Integration, Integrationsbarrieren, Religion sowie Einstellungen zu Demokratie, Rechtsstaat und politisch-religiös motivierter Gewalt.
Ergebnisse von Befragungen im Rahmen einer multizentrischen Studie in städtischen Lebensräumen
unter Mitarbeit von
Ramzan Inci, Sarah Dürr, Jan Kolberg, Malte Kröger,
Michael Wehsack, Tobias Block und Bora Üstünel
Hamburg, Juli 2007
Universität Hamburg
Fakultät für Rechtswissenschaft, Institut für Kriminalwissenschaften, Abteilung Kriminologie
mit einer Zusammenfassung und einem Kommentar von Heinz Gess
Zusammenfassung:
1. Für die Studie wurden insgesamt 1750 Muslime in Interviews befragt. Ziel war es, den Nährboden für extremistische Gruppen und potentielle Täter politisch motivierter Gewalt auszuloten. In Deutschland leben rund drei Millionen Muslime.
2. Die Religion hat laut der Studie innerhalb der muslimischen Bevölkerung eine große und wachsende Bedeutung. Gerade für junge Leute werde ihr Glauben immer wichtiger. 40 Prozent der Muslime (das sind rund 1,2 Millionen Personen) ordnet die Studie als religös konservativ bis fundamental orientiert ein, mit klaren islamischen Orientierungsmustern und Moralvorstellungen.
2. Zwölf Prozent der Muslime in Deutschland - das sind geschätzte 420 Tausend Personen, von denen knapp 40 Prozent
(170 .000) einen deutschen Pass haben, also muslimische Deutsche sind, identifizieren sich mit einer stark religiös getönten autoritären Kritik an westlichen Gesellschaften. Sie sind anti-demokratisch, anti-westlich und antisemitisch eingestellt. Ihren Hauptfeind erkennen sie in der liberalen Demokratie des Westens, dem Judentum, dem Zionismus (Israel) und den USA als Protagonisten eben des liberalen Westens, den sie hassen.
3. Sechs Prozent (das sind geschätzte 210.000) erklären sich sogar zur Gewaltanwendung gegen die Verteidiger der westlichen Lebensform bereit. Sie sind "gewaltaffin", wie es in der Studie heißt. Sechs Prozent, also etwa 210.000 Muslime in Deutschland, akzeptieren laut oben genannter Studie massive politisch-religiös motivierte Gewalt. Das ist der Nährboden für den militanten Djihad-Islamismus, der junge Muslime so in seinen Bann zieht, dass sie Busse und Züge voller Menschen in die Luft sprengen.
4. Das militante islamistische Potential nährt sich - auch - aus der schlechten sozialen Lage der moslemischen Mitbürger. Besonders schlimm ist die Situation für viele Migranten im Bereich Bildung und Arbeit: 18 Prozent der Kinder aus Einwandererfamilien brechen die Schule vorzeitig ab. Nur 23 Prozent von ihnen absolvieren eine Berufsausbildung (Deutsche: 57 Prozent). Rund 40 Prozent der Migranten haben keinen Berufsabschluss, bei den in Deutschland lebenden Migranten aus der Türkei sind 72 Prozent ohne berufliche Qualifizierung (Migranten aus Griechenland: 61 Prozent, Einwanderer aus Italien: 56 Prozent, Deutsche: 12 Prozent) Damit ist das Arbeitslosigkeitsrisiko von Migranten doppelt so hoch wie bei Deutschen.
5. Die Daten legen nahe, dass die Islamisierung muslimischer Migranten auch auf ihre Ausgrenzung in den Bereichen Bildung und Arbeit zurückzuführen ist: Die zentrale Erfahrung von Jugendlichen selbst der dritten Generation türkisch stämmiger Zuwanderer ist, dass auch sie noch als Ausländer wahrgenommen werden. Sie fühlen sich ausgegrenzt, obwohl sie sich als Deutsche fühlen und zu 40% auch deutsche Staatsbürger sind. Das verstärkt die Abschottungstendenzen und die Entstehung einer sub- oder kontrakulturellen Wagenburgmentalität.
Diese kontrakulturelle Mentalität kann von religiösen Fanatikern leicht zum religiös überhöhten, gewaltbereiten Hass auf die westliche Lebensweise insgesamt und auf Amerika und Israel insbesondere transformiert werden, der wiederum die Desintegration und aggressive Wagenburgmentalität verstärkt, so dass nicht selten eine Spirale von Desintegration/Ausgrenzung - wachsender kultureller Entfremdung - Islamisierung mit zunehmendem Hass auf die westliche Lebensform - wachsende Desintegration/ Ausgrenzung - wachsender islamistischer Hass/ Bereitschaft zur Gewaltanwendung usw. usf. entsteht - ein ernstzunehmendes islamistisches Radikalisierungspotenzial. (s. dazu Punkt 2 und 3)
Link zum Artikel (PDF): "Muslime in Deutschland ". Klicken Sie bitte hier.