Alter Hass in neuem Gewand
„Wo BDS draufsteht, ist Antisemitismus drin.“ Diese Ansicht äußerte der freie Publizist Alex Feuerherdt am Donnerstagabend in einem Vortrag in Frankfurt am Main. Das Thema lautete: „Die Israel-Boykottbewegung – Alter Hass in neuem Gewand“. Das ist auch der Titel eines Buches, das Feuerherdt zusammen mit dem wissenschaftlichen Leiter der Wiener Nahost-Website „Mena Watch“, Florian Markl, geschrieben hat.
Veranstalter waren das Siegmund-Freud-Institut (SFI) und das Dezernat II – Diversität, Antidiskriminierung und gesellschaftlicher Zusammenhalt der Stadt Frankfurt am Main. Ihnen sei ausdrücklich für ihre Courage gedankt, Feuerherdt zu dem Vortrag einzuladen und trotz des Gegenwindes der „Israelkritik“, hinter der sich der Antisemitismus von BDS heutzutage üblicherweise versteckt, daran festzuhalten.
Kurt Grünberg vom SFI stellte dazu in seiner Anmoderation fest, er habe es in 33 Jahren (!!) beim Institut nie erlebt, dass eine Veranstaltung schon im Vorfeld auf so massiven Widerstand gestoßen sei wie diese. Kritiker hätten per Mail und in den Sozialen Medien gefordert, den geplanten Vortrag abzusagen. Außerdem habe es einen offenen Brief an Oberbürgermeister Mike Josef (SPD), den Magistrat und das SFI gegeben. Darin sollen die Verfasser (der Vorsitzende der „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost“, Wieland Hoban, Herbert Kramm-Abendroth und Helmut Suttor von der Titania-Gruppe-Frankfurt sowie Björn Luley, ein Leiter verschiedener Goethe-Institute im Ruhestand) Feuerherdt und Markl wahrheitswidrig vorwerfen, sie ignorierten „offensichtliche Fakten und den Stand der historischen Forschung“. Mit anderen Worten, sie werfen den Autoren genau das vor, was sie selbst fortwährend selbst tun. Adorno nennt das pathische (falsche) Projektion dessen, was in einem selbst ist, auf „den Juden“, für den hier Israel, der Jude unter den Staaten steht.
Während der Veranstaltung kam es wiederholt zu störenden Zwischenrufen, die mit dem Inhalt dessen, was Alex Feuerherdt vortrug, kaum etwas zu tun hatten, sondern nur die israelfeindliche Einstellung der Störenden bekundete, die ihren Hass auf das jüdische Israel in blindem selbstgerechten Eifer für eine Sache des Friedens, der Gerechtigkeit und der Vernunft hielten. Aber das ist nicht wirklich etwas Neues. Auch der nach eigener Überzeugung für „das Heil“ der Welt kämpfende A. Hitler gab sich felsenfest überzeugt davon, dass der Vernichtungsantisemitismus, den er propagierte, eine Sache der praktischen Vernunft und für die Erlösung der Welt vom Bösen unerlässlich sei. Er projizierte seinen Hass auf den abstrakten Kapitalismus, auf „den Juden“ als Quell alles ‚Bösen‘ und Feind der völkischen Menschheit, der davon lebe, die ‚bodenständigen homogenen Völker‘ auszurauben, von innen und außen zu zersetzen und zu diesem Zweck sogar dabei sei, einen eigenen Staat zu gründen. Fanatisch hielt er an seinem projektiven Lügensystem bis zum Untergang des Reiches fest und kündigte in seinem politischen Testament an, dass der Kampf gegen den Juden und Zionismus auch nach seinem Tod durch andere stärker Völker als das deutsche, das sich für die Aufgabe der Welt als zu schwach erwiesen habe, bis zur vollendeten Endlösung weitergehen werde. Wen kann es da wundern, dass auch heute der antisemitische Krieg des angeblich authentischen Urvolkes gegen das jüdische Gemeinwesen und die dazugehörige Lügenpropaganda über Israel neu wieder als Sache der menschheitlichen Vernunft und die Erfüllung des dahinterstehenden Wunsches durch die Gemeinschaft der authentischen Völker als „Heil“ phantasiert wird, das den immerwährenden, gerechten Frieden (mindesten in Nahost) bringe.
