Bemerkungen zu G. Lukács' Konzept der „Ontologie des gesellschaftlichen Seins"
Aus dem Artikel von Ruben und Warnke(1): "Zweifellos betrachtet Georg Lukács die kategoriale Bestimmung der Arbeit als das Schlüsselproblem in der Untersuchung der gesellschaftlichen Bewegung und Entwicklung. In seiner „Ontologie des gesellschaftlichen Seins“ jedenfalls versucht er, eben diese Position zu realisieren – und zwar in bemerkenswerter Selbstkorrektur seines einst in „Geschichte und Klassenbewußtsein“ vertretenen Standpunktes. Diese Selbstkorrektur bezieht sich expressis verbis bekanntlich auf die in den frühen zwanziger Jahren formulierte Tendenz, „den Marxismus ausschließlich als Gesellschaftslehre, als Sozialphilosophie aufzufassen und die darin enthaltene Stellungnahme zur Natur zu ignorieren oder zu verwerfen“(2), auf die Attitüde also, die Natur überhaupt als „gesellschaftliche Kategorie“ (3) aufzufassen. Und mit Recht wendet Lukács gegen seine frühere Position ein, daß ein Begriff der Ökonomie, aus dem „die Arbeit als Vermittler des Stoffwechsels der Gesellschaft mit der Natur . . . herausfällt“4, einen eingeengten, verkürzten Determinationsakt reflektiert. Mit Recht proklamiert er auch, „daß gerade die materialistische Auffassung der Natur die wirklich radikale Trennung zwischen bürgerlicher und sozialistischer Weltanschauung herbeiführt“.
Wir stimmen diesem Urteil vorbehaltlos zu. Wir sind mit Lukács einig darin, daß der marxistischen Analyse menschlicher Gesellschaftlichkeit eben die Analyse der Arbeit obligatorisch zugrunde zu legen ist, und teilen auch die Entschiedenheit, mit der er auf der theoretischen Realisierung dieser Voraussetzung besteht. Nichtsdestoweniger halten wir es für erforderlich, gegen Lukács zu polemisieren, so-fern der wirkliche Inhalt dieser Realisierung zur Debatte steht, sofern es wesentlich um die philosophisch-kategoriale Untersuchung der Arbeit und damit zugleich um die Bestimmung des Zusammenhangs der menschlichen Gesellschaft mit der Natur geht. ……
1 Erstveröffentlichung in: DZfPh 27(1979)1, S. 20–30. Ursprünglich wurde der Beitrag von der Leitung des Zentralinstituts für Philosophie der AdW der DDR für die Edition im Ungarnheft der DZfPh angefordert. Dieses Heft unterlag langfristiger Vorbereitung und erschien im November 1979. Unser Beitrag wurde im Sommer 1977 hergestellt; später erhielten wir von der Institutsleitung die Nachricht, der vorgesehene Zweck stehe nicht mehr zur Debatte. Gerüchteweise erfuhren wir, daß aus Ungarn Einwände gegen eine Auseinandersetzung mit G. Lukács geäußert wurden. So lagerte das Manuskript vollständig für den Druck vorbereitet in der Redaktion der DZfPh, bis ihr neuer Chefredakteur Hans-Christoph Rauh seine Edition in eigener Entscheidung betrieb
2 G. Lukács: Geschichte und Klassenbewußtsein. Neuwied/(West-)Berlin 1968. S. 15
3 Vgl.: Ebd. S. 16
4 Ebd.
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