Rezension von Christina von Braun und Tilo Held Kampf ums Unbewusste. Eine Gesellschaft auf der Couch, Aufbau Verlag, 2025.
Mareis Rezension zu Christina von Brauns Buch öffnet den Blick auf das Unbewusste seit 1800. Im historischen Überblick reihe von Braun einige provokante Behauptungen aneinander: War die protestantische Schriftstellerschaft der Ursprung des Unbewussten, bevor der Glaube dem Säkularen wich? Freud, Jung und Charcot tauchen auf, doch zentrale Stimmen aus Frankreich und Italien bleiben außen vor. Warum? Ein dichter Strudel aus Politik, Religion und Wissenschaft entfaltet sich: Hitlers NS-Glaubensregime, die deutsche Seelenheilkunde im Dritten Reich, die Nachkriegspsychoanalyse und schließlich der Digitalsog der Gegenwart. Welche Rolle spielen Trauma, Traumaforschung und transgenerationale Weitergabe? Wird das Unbewusste im Digitalismus weiter entkoppelt oder neu gelenkt?
Der Text ruft zu einem differenzierten Close Reading auf, jenseits von Bias und Ideologie. Eine Reise durch Theorie, Biografie und Geschichte, die zeigt, wie stark unser Verständnis von Psyche, Identität und Macht verknüpft ist. Und doch bleibt offen, wie viel Wahrheit hinter den großen Narrativen steckt.
Heinz Gess
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