Als ich von den Versuchen erfuhr, Feuerherdts Vortrag in Frankfurt zu boykottieren, habe ich ihn spontan gebeten, mir seinen heftig angefeindeten Vortrag zur Veröffentlichung im Kritiknetz zu überlassen. Das hat postwendend auch getan. Die darin vorgebrachten guten Argumente werfen ein bezeichnendes Licht auf jene, die den öffentlichen Vortrag der Argumente verhindern wollten und sich dabei selbstgefällig als Zensoren im Dienst der Sache “des Guten“, „des Friedens“, „der Gerechtigkeit“ aufspielen, während sie in Wahrheit nur den Hass auf Israel und „die Zionisten“ aufstacheln.
Zusatz:
Der israelbezogene AS nimmt scheinbar unaufhaltsam zu. Alle Konformisten, die ihr Mütchen kühlen wollen, schwimmen im Strom der konformistischen Rebellion gegen den Staat Israel mit. Die UNO als "Gemeinschaft der (echten) Völker" ist dabei, zur Weltzentrale der Politik der Erlösung der "Gemeinschaft der Völker" durch Vernichtung des Weltpariastaates zu werden. Der Iran ist "in", Israel "out", und die demokratisch-republikanischen Staaten verraten ihre eigenen politischen Errungenschaften in ihrer "Nahostpolitik" permanent selbst. Immerzu nähren sie die völkisch-antisemitische Propaganda der erklärten Feinde der demokratischen Republik, indem sie doppelzüngig die Illusion verbreiten, ein friedlicher "kritischer Dialog" sei möglich, während die Feinde darüber Hohn lachen und sich bis an die Zähne bewaffnet haben. Deutsche Politiker aller Parteien waren dabei stets eifrig mit von der Partie. Sie glaubten ihre Lügen sogar selbst, was ihnen ein besonders sicheres Auftreten im verleugneten Kampf gegen Israel ermöglichte.
Die Zeiten sind düster. Israel steht am Abgrund und je sicherer seine Feinde sind, dass das so ist, umso heftiger schlagen sie auf Israel ein und geben dem jüdischen Israel die Schuld am "Verhängnis", an dem sie bewusstlos mitwirken, indem sie es falsch auf „den Juden“ und „seinen“ Staat als Juden unter den Volksstaaten projizieren. Es ist das Bewegungsgesetz der kapitalistischen Weltgesellschaft, das über sie herrscht als sei es ein Naturgesetz oder der eine, identische, alles beherrschende Gott, der aus der Transzendenz in die Immanenz eingewandert ist und immerzu nach weiteren Opfern verlangt, damit die Katastrophe aufgehalten werde und alles so weitergehen kann, während es doch die Katastrophe ist, dass alles so weitergeht und kein Ausweg aus dem Bann des Gesetzes sich aufzutun scheint. Bewusstlos dienen die Antisemiten dem immanenten Götzen und bringen ihm das Opfer des Lebens. Zugleich träumen sie davon, sich durch die befreiende gesellschaftliche Tat aus dem Bann zu erlösen. Weil sie aber mit der gesellschaftlichen Form bewusstlos bis ins Innerste narzisstisch identifiziert sind, können sie Erlösung vom verschlingenden Bann, in dem sie gefangen sind, nur als Vernichtung von etwas prinzipiell Anderem, das von ihrem „konkreten“ „völkischen“ ‚eigentlichen Selbst‘ wesensverschieden ist und ihnen von außen aufgenötigten wird denken. Als dieses prinzipiell Andere gelten ihnen „der Jude“ und sein politisches Gemeinwesen (Israel), das als ‚uneigentlicher, wesenloser, kolonialistischer Staat, als Staat des Gegenvolkes firmiert. Das Konstrukt ist nichts anderes als eine auf „den Juden“ verschobene, falsche und abgrundtief konformistische Kapitalismuskritik, die sich durch die Abspaltung des Real-Negativen und die wahnhafte falsche Projektion des abgespaltenen Negativen auf den Geldjuden und seinen antivolkstaatlichen Staat, als berechtigter Protest oder gar Revolution aufspielen kann, deren Erfolg zum völkischen Heil führe. Das erklärt auch, warum mit der Krise der (post-)modernen Gesellschaft der Antisemitismus und der gegen den Staat Israel gerichtete Antizionismus allerorten wieder vehement zunimmt. Die Zunahme ist ein deutliches Symptom für die Krise wie es die Zunahme des Antisemitismus in den Zeiten der Großen Depression auch schon war. Mit dem Kampf gegen den Juden glauben die rebellisch-konformistischen Antisemiten/Antizionisten das Übel an der Wurzel zu packen, während sie es in Wahrheit nur verhüllen und durch ihre verblendete konformistische Agitation nur verschlimmern.
Heinz Gess
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