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Zum Verhältnis zwischen Struktur und Handlung im Kapitalismus

Details
Geschrieben von: Meinhard Creydt
Kategorie: Kritik der Politischen Ökonomie, Staatskritik
Veröffentlicht: 18. August 2018
Zugriffe: 14068

Zur Kritik an gängigen Missverständnissen am Beispiel von Alex Demirovic

Das Verhältnis von Struktur und Handlung im Kapitalismus bildet ein schwieriges und bislang in der Diskussion häufig unbewältigtes Problem. In Abschnitt 2 und 3 des Textes stellt M. Creydt „konstruktive“ Überlegungen vor, in Abschnitt 4-6 kritisiert er die Auffassungen von Alex Demirovic zum Thema und vergegenwärtigt deren pseudopolitische Konsequenzen.

Demirovic plädiert dafür, sich von den bisherigen Erkenntnissen der ‚Kritik der Politischen Ökonomie’ zu ökonomischen Strukturen und Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus zu verabschieden. An den Platz dieses Wissens solle das Konstrukt einer Orientierung am statistischen Durchschnitt treten. Demirovic vertritt zudem die These, die Herrschenden könnten über die grundlegenden Gesellschaftsstrukturen bestimmen. In diesem voluntaristischen Horizont lautet dann die Perspektive: Lasst uns den autokratischen und unsolidarischen Willen einer kleinen Minderheit durch den Willen der Mehrheit ersetzen! Daniela Dahn formuliert das so: „Der Auftrag der Sammlungsbewegung wäre, das Primat der Politik zurückzuerobern“ (Neues Deutschland 18.8.2018, S. 4), als hätte es dieses Primat jemals gegeben und als könne es dieses überhaupt geben.

Demirovics Intervention gegen die Gesellschaftsstruktur-Theorie der ‚Kritik der Politischen Ökonomie’ steht im Kontext der „Wiederkehr eines einfachen Marxismus“, die Michael Wendl in seinem Buch „Machttheorie oder Werttheorie“ (Hamburg 2013) beschreibt. Die These vom Primat der Politik taucht in der kapitalismuskritischen Diskussion in verschiedenen Varianten auf. (a) In Anlehnung an Laclau und Mouffe heißt es: „Die Ökonomie selbst ist … ein Kampffeld, das keine anderen ‚Bewegungsgesetze’ kennt, als die, welche einem Feld antagonistischer Kräfte entstammen. Auch der ökonomische Raum konstituiert sich ausgehend von einem politischen Kräfteverhältnis“[1] (b) Beim Operaismus lautet eine zentrale Position, der Stand des Klassenkampfes sei die Ursache ökonomischer Krisen. (c) Die Zeitschrift „Gegenstandpunkt“ vertritt die These vom Staat, der die kapitalistische Ökonomie einrichte.[2] In Position a und b emanzipiert sich „der Kampf“ - Münchhausen gleich - von all denjenigen Kontexten und Hindernissen, über die die Analyse der kapitalistischen Gesellschaftsstrukturen und des Waren-, Geld-, Lohn- und Kapitalfetisches sowie der „Mystifikationen der Oberfläche“  aufklärt. Das Extrem der politizistischen Weltanschauung hat ein Ökonom aus der frühen Zeit des Stalinismus gut auf den Punkt gebracht: „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Wirtschaft zu studieren, sondern sie zu verändern. Wir sind nicht durch Gesetze gebunden. Es gibt keine Festungen, die nicht von den Bolschewiki eingenommen werden könnten“[3].

 [1] Sonja Buckel: Neo-Materialistische Rechtstheorie. In: Dies., Ralph Christensen, Andreas Fischer-Lescano (Hg.): Neue Theorien des Rechts. Stuttgart 2006, S. 135.

[2] Vgl. dazu Meinhard Creydt: Der bürgerliche Materialismus und seine Gegenspieler. Interessenpolitik, Autonomie und linke Denkfallen. Hamburg 2015, S. 43 (ad b), 62-75 (ad c).

3 zit. n. Leonard Shapiro: Die Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Berlin 1961, S. 386

 Meinhard Creydt

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