Das in meinen Augen wesentliche Kennzeichen der Böckler-Debatte über den Antisemitismus ist aber nicht die Verteidigung von M. oder die spezifische Artikulation der Antisemitismuskritik, sondern das brachiale Ressentiment gegenüber denjenigen, die den Antisemitismusvorwurf erhoben. Bezeichnender Weise wurde die Forderung nach Ausschluss aus der Mailinglliste nicht gegenüber dem Saddam-Freund M. erhoben, sondern gegenüber seinem schärfsten Kritiker. Zahlreiche Stellungnahmen griffen hierbei eben jene Topoi auf, die Martin Walser 1998 in seiner berüchtigten Paulskirchenrede popularisierte. Dabei hat gerade Walser demonstriert, wie eng das antisemitische Bewusstsein und die Abwehr der Kritik am Antisemitismus beieinander liegen.
Quelle: Jungle World, 11.5.2005
Quelle: Jungle World, 11.5.2005
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