„Während es hierzulande bis heute niemanden interessiert, dass Mahmud Abbas bereits in seiner Promotionsschrift den Holocaust geleugnet hat, stürzten sich die Medien wie die Hyänen auf Benjamin Netanjahu, als dieser sich kürzlich in einer Rede zur Rolle des Muftis von Jerusalem hinsichtlich der Shoa äußerte. Grund genug, etwas genauer hinzusehen und historische Quellen heranzuziehen.“ (Stefan Frank). Dem geht Stefan Frank im folgenden Aufsatz nach.
Kommentar von Heinz Gess:
Auf dem zionistischen Weltkongress am Dienstag vergangener Woche sprach der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu über Diffamierungen und tödliche Lügen über Juden. Am Tag darauf ergänzte er, dass Antisemitismus auch schon vor der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 im „Nahen Osten“ existiert habe. Dazu verwies er auf den Großmufti von Jerusalem, der mit den Nazis paktiert hatte und während der deutschen Besetzung Jugoslawiens im „totalen Krieg“ Nazi-Deutschlands im Balkan eine muslimische SS-Division aufgestellt hatte, die sich sehr aktiv an den Massenmorden von Juden beteiligte. Laut Netanjahu sollte er sich in einem Gespräch im November 1941 in Berlin, in dem es auch um die Frage gegangen sei, wie das europäische „Judenproblem“ zu lösen sei, geweigert haben, dass die Juden in die Region, aus der sie ursprünglich einmal vertrieben worden waren, das heutige Israel, deportiert werden sollten oder ausreisen könnten, weil das Land allein den dort lebenden Arabern gehöre. Und stattdessen habe er darauf bestanden, sie zu liquidieren, um „das Problem“ ein für allemal zu lösen. Laut Netanyahu hatte bis zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung für die »Endlösung der Judenfrage«, also die Vernichtung des europäischen Judentums, noch nicht festgestanden. Erst der Großmufti Husseini habe Hitler auf diese Idee gebracht.
Nun werden weder das Treffen noch die Unterstützung des Nationalsozialismus und des staatlich verwalteten und teilweise industriell betriebenen Massenmordes an den Juden durch den Mufti von seriösen Historikern in Frage gestellt, und es ist angesichts dessen, was man in der seriösen historischen Forschung über den Großmufti von Jerusalem weiß ( s. dazu den folgenden Artikel von Stefan Frank) auch wahrscheinlich, dass der Mufti sich, sollte es in dem Gespräch wirklich auch um „die Judenfrage“ gegangen sein, sich genau so verhalten hätte, wie Netanjahu es mutmaßt, aber der historischen Forschung ist kein Protokoll dieses Gesprächs bekannt. Deshalb weiß man nicht, worum es in diesem Gespräch wirklich ging und Netanjahus Mutmaßungen darüber sind unbeweisbar. Gleichwohl ist der Inhalt dessen, was Netanjahu über den Mufti sagt, zutreffend: Der Großmufti von Jerusalem war eine überzeugter Muslim-Nazi, glühender Judenhasser und Vernichtungsantisemit und mindestens letzteres trifft vermutlich auch für seine Anhänger ebenso zu – bis heute.
Gleichwohl aber wollen die deutschen Leitmedien davon nichts wissen. Denn es würde ihre Propaganda, dass die palästinensischen Araber „die Opfer der Opfer“, d. h. der Juden sind, und die Juden ihnen dasselbe antun, was die Nazideutschen den Juden antaten, widerlegen, und die Sache vom Kopf, auf dem sie in der bereits Jahrzehnte währenden antiisraelischen Meinungsmache in den deutschen Medien steht, wieder auf die Füße stellen, auf die sie gehört. Aber genau das soll und darf nicht geschehen. Deshalb wird aus allen medialen Rohren auf Netanjahu geschossen und statt die Geschichte des Großmufti von Jerusalem und seines politischen Nachfolgers Abbas, ihre Taten und Worte Juden betreffend, genauer und historisch korrekt zu untersuchen, werden Lügen und Diffamierungen über Netanjahu verbreitet: Allen voran - wieder einmal - das deutsche Nachrichtenmagazin „Spiegel online“(21.10.15), in dem Netanjahu in eine Reihe mit »Geschichtsrevisionisten und Holocaust-Leugnern« gestellt wird. Der Tagesspiegel (Berlin, 21.10.15) behauptet, ohne auch nur mit einem Wort auf den Nazismus und Antisemitismus des Großmufti und seiner Anhänger einzugehen, Netanjahu hätte mit seinen Worten »den Nahost-Konflikt weiter angeheizt« und im Handelsblatt (21.10.15) wird die Falschaussage getätigt, es ginge um eine »Aussage zu Palästinensern und Hitler« – ganz so, als spräche Netanjahu allen heute lebenden palästinensischen Arabern die Schuld an der Shoa zu. Und der notorische „Israelkritiker“ will den Juden Netanyahu wegen seiner angeblichen Lügen direkt vor ein Strafgericht stellen. Das sind nur einige Beispiele unter vielen. Die „Berichterstattung“, die keine ist, sondern Propaganda gegen Israel am Beispiel seines Ministerpräsidenten, ist überall dieselbe. So sind die deutschen Medien und ihre „Berichterstatter" so überzeugt von ihren Diffamierungen und Lügen, dass sie ihre Lügen für die Wahrheit halten und für so selbstverständlich, dass sie eine kritische Prüfung für völlig überflüssig halten. Adorno stellte nach dem deutschen Vernichtungskrieg und der