Wolfgang Kraushaar stellt in seinem Aufsatz im Detail dar, wie sich die Einstellung der Neuen Linken zum Antisemitismus veränderte. War in den fünfziger bis in die Mitte der sechziger Jahre die Kritik des Antisemitismus und Antizionismus für alle Fraktionen der Neuen Linken noch ein zentrales Thema, dümpelte es „an deren Ende in weitgehender Bedeutungslosigkeit dahin.“ Viele hatten auch „eine Kehrtwendung um 180 Grad vollzogen, also ein Umschlagen ins glatte Gegenteil.“ (Kraushaar)
Gliederung des Aufsatzes:
1 Die Vorreiterfunktion des SDS in den fünfziger Jahren
2 Die antisemitische Welle von 1959/60
3 Aufklärungsversuche durch die akademische Linke
4 Der Sechstagekrieg, Marcuse und die Echolosigkeit
5 Die Nahostresolution des SDS
6 Rudi Dutschke und das Auschwitz-Tabu
7 Adorno als Seismograph
8 Krahl und die Kontingenz von Auschwitz
9 Die Anti-Ben-Nathan-Kampagne
10 Das Fanal vom 9. November 1969
11 Die mutmaßlichen Gründe
12 Die latent antisemitische Aufladung bestimmter Formen der Israelkritik
Nach der Lektüre des Artikels möchte ich festhalten: Die neue Linke hat seit 1968 sehr zum Wachhalten des Antisemitismus in Deutschland in Form einer verlogenen, geschichtsvergessenen „Israelkritik“ beigetragen und diesen ihren Anteil am wieder virulenten Antisemitismus hierzulande nicht durchgearbeitet. Wer aber vom Antisemitismus der Neuen Linken nicht sprechen will, soll vom Antisemitismus der Neuen Rechten besser schweigen. Denn andernfalls gerät er in den schwer abzuweisenden Verdacht, dass der Finger, mit dem er auf den rechten Antisemiten zeigt, vor allem der Abwehr und Verdrängung des Antisemitismus der Linken dient, nicht aber der Wahrheitsfindung.
Ich empfehle den Artikel sehr Ihrer Lektüre.
Heinz Gess
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