Sehr geehrte Leser(innen) des Kritiknetzes,
am Montag, dem 06. 06. 08 wurde in den Räumen des Fachbereichs der FH Bielefeld und der angrenzenden Mensa der FH ein Protestschreiben verteilt, das eine Gruppe Studierender an der FH Bielefeld, die aus guten Gründen anonym bleiben möchte, verfasst hat. In diesem Schreiben heißt es:
"Uns ist durch den Artikel "Grün-braune Liebe zur Natur. Die NSDAP als "grüne Partei' und die Lücken der Naturschutzforschung" von Peter Bierl und Clemens Heni (in Hg.www. Kritiknetz.de: http://www.kritiknetz.de/?position=artikel&aid=409) bekannt geworden, dass der rechtsextreme Werner Georg Haverbeck in den 70iger Jahren als Professor für Sozialwissenschaften an der FH Bielefeld lehrte und dort in allen Ehren pensioniert wurde. Herr Haverbeck war ein hochrangiger Nazi.
am Montag, dem 06. 06. 08 wurde in den Räumen des Fachbereichs der FH Bielefeld und der angrenzenden Mensa der FH ein Protestschreiben verteilt, das eine Gruppe Studierender an der FH Bielefeld, die aus guten Gründen anonym bleiben möchte, verfasst hat. In diesem Schreiben heißt es:
"Uns ist durch den Artikel "Grün-braune Liebe zur Natur. Die NSDAP als "grüne Partei' und die Lücken der Naturschutzforschung" von Peter Bierl und Clemens Heni (in Hg.www. Kritiknetz.de: http://www.kritiknetz.de/?position=artikel&aid=409) bekannt geworden, dass der rechtsextreme Werner Georg Haverbeck in den 70iger Jahren als Professor für Sozialwissenschaften an der FH Bielefeld lehrte und dort in allen Ehren pensioniert wurde. Herr Haverbeck war ein hochrangiger Nazi.
Er ist nachweislich Zeit seines Lebens ein Nazi geblieben. Schon vor Beginn seiner Tätigkeit an der FH Bielefeld gründete er 1963 das als neonazistische Kaderschmiede bundesweit bekannt gewordene "Collegium Humanum". Seine neonazistische Kaderschmiede wurde vor kurzem als verfassungsfeindlich verboten.
Haverbecks Praxis wurde als "angewandte Sozialwissenschaft" von der FH-Leitung und den Verantwortlichen in der Personalabteilung, soweit es uns bekannt ist, widerspruchslos akzeptiert. Dieser falschen Toleranz dem extrem rechten Ökofaschisten steht gegenüber, dass das Rektorat der FH dem kritischen Theoretiker Prof. Dr. Heinz Gess, Herausgeber des Kritiknetzes, seit Jahren wegen seiner Veröffentlichungen erhebliche Schwierigkeiten macht. In der vergangenen Woche wurde ein neues Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet mit der Begründung, er habe dadurch, dass er die Beschäftigung Haverbecks an der FH und das repressive Verhalten der FH-Leitung ihm gegenüber skandalisiere, seine "Dienstpflicht" als Beamtenuntertan verletzt. Die FH-Leitung weiß es vielleicht nicht, aber sie macht sich dadurch zum Parteigänger der Neuen Rechten und von Ökofaschisten wie Haverbeck, die kritische Theoretiker als ihre Hauptfeinde verfolgen. Das ist ein politischer Skandal. Wehrt Euch!"
Ich weiß nicht, wie die Verfasser des Protestaufrufes an diese in der Sache richtige Information gekommen sind und versichere, dass das Schreiben, mit dem die Rektorin der FH - nun zum dritten Male wegen schriftlicher Äußerungen von mir, die ihr missfallen - ein Disziplinarverfahren eröffnet, weder an sie noch irgendjemanden sonst weitergegeben habe.
Aber gleichwie die Verfasser an die Information gekommen sind: Ich freue mich zweifelsohne über die in dem Protestaufruf bekundete Solidarität mit mir und der kritischen Aufklärung, für die das Kritiknetz unnachgiebig einsteht, von ganzem Herzen. Noch mehr würde ich mich freuen, wenn Sie den Protestaufruf der Studierenden unterstützen, indem Sie das Protestschreiben zur Bekundung Ihrer Solidarität an die Rektorin der FH und am besten sogleich auch an den verantwortlichen Minister und Protagonisten des allerneuesten "innovativen" Umschlags von Freiheit in Unfreiheit und Gängelung an der Hochschule weiterreichten (Der Link ist im Protestschreiben angegeben).
