Oskar Negt, dieser bedeutende Soziologe und Philosoph aus der ‘zweiten Generation’ der ‘Frankfurter Schule’, ist am 1. August 2019 85 Jahre alt geworden. Im folgenden Beitrag geht es vor allem um seine Stellung zu Theodor W. Adorno, zu Jürgen Habermas und zu Alexander Kluge. Negt, sagt sein Freund Kluge, lebe „eine Haltung, die der inneren Struktur des politischen Protests und der Kritischen Theorie“ entspreche (Kluge 2001, S. 6). – Der Titel des Beitrags greift eine Formulierung von Ernst Bloch auf, der 1953 ein Bändchen Christian Thomasius, ein deutscher Gelehrter ohne Misere veröffentlicht hat.
Negts Hauptwerk Geschichte und Eigensinn stammt bereits aus dem Jahr 1981. Es ist ein philosophisches Geschichts- und Geschichtenbuch, geschrieben in enger Zusammenarbeit mit Alexander Kluge. Neben der gleichfalls im Jahr 1981 erschienenen Theorie des kommunikativen Handelns von Habermas ist Geschichte und Eigensinn eines der auflagenstärksten und wirkungsmächtigsten Theorie-Bücher im Deutschland der 1980er Jahre. Mit der Rehabilitierung von Selbstregulierung und subjektivem Eigensinns, mit der Inanspruchnahme dieser Konzepte gegen deterministische Vorstellungen von Subjekt und Gesellschaft und mit neuen Reflexionen zu einer Theorie der ‘zweiten Natur’ haben Negt und Kluge zentrale Motive ihrer akademischen Lehrer Max Horkheimer und Theodor W. Adorno wieder aufgenommen und weitergeführt.
Norbert Rath
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