Gliederung:
- Protest
- Evaluation als Kontroll- und Disziplinarinstrument
- Selektionskriterien der autoritären Evaluation
- Evaluation als Kontroll- und Disziplinarinstrument
- Widerspruch gegen die Reduktion auf bloß instrumentelles Wissen
- Gegenwehr ist möglich
Die Freiheit der Wissenschaft und die Möglichkeit zur ungegängelten Erfahrung ist die unerlässliche Voraussetzung jeder Kritik. Diese Voraussetzung wird durch das neue Hochschulgesetz NRW stark beschädigt. Die Beschädigung erfolgt insbesondere durch die darin vorgeschriebene Überwachung, die Studierende als Überwachungsorgane im Dienste der Obrigkeit benutzt, durch die Modularisierung der Studiengänge, die den Erwerb von Erkenntnissen, die komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge mitsamt ihrer innersubjektiven Vermittlungen und Folgen durch extreme Parzellierung des Wissens unmöglich macht, durch die Implementierung des Hochschulrates, der laut Gesetz mehrheitlich von Personen außerhalb der Hochschule, von wissenschaftsfremden Charaktermasken des Kapitals und des staatlichen Herrschaftsapparates, besetzt sein soll, die nicht von Hochschulangehörigen gewählt werden, durch die Machtverschiebung zwischen den Organen der Hochschule zugunsten dieses Hochschulrates und zuungunsten des Senats und der Fachbereichsräte, die zu "Abnickern" degradiert werden, sofern sie sich zuvor nicht selbst schon aus Verdruss über die Übermacht der Verwaltung dazu gemacht hatten, und schließlich nicht zuletzt auch durch die Studiengebühren.
Sie spielt nicht die eine Komponente der Contrareform gegen die andere aus, sondern sieht alle diese Komponenten richtigerweise als Bestandteile eines anvisierten, neuen Hochschulsystems, das aus der Hochschule als einer freien Republik von forschenden und lehrenden Wissenschaftlern und an Forschung und Lehre teilhabenden Studenten, einen kapitalförmigen Betrieb machen will, in dem Forschung auf Produktion und Vermarktung von Wissenswaren und Lehre auf die Produktion von effizientem Humankapital reduziert ist - eine Dienstleistung am Studierenden, die den Marktwert seiner Arbeitskraft erhöht und für die er darum zahlen soll. Alle Komponenten sind darauf abgestellt, die Hochschule unter Druck zu setzen, sich in der beschriebenen Richtung zu transformieren und sie in diesem Sinne in Zugzwang zu bringen.
Deshalb darf die Verweigerung nicht nur der einen Komponente, den Studiengebühren, gelten, sondern muss sich auf das ganze Machwerk erstrecken. Jede seiner Komponenten muss sabotiert werden, damit das Ganze fällt.
Sabotiert, was Euch als politische Subjekte kaputt macht! - Dafür steht die Gruppe "ungegängelte Wissenschaft". Sie fordert die Studierenden im Sozialwesen auf, sich am Boykott zu beteiligen. S. dazu ihren Aufruf "ungegängelte Wissenschaft".
Heinz Gess
Link zum Artikel (PDF): "Für ungegängelte Wissenschaft - Kritik des autoritären Evaluationsverfahrens aus dem Geist der kapitalförmigen, autoritären Transformation der Hochschule ("Hochschulfreiheitsgesetz") ". Klicken Sie bitte hier.