Ich gehe davon aus, dass nicht jeder Leser des Kritiknetzes weiß, wer Werner Haverbeck war. Deshalb habe ich den Protestaufruf der anonymen Gruppe Studierender um einen kleinen Text von mir mit dem Titel "Wer war Werner Haverbeck" ergänzt. Den Text habe ich für ein Seminar von mir über die Geschichte des Neofaschismus in der postfaschistischen Bundesrepublik an der FH Bielefeld verfasst. Er wurde bislang noch nicht veröffentlicht. Ich denke in diesem Zusammenhang ist er richtig platziert. Er liefert Ihnen, verehrte Leser, die nötige Aufklärung, um über die Berechtigung des studentischen Protestaufrufes urteilen und gegebenenfalls selbst aktiv werden zu können.
Eines bleibt noch zu erwähnen: Die Implikationen der autoritären, marktliberalen Studienreform (NRW) werden selten in ihren Konsequenzen und Ausmaßen richtig begriffen. Deshalb möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich zwischen den disziplinarischen Eingriffen des Rektorats der FH in die Freiheit des wissenschaftlichen Forschens und der kritischen Urteilskraft, gegen die die anonyme Gruppe Studierender rebelliert, einen engen Zusammenhang sehe. Das neoliberale Gesetz (NRW) verwandelt die Hochschulen in kapitalförmige Betriebe in Analogie zu Aktiengesellschaften. Die "Hochschulfreiheit" ist dementsprechend nur die "Freiheit" des Vorstandes und Aufsichtsrats des Betriebes, auf dem Markt der Wissenswaren und der Dienstleistungserbringung für's Humankapital, unter kritikloser Hinnahme der "Gegebenheiten des Marktes" , "frei" im Sinne der Freiheit des Geschäfts zu agieren, und die Mitarbeiter des Geschäftsbetriebes den schicksalhaften disziplinarischen "Notwendigkeiten", die sich daraus ergeben, zu unterwerfen. Wehe dem, der nicht spurt! "Freiheit" bei BMW, Flick, Bertelsmann oder sonst wo ist die "Freiheit" des Vorstandes (bzw. Aufsichtsrates) als Agent des Kapitals, Arbeitskräfte zur Verwendung als Humankapital in Dienst zu stellen oder zu feuern. Dem ist die "Freiheit" der Hochschule nachgebildet. Nur heißen Vorstand und Aufsichtsrat im kapitalförmigen Hochschulbetrieb "Hochschulleitung" und "Hochschulrat". Beide werden nicht mehr demokratisch gewählt, sondern der Vorstand sucht sich seinen Hochschulrat aus und der kontrolliert sodann den Vorstand. Die gewählten Gremien der Hochschule werden auf die Funktion reduziert, abzunicken, was die Führung beschlossen hat. Dieser autoritären Logik der Hierarchisierung des Betriebes zu Durchsetzung der "Freiheit der Hochschulleitung" entspricht, dass die Hochschullehrer nach dem neuen Gesetz nicht mehr Landesbeamte und nur der Landesregierung unterstellt sind, sondern nur noch Hochschulbeamte, die direkt der Hochschulleitung unterstellt sind. Sie sind nicht mehr nur an die Landesverfassung und Gesetze des Landes, sondern auch an die Hochschulsatzung und an jene Zielsetzungen gebunden, die die Hochschule sich gibt und die die Freiheit der Forschung und Lehre erheblich einschränken können, wie es schon dadurch geschieht, dass in solchen Satzungen festgeschrieben wird, die an der Hochschule der Region betriebene "applied science" habe zunächst dem Wohl der Region zu dienen.
