Zum linksideologischen Anti-Antifaschismus des Floris Biskamp[1]
Floris Biskamps Thema ist nicht die vernünftige emanzipatorische Kritik einer Ideologie und Religion, die vorbürgerliche, unmittelbare Herrschaftsformen legitimiert und zumindest in neuerer Zeit auch einem auf Israel bezogenen Vernichtungsantisemitismus das Wort redet und das zugleich verleugnet, sondern sein Thema ist die unbotmäßige, unzensierte, kritische Rede über den Islam.
Sie ist der Feind, den er mit Ingrimm verfolgt, unabhängig davon, ob die Kritik wahr oder falsch, befreiend oder konformistisch, informiert, differenziert oder platt ist. Um das zu beurteilen, müsste man sich ja mit der islamischen Lehre (womöglich sogar in ihren verschiedenen Lehren) und ihrer herrschaftsfunktionalen Praxis auseinandersetzen. Das aber ist Biskamps Sache nicht. Ihn treibt vorgeblich die Sorge um, dass die kritische Auseinandersetzung mit der Religion unvermittelter gesellschaftlicher Herrschaft diskriminierende Effekte für den Islam und seine gläubigen Vollstrecker auf Erden nach sich ziehen könnte und so redet er über „das Reden über den Islam“ ohne Kenntnis von der Sache selbst und ohne sich je kritisch mit ihr (dem Islam in Wort und Taten) auseinandergesetzt zu haben. Dabei unterstellt er tendenziell, dass Kritiker des Islam auch dann, wenn sie ihr Urteil gut begründet und präzis formuliert haben, für die üblen Taten von solchen Muslimen, die sich durch die richtige Kritik in ihrem kollektiven Narzissmus gekränkt fühlen und darum mit harten Strafen drohen, oder von deutschstämmigen Pegida-Anhängern, die sich durch die Kritik fälschlicherweise in ihrem Treiben ermutigt fühlen, was sie nicht könnten, wenn sie richtig zu lesen gelernt hätten, verantwortlich seien und deshalb die Kritik „aus Verantwortung“ für falsche Ganze zu unterlassen, also zu kuschen hätten.
So wird aus einem Theoretiker der „neuen kritischen Theorie“, der früher einmal zumindest "partiell als vernünftig" (Perrefort) gelten konnte und eine partielle Widerständigkeit gegen konformistische Zumutungen zu erkennen gab, ein „Islamkritik-Saboteur – und das ist keineswegs eine polemische Übertreibung“ (Perrefort).
Von dieser konformistischen Transformation zum Islamkritik-Saboteur handelt der folgende Essay von Felix Perrefort.
Adorno würde diese konformistische Transformation die zum Mitläufer nennen. Das macht deutlich, wie wenig die sogenannte neue kritische Theorie mit der wahren kritischen Theorie noch zu tun hat: „Was man so »Mitläufertum« nennt, war primär Geschäftsinteresse: daß man seinen eigenen Vorteil vor allem anderen wahrnimmt und, um nur ja nicht sich zu gefährden, sich nicht den Mund verbrennt. Das ist ein allgemeines Gesetz des Bestehenden. Das Schweigen unter dem Terror war nur dessen Konsequenz. Die Kälte der gesellschaftlichen Monade, des isolierten Konkurrenten, war als Indifferenz gegen das Schicksal der anderen die Voraussetzung dafür, daß nur ganz wenige sich regten. Das wissen die Folterknechte; auch darauf machen sie stets erneut die Probe.“ (Th, W. Adorno, Erziehung nach Auschwitz: Gesammelte Schriften 10.2, S.687)
Heinz Gess
Floris Biskamp ist Soziologe und Politikwissenschaftler an der Universität Kassel. Er hat bei Helmut Dubiel in Gießen promoviert. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen politische Theorie, Gesellschaftstheorie, das Verhältnis von Politik und Religion sowie Rassismus- und Antisemitismusforschung. Er verbindet neuere kritische Theorie mit postmoderner Theorie. Er hält deutschlandweit Vorträge, in denen er über „Das Reden über das Reden über den Islam“ referiert. Stets übernimmt er die Funktion des theoretisch versierten „differenzierenden“ Vermittlers, wo eindeutig Partei zu ergreifen wäre. An ihm kann im Besonderen die allgemeine Tendenz beobachtet werden, wie der vorgebliche Antirassismus der Islamisierung ideologischen Begleitschutz verschafft. Er steht damit exemplarisch für den Konformismus der deutschen Akademie in Bezug auf den Islam.
Wenn Sie den Essay von Felix Perrefort lesen möchten, klicken Sie bitte h i e r .