Unter den als Dienstleistungsangeboten offerierten Hilfen verbergen sich nicht selten die alten Probleme einer janusköpfigen Sozialen Arbeit, der der Zwang als ultima ratio nicht fremd war. Sie werden meist nur nicht als solche in den professionellen Diskussionen thematisiert, weil der Soazialarbeiter sich nur zu gern als Helfer darstellt, der nur dem "wahren" Interesse des Klienten, den er gerne als "Kunden" versteht dienstbar ist. Angesichts der keineswegs zwanglosen Praxis der Sozialen Arbeit wird hier der Frage nachgegangen, unter welchen Bedingungen zu "Hilfe" überredet, sie aufgedrängt oder, durch entsprechende Sanktionen erzwungen wird, und ihr auch empirisch, bezogen auf die damit erzielten Wirkungen, nachgegangen werden. Intention ist dabei eine der "Sache" angemessene Diskussion der Ambivalenzen der Sozialen Arbeit - in Theorie und Praxis, von außen betrachtet und von innen beleuchtet.
(nach dem Vorwort zur Veranstaltung "Freiwilligkeit und Zwang")
Der aktivierende Sozialstaat, so habe ich hier anzudeuten versucht, ist passgenaues Instrument einer globalen Ökonomisierung der Lebenszusammenhänge, wie sie in allen westlichen Industrienationen zu beobachten ist. Dabei ist der aktivierende Wohlfahrtsstaat nicht, wie es viele Kritiker herausstellen, eine lediglich abgespeckte Variante des Sozialstaats. Sie ist nicht einfach Ausdruck der neoliberalen Ideologie vom bösen Staat, der möglichst klein zu halten und von daher abzubauen sei. Im Gegenteil: der aktivierende Sozialstaat ist lediglich ein anderer Typus der Staatstätigkeit, der seine strategische Ausrichtung von Fürsorglichkeit auf Strafe und Kontrolle umprogrammiert. Dafür spricht auch die international, insbesondere in den USA und Großbritannien zu beobachtende Verschärfung der strafrechtlichen Kontrolle (vgl. Waquant 2000), beispielhaft seien die exorbitante Steigerung der Inhaftiertenzahlen in den USA genannt, die, was den Anteil der inhaftierten Bevölkerungsanteile angeht, nur noch (knapp) von Russland übertroffen wird. Es wäre deshalb ratsam, sich die Leitformel vom „Fördern und Fordern“ nicht all zu schnell zu eigen zu machen. Zumindest sollte man sich des mit erkennbarem Unbehagen vorgetragenen Hinweises von Frank Braun (2001) vergegenwärtigen, dass die pädagogische Formel vom Fördern und Fordern etwa in der Jugendsozialarbeit traditionell etwas anderes meint als Zwang, nämlich den notwendig fordernden Charakter von Lernsituationen, ihr Provokationspotential für individuelle Entwicklungen.
Der aktivierende Sozialstaat, so habe ich hier anzudeuten versucht, ist passgenaues Instrument einer globalen Ökonomisierung der Lebenszusammenhänge, wie sie in allen westlichen Industrienationen zu beobachten ist. Dabei ist der aktivierende Wohlfahrtsstaat nicht, wie es viele Kritiker herausstellen, eine lediglich abgespeckte Variante des Sozialstaats. Sie ist nicht einfach Ausdruck der neoliberalen Ideologie vom bösen Staat, der möglichst klein zu halten und von daher abzubauen sei. Im Gegenteil: der aktivierende Sozialstaat ist lediglich ein anderer Typus der Staatstätigkeit, der seine strategische Ausrichtung von Fürsorglichkeit auf Strafe und Kontrolle umprogrammiert. Dafür spricht auch die international, insbesondere in den USA und Großbritannien zu beobachtende Verschärfung der strafrechtlichen Kontrolle (vgl. Waquant 2000), beispielhaft seien die exorbitante Steigerung der Inhaftiertenzahlen in den USA genannt, die, was den Anteil der inhaftierten Bevölkerungsanteile angeht, nur noch (knapp) von Russland übertroffen wird. Es wäre deshalb ratsam, sich die Leitformel vom „Fördern und Fordern“ nicht all zu schnell zu eigen zu machen. Zumindest sollte man sich des mit erkennbarem Unbehagen vorgetragenen Hinweises von Frank Braun (2001) vergegenwärtigen, dass die pädagogische Formel vom Fördern und Fordern etwa in der Jugendsozialarbeit traditionell etwas anderes meint als Zwang, nämlich den notwendig fordernden Charakter von Lernsituationen, ihr Provokationspotential für individuelle Entwicklungen.
Heinz Gess
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