Im vorliegenden Fall, auf den der studentische Protest Bezug nimmt, ist es jedenfalls- das versichere ich - nachweislich so, dass die Übergriffe der Hochschulleitung mit Disziplinarmaßnahmen auf die Freiheit der Kritik erst unmittelbar nach der Zwangsübernahme des Hochschullehrers zum Hochschulbeamten, gegen die dieser Widerspruch eingelegt hat, einsetzten, während es in der 35jährigen Dienstzeit als Wissenschaftler in Landesdiensten, in der der Hochschullehrer der Hochschulleitung nicht unmittelbar unterstellt war, sondern nur der Landerregierung, solche Schikanen gegen seine Veröffentlichungen nie gegeben hat. Ein Zufall ist das ganz gewiss nicht. Das sollte alle Kolleg(inn)en an den Universitäten und Fachhochschulen zu denken geben. Eher soll hier ein Exempel statuiert werden, das Ihnen allen deutlich machen soll, was die Stunde unter der neuen "Freiheit" geschlagen.hat. Deshalb fordere ich Sie, verehrte Leser des Kritiknetzes, auf: Machen Sie solche skandalösen Übergriffe auf die Freiheit der wissenschaftlichen Kritik und der Meinung unter dem Vorwand des Disziplinarrechts öffentlich, damit sich rechtzeitig breiter Widerstand gegen derlei Vorstandspraktiken an Hochschulen organisieren kann.
s. auch "Kritik der neoliberalen Hochschulreform"
Heinz Gess
Link zum Artikel (PDF): "Wer war Werner Haverbeck (Heinz Gess) - Protest gegen Nazis und ihre heimlichen Sympathisanten an der Hochschule (Anonyme Gruppe Studierender) ". Klicken Sie bitte hier.
Haverbecks Praxis wurde als "angewandte Sozialwissenschaft" von der FH-Leitung und den Verantwortlichen in der Personalabteilung, soweit es uns bekannt ist, widerspruchslos akzeptiert. Dieser falschen Toleranz dem extrem rechten Ökofaschisten steht gegenüber, dass das Rektorat der FH dem kritischen Theoretiker Prof. Dr. Heinz Gess, Herausgeber des Kritiknetzes, seit Jahren wegen seiner Veröffentlichungen erhebliche Schwierigkeiten macht. In der vergangenen Woche wurde ein neues Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet mit der Begründung, er habe dadurch, dass er die Beschäftigung Haverbecks an der FH und das repressive Verhalten der FH-Leitung ihm gegenüber skandalisiere, seine "Dienstpflicht" als Beamtenuntertan verletzt. Die FH-Leitung weiß es vielleicht nicht, aber sie macht sich dadurch zum Parteigänger der Neuen Rechten und von Ökofaschisten wie Haverbeck, die kritische Theoretiker als ihre Hauptfeinde verfolgen. Das ist ein politischer Skandal. Wehrt Euch!"
Ich weiß nicht, wie die Verfasser des Protestaufrufes an diese in der Sache richtige Information gekommen sind und versichere, dass das Schreiben, mit dem die Rektorin der FH - nun zum dritten Male wegen schriftlicher Äußerungen von mir, die ihr missfallen - ein Disziplinarverfahren eröffnet, weder an sie noch irgendjemanden sonst weitergegeben habe.
Aber gleichwie die Verfasser an die Information gekommen sind: Ich freue mich zweifelsohne über die in dem Protestaufruf bekundete Solidarität mit mir und der kritischen Aufklärung, für die das Kritiknetz unnachgiebig einsteht, von ganzem Herzen. Noch mehr würde ich mich freuen, wenn Sie den Protestaufruf der Studierenden unterstützen, indem Sie das Protestschreiben zur Bekundung Ihrer Solidarität an die Rektorin der FH und am besten sogleich auch an den verantwortlichen Minister und Protagonisten des allerneuesten "innovativen" Umschlags von Freiheit in Unfreiheit und Gängelung an der Hochschule weiterreichten (Der Link ist im Protestschreiben angegeben).
Ich gehe davon aus, dass nicht jeder Leser des Kritiknetzes weiß, wer Werner Haverbeck war. Deshalb habe ich den Protestaufruf der anonymen Gruppe Studierender um einen kleinen Text von mir mit dem Titel "Wer war Werner Haverbeck" ergänzt. Den Text habe ich für ein Seminar von mir über die Geschichte des Neofaschismus in der postfaschistischen Bundesrepublik an der FH Bielefeld verfasst. Er wurde bislang noch nicht veröffentlicht. Ich denke in diesem Zusammenhang ist er richtig platziert. Er liefert Ihnen, verehrte Leser, die nötige Aufklärung, um über die Berechtigung des studentischen Protestaufrufes urteilen und gegebenenfalls selbst aktiv werden zu können.
