Das Interview mit einer kurdischen Erzieherin zeigt:
Patriarchale und antisemitische Weltbilder bei Jugendlichen können überwunden werden
„Mit den Werten der Aufklärung unvereinbare Verhaltensweisen und Weltbilder sind bei Kindern und Jugendlichen aus muslimischen Familien sehr verbreitet.“ So charakterisiert Alex Feuerherdt vom Kompetenzzentrum Islamismus der Aktion 3.Welt Saar die Herausforderung, mit der in der Arbeit mit migrantischen Jugendlichen tätige Pädagogen konfrontiert sind. „Doch ist dies kein Schicksal, sondern veränderbar, wie unser Interview mit der kurdischen Erzieherin Viyan (Name geändert) zeigt“, fügt Feuerherdt hinzu.
Für das Kompetenzzentrum Islamismus haben Klaus Blees und Roland Röder die in Saarbrücken lebende Erzieherin interviewt. „Angesichts der stark wachsenden Zahl an Flüchtlingen, darunter viele Muslime, gewinnt die von Viyan beschriebene Arbeit erheblich an Aktualität und Dringlichkeit“, betont Feuerherdt. „Auch bei Flüchtlingen, vor allem den islamisch Strenggläubigen, gibt es diejenigen, die eine andere als die von der Religion vorgegebene Lebensweise nicht tolerieren, was schon zu Übergriffen auf andere Flüchtlinge geführt hat.[1]Aber unsere Interviewpartnerin belegt, dass diese problematischen Einstellungen auflösbar sind und sich in emanzipatorischem Sinne wandeln können. Viyan schildert, welche Haltungen und Handlungen der Erzieher diese Veränderungen begünstigen.“ So stelle Viyan zum Beispiel anschaulich dar, wie die Jugendlichen antisemitische und israelfeindliche Ressentiments überwunden haben.
Das Interview fand im Rahmen des Projektes „Islamischer Antisemitismus - ein Entwicklungshemmnis für Integration“ statt, das vom Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlands unterstützt wurde. Im Anschluss an die Diskussion patriarchal-familiärer Strukturen im ersten Teil wird der Antisemitismus unter vorwiegend muslimischen jugendlichen Migranten im zweiten Teil des Interviews thematisiert.
„Um es Jugendlichen auch aus sehr patriarchal geprägten Herkunftsfamilien zu erleichtern, zu mündigen Menschen heranzuwachsen, die zu einem selbstbestimmten Leben fähig sind, ist eine intensive Förderung entsprechender pädagogischer Maßnahmen geboten“, fordert Feuerherdt. „Dies dient auch der Prävention, da auf diese Weise der Entwicklung islamistischer Strukturen entgegengewirkt wird.“
1 Dies sind Einzelfälle bei Flüchtlingen, die nicht bedeuten, dass derartige Einstellungen und Verhaltensweisen für die Muslime unter den Flüchtlingen repräsentativ sind. Aber wo es sie gibt und wo sie aus den Herkunftsländern mitgebracht werden, dürfen nicht aus falscher Toleranz die Augen davor verschlossen werden. Es ändert auch nichts daran, dass die betreffenden Täter als Verfolgte Anspruch auf Asyl haben und dies keineswegs durch ihr Verhalten verwirken. Sie sind, wie Deutsche, die Gleiches tun, strafrechtlich zur Rechenschaft zu ziehen, aber nicht abzuschieben. Eben so wenig ist es ein Beleg für die Behauptung von Rechtspopulisten und anderen, bei Flüchtlingen handele es sich in Wirklichkeit oft um getarnte Kämpfer des "Islamischen Staates", die Anschläge vorhaben.
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