Zum Zusammenhang von Hegel’scher Kantkritik und materialistischer Erkenntniskritik
Der Autor bestimmt das Thema seines Essays in der Einleitung wie folgt: „Von grundlegender Bedeutung für eine Kritische Theorie der Erkenntnis ist es, eine Wechselbeziehung zwischen der Konstitution der Gesellschaft und der des Erkenntnisvermögens des Subjekts explizieren zu können. Für ein solches Unterfangen bietet sich eine Untersuchung des Zusammenhangs idealistischer und materialistischer Positionen zu Kants transzendentaler Erkenntnistheorie an. Im Zentrum für eine materialistische Erkenntniskritik werden hierfür unter anderem Konzepte von Theodor W. Adorno, Jürgen Habermas und Alfred Sohn-Rethel stehen.“
Ausgehend von Adornos Überlegungen zur Korrelation von Geltung und Genese, führt seine Untersuchung zu dem Ergebnis, „dass eine autonome Geltungsprätention des erkennenden Subjekts innerhalb des Funktionszusammenhangs warenproduzierender Gesellschaften nicht möglich ist, da in diesem nicht ausschließlich der Realprozess der gesellschaftlichen Arbeit wirkt, sondern zudem der Prozess der Tauschabstraktion, der zum einen Zwänge zweiter Natur herbeiführt und zum anderen das Denken so präformiert, dass es auf die abstrakte Verstandeslogik reduziert bleibt.“ Erst „in einer Gesellschaft, in der der Prozess der Tauschabstraktion aufgehoben wäre und einzig der der gesellschaftlichen Arbeit wirken würde, würden die Gegenstandskonstitution durch die kategoriale Funktion des Verstandes und die absolute Geltung des Wissens zusammenfallen können, da das bisherige Etwas als Äußeres der Reflexion in Anderes der Erkenntnis durch den Arbeitsprozess stetig mit Denkgesetzen ausgestattet werden würde und somit das Denken sich perspektivisch innerhalb der Sachlogik selbst zum Gegenstand haben könnte.“ Erst unter dieser Voraussetzung könnten „die praktische Genese und die theoretische Geltung innerhalb des Erkenntnisvermögens“ versöhnt werden.
Heinz Gess
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