Eines bleibt noch zu erwähnen: Die Implikationen der autoritären, marktliberalen Studienreform (NRW) werden selten in ihren Konsequenzen und Ausmaßen richtig begriffen. Deshalb möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich zwischen den disziplinarischen Eingriffen des Rektorats der FH in die Freiheit des wissenschaftlichen Forschens und der kritischen Urteilskraft, gegen die die anonyme Gruppe Studierender rebelliert, einen engen Zusammenhang sehe. Das neoliberale Gesetz (NRW) verwandelt die Hochschulen in kapitalförmige Betriebe in Analogie zu Aktiengesellschaften. Die "Hochschulfreiheit" ist dementsprechend nur die "Freiheit" des Vorstandes und Aufsichtsrats des Betriebes, auf dem Markt der Wissenswaren und der Dienstleistungserbringung für's Humankapital, unter kritikloser Hinnahme der "Gegebenheiten des Marktes" , "frei" im Sinne der Freiheit des Geschäfts zu agieren, und die Mitarbeiter des Geschäftsbetriebes den schicksalhaften disziplinarischen "Notwendigkeiten", die sich daraus ergeben, zu unterwerfen. Wehe dem, der nicht spurt! "Freiheit" bei BMW, Flick, Bertelsmann oder sonst wo ist die "Freiheit" des Vorstandes (bzw. Aufsichtsrates) als Agent des Kapitals, Arbeitskräfte zur Verwendung als Humankapital in Dienst zu stellen oder zu feuern. Dem ist die "Freiheit" der Hochschule nachgebildet. Nur heißen Vorstand und Aufsichtsrat im kapitalförmigen Hochschulbetrieb "Hochschulleitung" und "Hochschulrat". Beide werden nicht mehr demokratisch gewählt, sondern der Vorstand sucht sich seinen Hochschulrat aus und der kontrolliert sodann den Vorstand. Die gewählten Gremien der Hochschule werden auf die Funktion reduziert, abzunicken, was die Führung beschlossen hat. Dieser autoritären Logik der Hierarchisierung des Betriebes zu Durchsetzung der "Freiheit der Hochschulleitung" entspricht, dass die Hochschullehrer nach dem neuen Gesetz nicht mehr Landesbeamte und nur der Landesregierung unterstellt sind, sondern nur noch Hochschulbeamte, die direkt der Hochschulleitung unterstellt sind. Sie sind nicht mehr nur an die Landesverfassung und Gesetze des Landes, sondern auch an die Hochschulsatzung und an jene Zielsetzungen gebunden, die die Hochschule sich gibt und die die Freiheit der Forschung und Lehre erheblich einschränken können, wie es schon dadurch geschieht, dass in solchen Satzungen festgeschrieben wird, die an der Hochschule der Region betriebene "applied science" habe zunächst dem Wohl der Region zu dienen.
Im vorliegenden Fall, auf den der studentische Protest Bezug nimmt, ist es jedenfalls- das versichere ich - nachweislich so, dass die Übergriffe der Hochschulleitung mit Disziplinarmaßnahmen auf die Freiheit der Kritik erst unmittelbar nach der Zwangsübernahme des Hochschullehrers zum Hochschulbeamten, gegen die dieser Widerspruch eingelegt hat, einsetzten, während es in der 35jährigen Dienstzeit als Wissenschaftler in Landesdiensten, in der der Hochschullehrer der Hochschulleitung nicht unmittelbar unterstellt war, sondern nur der Landerregierung, solche Schikanen gegen seine Veröffentlichungen nie gegeben hat. Ein Zufall ist das ganz gewiss nicht. Das sollte alle Kolleg(inn)en an den Universitäten und Fachhochschulen zu denken geben. Eher soll hier ein Exempel statuiert werden, das Ihnen allen deutlich machen soll, was die Stunde unter der neuen "Freiheit" geschlagen.hat. Deshalb fordere ich Sie, verehrte Leser des Kritiknetzes, auf: Machen Sie solche skandalösen Übergriffe auf die Freiheit der wissenschaftlichen Kritik und der Meinung unter dem Vorwand des Disziplinarrechts öffentlich, damit sich rechtzeitig breiter Widerstand gegen derlei Vorstandspraktiken an Hochschulen organisieren kann.
s. auch "Kritik der neoliberalen Hochschulreform"
Heinz Gess
Link zum Artikel (PDF): "Wer war Werner Haverbeck (Heinz Gess) - Protest gegen Nazis und ihre heimlichen Sympathisanten an der Hochschule (Anonyme Gruppe Studierender) ". Klicken Sie bitte hier.