Shoa fest „Ein Deutscher ist ein Mensch, der keine Lüge aussprechen kann, ohne an sie zu glauben." Daran hat sich bis heute, jedenfalls wenn es um ihr „Judenproblem“ geht, das sich gegenwärtig als ihr „Israelproblem“ darstellt, nichts geändert. Nachprüfen, ob der Mufti von Jerusalem nicht wirklich ein Nazi und glühender Vernichtungsantisemit war! Warum denn das? Die Sache ist doch eh klar: ‚Der Jude Netanjahu will den Konflikt anheizen. Deshalb diffamiert er den ehemaligen Chef der palästinensischen Araber und lügt. So sind die Juden. Das weiß doch jeder. Sie sind - und waren immer schon – „unser Unglück“ (Treitschke). Gibt es erst einmal einen Staat, in dem die Juden die Mehrheit haben und die Regierung stellen, einen „Judenstaat“ also, versteht es sich von selbst, dass er „die größte Gefahr für den Weltfrieden“ ist. So laufen hierzulande die unbewussten Assoziationen. Der sogenannte Nahostkonflikt bietet jederzeit die Möglichkeit, ihn so einseitig und falsch zu interpretieren, dass solche antisemitischen Assoziationsketten beständig falsch bekräftigt werden. Dazu ist nicht mehr nötig, als die Verkehrungen, Verschiebungen, Tabuisierungen, einseitig selektiven Wahrnehmungen im Dienste dieses historisch gewordenen gesellschaftlichen Unbewussten selbst zu glauben oder, wie dieser Vorgang in der Psychoanalyse Freuds genannt wird, zu rationalisieren und das Material, das der Konflikt liefert, dazu zu benutzen. Darin sind die Medien hierzulande Meister aus Deutschland.
Da kann es nicht verwundern, dass der Präsident der arabischen Palästinenser Mahmud Abbas, ein Meister vom gleichen deutschern Kaliber, aber aus dem arabischen Teil des Westjordanlandes, und zudem nachweislicher Holocaustleugner, die deutschen Vorlagen sogleich aufgreift, und empört verlauten lässt, Netanyahu habe Hitler angeblich »freigesprochen«. Welch eine Dreistigkeit von einem Mann, der in seiner Dissertation, die er 1982 in Moskau verfasst hat, selbst führenden Zionisten eine Zusammenarbeit mit den Nazis unterstellt, die Existenz von Gaskammern leugnet und erklärt, dass gerade mal 890000 Juden während der Shoa ermordet wurden, und das auch nur aufgrund zionistischer Provokationen. In der deutschen Öffentlichkeit, die Abbas gern als „moderat“ und friedensbereit darstellt, damit die israelischen Juden als Täter erscheinen können, wird auch das geflissentlich verschwiegen, ebenso wie die Charta der Hamas und die regelmäßige Hetze gegen Israel, wie sie auch dieser Tage wieder stattfindet, in denen Abbas mit seiner Lüge, Netanyahu wolle den Status des Tempelberges zugunsten von Juden verändern, damit auch sie und Christen dort (wie bisher nur Moslems) beten können, die religiöse Fanatiker islamischen Glaubens zu mörderischen Attacken gegen Juden aufhetzt, durch die schon mehrere Hundert Menschen umgekommen sind. Netanyahus unvorsichtige Einlassung fügt sich besser in das gängige europäisch-arabisch-iranische Feindbild ein als zum Beispiel sein Gesprächsangebot an Abbas Anfang Oktober vor der Uno, das bisher meines Wissens nicht beantwortet wurde. Dazu passt auch, dass Netanjahus Klarstellung, es sei abwegig anzunehmen, er habe Hitler die Verantwortung für die Shoa absprechen wollen, von den Medien hierzulande ignoriert wird.
Weil die Medien hierzulande nicht bereit sind, darüber aufzuklären, dass Netanyahu mit seiner Behauptung, dass es zur Vernichtung von Juden bereiten Antisemitismus auch schon vor der Gründung des Staates Israel gegeben hat und der Staat Israel deshalb nicht der Grund für den Hass ist, dem die israelischen Juden ausgesetzt sind, sondern umgekehrt schon der erste Krieg der arabischen Staaten unmittelbar nach der Staatgründung Israels im Jahr 1948, der zum Ziel hatte, den soeben gegründeten Staat zu vernichtenund die Juden ins Meer zu treiben, schon ein Resultat des grassierenden liquidatorischen Judenhasses ist, veröffentliche ich hier den zuerst in „Lizas Welt“ erschienenen Aufsatz von Stefan Frank zum Thema. Im ihm wird detailliert nachgewiesen, dass der Großmufti von Jerusalem Husseini ein islamischer Nazi und Vernichtungsantisemit gewesen ist.
Außerdem veröffentliche ich im Anschluss daran einen Text über die „zehn tödlichen Lügen über Israel“, die derzeit dazu dienen, die mörderische Hatz auf Juden (Attacken mit Messern und Pistolen) von verhetzten antisemitischen palästinensischen Arabern auf israelische Juden anzuheizen und den Juden zugleich mitleidslos die Schuld dafür zu geben, dass sie solchen Attentaten ausgesetzt sind. Die zehn Lügen sind im übrigen Lügen, die auch in den Deutschen Medien Tag für Tag verbreitet werden.
(Im übrigen s. auch meine Aufsätze zu diesem Thema unter der Rubrik Antizionismus und Antisemitismus (Politische Eingriffe) und Antisemitismus (Kritische Theorie der Gesellschaft) und gegebenenfalls auch Ideologie- und Religionskritik (Kritische Theorie der Gesellschaft) und Religionskritik (politische Eingriffe).
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