Verstehen wird man, was bei den „reinen Israelkritiker“ vorgeht, wohl nur dann, wenn man nicht an der Erscheinungsform, an den Selbstauskünften der befragten Gutmenschen klebt, sondern ihre Praxis der „menschenfreundlichen Israelkritik“, wie sie die kleine Geschichte wiedergibt, reflektiert und begreift, dass dasselbe masochistischnarzisstische Syndrom verschiedene Erscheinungsformen annehmen kann. Die Unterscheidung Ralf Schröders in seiner Kolumne vom „aktionslatenten Deutschen“ und „aktiven Palästinenser“, zwischen denen es zum Phantasma einer „Opfersymbiose“ komme, lässt eine Ahnung davon aufkommen, was sich psychodynamisch in der angeblich so „menschenfreundlichen“ deutschen Seele abspielen könnte und wie eine kritische Forschung hier weiter vorzugehen hätte.
Aber genau da, wo es interessant wird, wo die wirkliche Kritik beginnt, die der regierungs-amtlichen Politik und ihren Helfern keine Handreichung mehr zu bieten verspricht, hört Heitmeyers Studie auf. Die Schere im Kopf zieht die Grenze. Dass es auch eine falsche Menschenfreundlichkeit geben könnte, die sich der Duldung des Unmenschlichen schuldig macht, es will dem „konstruktiven Kritiker“ nicht in den Kopf. Dabei hat Adorno es doch schon 1944 so deutlich und klar ausgesprochen in Sätzen wie diesen: „Alle Menschlichkeit von Umgang und Teilhabe ist bloße Maske fürs stillschweigende Akzeptieren des Unmenschlichen.“ „Wer nicht böse ist, lebt nicht abgeklärt, sondern in einer besonderen, schamhaften Weise verhärtet und unduldsam. Aus Mangel an geeigneten Objekten weiss er seiner Liebe kaum anders Ausdruck zu verleihen als im Hass gegen die ungeeigneten, durch die er freilich wiederum dem Verhassten sich angleicht. Der Bürger aber ist tolerant. Seine Liebe zu den Leuten, wie sie sind, entspringt dem Hass gegen den richtigen Menschen.“
Notiz: s.auch: Heinz Gess:Antisemitismus und Israelkritik (1.Teil). Notiz zur Heitmeyerstudie und "die 'reine Israelkritik' und der Fachbereich Sozialwesen" (beide Artikel im Kritiknetz)
Notiz: s.auch: Heinz Gess:Antisemitismus und Israelkritik (1.Teil). Notiz zur Heitmeyerstudie und "die 'reine Israelkritik' und der Fachbereich Sozialwesen" (beide Artikel im Kritiknetz)
Link zum Artikel (PDF): "Die reine Israelkritik Linksdeutscher. Antisemitismus und Israelkritik (2.Teil)".
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