werk „Die Antiquiertheit des Menschen“ (München 1980) als ein "tautologisches Tauschgeschäft", das "nichts anderes mehr dar(stellt) als einen einzigen, mit verteilten Rollen gesprochenen 'Kollektivmonolog'. Die konformistische Gesellschaft als ganze redet mit sich selber." (Bd.2  S.153). Sie animiert durch ihre Politik-, Kultur- und Meinungsmanager  das Publikum immer wieder neu zum tausendstimmigen belanglosen Mitreden, damit das zum Kollektivmonolog verkümmerte Sprechen im Interesse ihres eigenen Daseins nicht aufhört. Denn dadurch, dass wir alle, so Anders, an diesem "besonderen Sprachspiel" immerzu teilnehmen und seine zur baren Selbstverständlichkeit gewordene historische Besonderheit als konformierenden Kollektivmonolog gar nicht mehr wahrnehmen, steuern wir auf den "idealen Zustand restloser Konformität" (a. a. O., S. 154) in verteilten Rollen zu, - einen Zustand, in dem alles ‚selbstredend’ und ‚alternativlos’ seinen ‚fortschrittlichen’ Weg geht, und das heißt eben: ein Zustand, in dem sich unser Selber-Reden erübrigt – wir aber gerade deswegen immer weiterreden, um uns über den realen Nihilismus, dass sich unser Selber-Reden im ‚alternativlosen’ politischen Kollektivmonolog ganz und gar erübrigt, zu betrügen und bei der Stange der konformistischen Gesellschaft zu bleiben, in der das „automatische Subjekt“ (K. Marx) in verteilten Rollen mit sich selbst spricht.

Als wichtigste Techniken dieses semantisches Betrugs  hebt G. Anders die Techniken der „falschen Zustellung, der Aktivitätsfälschung und der Verschiebung und Verdichtung hervor (a. a. O., S. 164 ff). Alle zusammen wirken so, dass der politische Betrug heute immer schon „im Innern der Praxis“ selbst versteckt ist. Dieses Versteck ist die größte Chance, die dem Betrug gegeben werden kann: Da er keine Sonderexistenz mehr hat, „also nicht mehr als identifizierbarer oder widerlegbarer Lügensatz oder als selbstbewusst ausgebreitete Doktrin auftritt, ist er nun imstande, genau so zu handeln wie sein klassischer Meister, der im Dunkeln der Höhle Polyphem auflauernde Odysseus, gehandelt hatte, nämlich in scheinbarer Bescheidenheit zu lügen, dass er ‚niemand’ sei. (a. a. O., S. 167)

Ein bekanntes Paradigma für eine solche Aktivitätsfälschung durch den konformistischen Kollektivmonolog ist in diesen Tagen die Fälschung der Religionskritik am Islam als einer sich religiös legitimierenden Form unmittelbarer gesellschaftlicher Herrschaft, deren Kanon im Koran, in den Hadhiten und in der daraus abgeleiteten Scharia festgelegt ist, in eine (Islam-)Phobie und phobische Projektion, wobei diese Aktivitätsfälschung zumeist mit fragloser Selbstverständlichkeit ohne Fühlungnahme mit der kritisierten Sache und ohne wirkliche Bezugnahme auf die in Fühlungnahme mit der Sache entstandenen Argumente der Islamkritiker vorgenommen wird.[1]

Sylvia Debusmann untersucht das Sprachspiel des kollektiven politischen Monologs in dem folgenden Essay vor allen mit den Mitteln der linguistischen Analyse.  

Heinz Gess

Wenn Sie den Essay von Dr. Sylvia Debusmann  lesen wollen, dann klicken Sie bitte  h i e r (76.74 KB)


[1]  S. hierzu im Kritiknetz u. a.: Heinz Gess, Das verletzte religiöse Gefühl und die Religion als Herrschaftsform, http://bit.ly/d061iE. Martin Grote, Deutsche Zustände – im Kontext von Antisemitismus und Islamophobie, http://bit.ly/cWQJy7. Heinz Gess, Ist Deutschland ein multireligiöser Staat, http://bit.ly/d209d4;Heinz Gess, Hartmut Krauss,  Gegenaufruf gegen den demagogischen Auf „Rassisten sind eine Gefahr, nicht Muslime, http://bit.ly/8YBarK

 

 

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