Wie standen die Hauptvertreter der ‘Frankfurter Schule’ zum Protest von ‘1968’? Viele der oppositionellen Studierenden beriefen sich seinerzeit auf die Analysen der Dialektik der Aufklärung, auf Aufsätze Horkheimers aus der Zeitschrift für Sozialforschung oder auf Beiträge von Herbert Marcuse und forderten zugleich von den als ‘Vordenkern’ betrachteten Philosophen ein hohes Maß an Solidarisierung und Identifikation mit ihren Aktionen ein. Horkheimer und Adorno waren nicht bereit, dies bedingungslos aufzubringen und bekundeten das auch öffentlich. Daraufhin brachen Teile der studentischen Protestbewegung mit ihnen. In der Mainstream-Presse in Deutschland war – nach Adornos plötzlichem Tod nach einem Herzinfarkt am 6. 8. 1969 – sogar von ‘Vatermord’ die Rede. War nun 1967/68 eine von der ‘Frankfurter Schule’ beeinflusste ‘Neue Linke’ an den deutschen Universitäten angekommen oder beendete umgekehrt die Konjunktur des Protests die kurze Phase einer Breitenwirkung der ‘Kritischen Theorie’? Für beides lassen sich Belege finden.
Im Folgenden sollen die Reaktionen der beiden Denker, die die ‘Kritische Theorie’ wesentlich mitbegründet haben, auf die Bewegung von ‘1968’ dargestellt werden.
Um zu einem etwas vollständigeren Bild der komplexen Zusammenhänge von ‘Kritischer Theorie’ und Studentenbewegung zu gelangen, wäre zusätzlich die (eher zustimmende) Stellung von Herbert Marcuse und die (eher ambivalente) von Jürgen Habermas zu den Theoremen und Aktionen der ‘1968er’ zu untersuchen. Beide galten eine Zeitlang als Mentoren der Protestbewegung. Dieser Aufsatz beschränkt sich allerdings auf die Darstellung der Reaktionen von Horkheimer und Adorno.
Norbert Rath
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