Vortrag von Heinz Gess über Kritische Theorie und Antisemitismus
gehalten am 12. 11. 2011 in der Universität Bielefeld
Adorno stellt in der „Dialektik der Aufklärung“ fest: „Die individuelle und gesellschaftliche Emanzipation von Herrschaft ist die Gegenbewegung zur falschen Projektion“. Gemeint ist mit der „falschen Projektion“, wie aus dem Kontext unmissverständlich hervorgeht, die antisemitische Projektion oder besser: das Feindbild des Judenhassers von „dem Juden“. Ist diese Feststellung richtig, so bedeutet das auch: Solange die gesellschaftliche Form des Zusammenlebens eine durch gesellschaftliche Herrschaft – in welcher Form auch immer – bestimmte und vermittelte Form ist und ineins damit die gesellschaftliche Bearbeitung der Natur zu menschlichen Zwecken strukturelles Instrument der Erhaltung und Akkumulation von gesellschaftlicher Herrschaft ist, solange wird es auch mit systemischer Notwendigkeit die falsche Projektion auf „den Juden“ geben, und sie wird in Bestandskrisen der gesellschaftlichen Herrschaftsform typischerweise um so unbändiger und maßloser ausfallen, je schwächer die reale Bewegung der individuellen und gesellschaftlichen Emanzipation von gesellschaftlicher Herrschaft ist.
Diesen Zusammenhängen geht der Vortrag nach. Wenn Sie den Vortag hören möchten, dann klicken Sie bitte das Play-Zeichen.