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Der prozessierende Widerspruch

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Geschrieben von: Claus Peter Ortlieb
Kategorie: Kritik der Politischen Ökonomie, Staatskritik
Veröffentlicht: 06. April 2016
Zugriffe: 12051

Produktion des relativen Mehrwerts und Krisendynamik

Marx schreibt in den Grundrissen der Kritik der politischen Ökonomie

„Das Kapital ist selbst der prozessierende Widerspruch [dadurch], daß es die Arbeitszeit auf ein Minimum zu reduzieren sucht, während es andrerseits die Arbeitszeit als einziges Maß und Quelle des Reichtums setzt.“ (Marx 1974: 593)

„Die Produktivkräfte und gesellschaftlichen Beziehungen … erscheinen dem Kapital nur als Mittel, um von seiner bornierten Grundlage aus zu produzieren. In fact aber sind sie die materiellen Bedingungen, um sie in die Luft zu sprengen.“ (Marx 1974: 593/594).

Nach Marx steuert das Kapital historisch auf eine fundamentale krise zu, weil wegen der wachsenden Produktivität die gesamtgesellschaftliche bzw. globale Mehrwertproduktion auf Dauer abnehmen und die Kapitalverwertung schließlich zum Erliegen kommen müsse. Ortlieb überprüft diesen Gedanken mit Erkenntnissen und Erkenntnismitteln von heute, wozu auch ein wenig Mathematik gehört.

Seine Überprüfung führt zu dem Ergebnis, dass wir Heutigen vor der „Wahl zwischen Pest (dem allmählichen Verschwinden der Arbeit und den damit im Kapitalismus verbundenen sozialen Folgen) und Cholera (dem ökologischen Kollaps)“ stehen und dass das vermutlich noch nicht einmal eine Alternative ist, sondern uns vermutlich beides zugleich droht – „eine fallende Mehrwertproduktion bei gleichzeitig wachsendem Ressourcenverbrauch –, überlagert von der Aussicht auf Kriege um die immer knapper werdenden, in der Kapitalverwertung verschleuderten stofflichen Ressourcen und um die Chancen, auch noch ihre letzten verbliebenen Reste verwerten zu dürfen.“ (Ortlieb)

Marx hoffte, dass unter den Bedingungen dieser Krise eine starke Bewegung der menschlichen Emanzipation vorhanden sein würde, die die Krise als Chance zu nutzen wüsste, die kapitalistische Produktions- und Verkehrweise zu überwinden, bevor der Zwang zur Akkumulation abstrakten Reichtums durch Produktion relativen Mehrwerts nur noch verbrannte Erde hinterlassen haben wird. Er konnte seinerzeit auch noch darauf hoffen, weil eine starke Arbeiterbewegung vorhanden war, von der ein nicht unerheblicher Teil sich als soziale Emanzipationsbewegung und nicht als Bewegung für „soziale Anerkennung“ (Honneth) im Kapitalverhältnis verstand. Das ist heute längst nicht mehr so. Auch ist keine andere kraftvolle Bewegung menschlicher Emanzipation vorhanden. Deshalb ist schwerlich auf eine Überwindung des Kapitalismus in der Krise und noch viel weniger auf eine von gesellschaftlicher Herrschaft überhaupt zu hoffen. Vielmehr ist eine negative Aufhebung des Kapitalismus auf seiner eigenen Grundlage (Bruhn), Zerstörung  sind feudalkapitalistische Formen oder Formen totaler Herrschaft mitsamt dem „totalen Krieg“ (Goebbels) zur Auslöschung des „existenziellen Feindes“, als der in der ganzen bisherigen Geschichte von „Abend- und Morgenland“ „der Jude“ galt und weiter gilt, eher wahrscheinlich; die Zerstörung "des Menschen und der Erde". Aber das bleibt Spekulation.

Doch wer die regelmäßigen Vernichtungsdrohungen des iranischen Mullahregimes gegen Israel und den Krieg in Syrien mit Massenmorden und Vertreibungen von Christen und Jesiden - die Juden waren schon Jahrzehnte zuvor vertrieben oder ermordet worden -, das Widerstarken der "neuen Rechten" in Frankreich (FN), Deutschland (AFD), Ungarn, Kroatien, Polen und andernorts, die Auferstehung der völkisch-konservativen Revolution in Russland (Dugin, Putin), den Rechtspopulismus von Trump (USA) und den überall zunehmenden Antisemitismus/Antizionismus und Nationalismus als Zeichen zu lesen weiß, der wird wissen, dass diese Spekulation nicht haltlos ist.  

Heinz Gess

 

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