Willkommen im Kritiknetz
Sozialpolitik Antizionismus Faschismus Ideologiekritik Judentum_und_Emanzipation Antisemitismus Soziologie Literatur Bildungspolitik Rassismus Kritische_Theorie Neue_Rechte Kritik_der_Politischen_Ökonomie Nahostdebatte Rezension Staatskritik Musik Sozialarbeit Islamismus Neo-Faschismus Kultur Völkisches_Denken Rassismus Hochschulpolitik Religionskritik Psychologiekritik

Maxima Moralia

Details
Geschrieben von: Hans-Peter Büttner
Kategorie: Israelkritik, Nahost
Veröffentlicht: 20. Dezember 2020
Zugriffe: 5712

Über deutsche Befindlichkeiten, Offene Briefe und weltoffenen Antisemitismus

Wenn intellektuelle Produzenten der deutschen Kultur den Notstand ausrufen, weil sie die Freiheit der Meinungsäußerung gefährdet sehen, dann kann man sich darauf verlassen: Es geht um Israel. So auch diesmal wieder. Weil der Bundestag ausnahmsweise einmal klare Kante gegen den zunehmenden Judenhass zeigte, fühlt sich das schaffende deutsche Kulturkapital in seiner Meinungsfreiheit eingeschränkt und veröffentlicht ein Plädoyer mit dem Titel „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“. Das Dokument ist eine intellektuelle Bankrotterklärung. Allein schon der Titel ist ein Skandal. Denn was die „Weltoffenheit“ fordert, ist, dass man antisemitische Israel-Boykotteure nicht boykottieren dürfe, weil das Verbot antisemitischer Äußerungen, sofern sie sich auf Israel und nicht auf hier lebende Juden mit deutscher Staatsangehörigkeit beziehen, die Meinungsfreiheit einschränke.

Man besteht auf dem Recht zur Äußerung von antisemitisch konnotiertem Antizionismus bzw. von Israelbashing, das dem deutschen Publikum immer wieder bestätigt, dass die Verbrechen der Nazis längst aufgewogen werden durch die Verbrechen der israelischen Juden an den arabischen Palästinensern und dass Hitler vielleicht doch Recht hatte, wenn er sich präventiv „des Juden erwehrte“ (Hitler, Mein Kampf). Weil das schaffende deutsche Kulturkapital diese antisemitische Perspektive auf „den Juden unter den Staaten“ (Broder) im Zeitalter des Post-Nazismus nicht als die ihrige zu erkennen geben kann,  braucht es nützliche Idioten, die für es sprechen. Es setzt sich dann vehement für deren Meinungsfreiheit ein, weil sie sagen, was es immer schon sagen wollte, aber als ‚geläutertes’ Deutschland mit ‚bewältigter Vergangenheit’ nicht sagen kann. Am beliebtesten sind dem schaffenden deutschen Kulturkapital zu diesem Zweck der palästinensische Araber, der sich aus purer Not und Verzweiflung gegen die Herrschaft des jüdischen Raubkapitals und Staats erhebt, und der Israel hassende Jude aus Israel. Der beliebte Araber hat die Funktion,  beredt Zeugnis von den ewigen jüdischen Schandtaten und Verbrechen en masse abzulegen und dabei immerzu die Unschuld seines Volksstammes an all den Grausamkeiten zu beteuern. Er wird als der Gesamtpalästinenser imaginiert, der der Welt die Wahrheit über die Juden erzählt: So sind die Juden, wenn sie tun können, was sie wollen. Der Israel hassende israelische Jude hat die Funktion, das Urteil des vermeintlich unschuldigen Gesamtpalästinensers über den ‚jüdischen Terror’ zu bekräftigen und in deutschen Ohren damit seine Wahrheit zu bezeugen. Er steht für den Juden, der  so wie der unschuldige Georg Bendemann das (falsche) Schuldurteil der schuldigen Welt über sich  annimmt und seine ihm aufgebürdete  Schuld schließlich durch den Tod durch Ertrinken büßt, nur um die Anerkennung und Liebe und sei es auch nur posthum – dieser verlogenen Welt zu finden:

„’Ein unschuldig Kind warst Du eigentlich, aber noch eigentlicher warst Du eine teuflische Macht! – Und darum wisse: ich verurteile Dich jetzt zum Tode des Ertrinkens!’ (..) Aus dem Tor sprang er, über die Fahrbahn zum Wasser trieb es ihn. (…) rief leise: ‚Liebe Eltern. Ich habe Euch doch immer geliebt’ und ließ sich hinabfallen. In diesem Augenblick ging über die Brücke ein geradezu unendlicher Verkehr.“ (Franz Kafka, Das Urteil, In: ders. Sämtliche Werke, Neu Isenburg 2006, S. 935)

Heinz   Gess

Wenn Sie den Beitrag von Hans-Peter Büttner lesen möchten, klicken Sie bitte   h i e r .

Vorheriger Beitrag: Auf zum letzten Geflecht Zurück Nächster Beitrag: Allahu Akbar für die negative Dialektik Weiter

Weitere 800 Beiträge seit 2005 finden Sie in den Kategorien
am rechten Webseitenrand.

Suche


Erweiterte Suche

Kritische Theorie der Gesellschaft

  • Kritische Theorie als Paradigma
  • Ideologiekritik
  • Antisemitismus, Antizionismus
  • Kritik der Politischen Ökonomie, Staatskritik
  • Faschismus, Völkisches Denken, Neue Rechte
  • Soziologie
  • Kultur, Literatur, Musik

Politische Eingriffe

  • Israelkritik, Nahost
  • Religions- und Ideologiekritik
  • Neofaschismus, Rassismus
  • Bildungspolitik
  • Sozialpolitik, -arbeit
  • Kurztexte

Rezensionen

  • Politische und kulturkritische Eingriffe
  • Wissenschaft

Gastbeiträge

  • Beiträge anderer Zeitschriften
  • Beiträge anderer Webseiten

Gesammelte Schriften

  • Zeitschrift für Sozialforschung
  • Walter Benjamin - Gesammelte Schriften
  • Marx-Engels Werke
  • Sigmund Freud - gesammelte Werke

Links

  • Links zu politischen Eingriffen
  • Wissenschaftliche Links
  • Adorno - mon amour! Zur Dialektik der 68er
  • Max Horkheimers Sicht der "traditionellen und kritischen Theorie "
  • Jargon der Eigentlichkeit. Zur Deutschen Ideologie
  • Gegenaufruf gegen den demagogischen Aufruf „Rassisten sind eine Gefahr, nicht Muslime“.
  • Der mit den Wölfen heult. Über die deutsche Kumpanei mit dem Islamismus

Newsletteranmeldung

Login

  • Passwort vergessen?
  • Benutzername vergessen?
  • Registrieren

Diskutieren

Leserinnen und Leser des Kritiknetzes haben die Möglichkeit, alle Artikel in der Facebookseite des Kritiknetzes zu diskutieren.





Home  |  Impressum  |  Datenschutzerklärung  |  Kritik - Eine Einführung  |  Mitarbeit  |  RSS