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Adornos Nichtidentisches und Derridas différance

Details
Geschrieben von: Stefan Zenklusen
Kategorie: Kritische Theorie als Paradigma
Veröffentlicht: 01. Dezember 2015
Zugriffe: 17746

 

Zenklusen geht im folgenden Text der Frage nach, was Adornos und Derridas Philosophie eint und unterscheidet. Dabei steht, was beide unvereinbar unterscheidet, im Vordergrund seiner Untersuchung. Denn der Autor möchte dadurch, dass er das Bewusstsein für das Trennende weckt, der „ negativen Dialektik“ zur Resurrektion verhelfen.

Zenklusens Untersuchung zeitigt abgründige Differenzen zwischen der „negativen Dialektik“ Adornos und der Philosophie der Dekonstruktion Derridas, die oberflächliche Leser Derridas überraschen können, weil Derridas Begriffe auf den ersten Blick ein große Ähnlichkeit mit denen Adornos aufweisen. Unter anderen stellt Zenklusen folgende Unterschiede heraus:

 

- Während Adornos Nichtidentisches auf ein von der totalitären Warenform und der von ihr geprägten Gedankenformen unterdrücktes und beschädigtes Leben verweist und die negativen Folgen dieser Beschädigung für Mensch und Natur reflektiert, verlegt Derrida das Nichtidentische in die unauslotbare Bewegung der "différance" selbst. Die Nähe der "différance" zum "Sein" Heideggers ist dabei unübersehbar. Gerade diesen Zentralbegriff der Heideger’schen Philosophie und den damit gekoppelten Dualismus vom „echten Leben“ im Vernehmen des „Seins“ und dem unechten Leben im „man“ hat Adorno aber im ersten Teil seiner „negativen Dialektik“ unter dem Titel „Verhältnis zur Ontologie“ von Grund auf kritisiert und im zweiten Teil des Buches die „Negative Dialektik“ als Gegenmodell dazu entworfen.

- Adornos Ideologiekritik des "verkehrten Wesen" des „falschen Ganzen“ müsste entsprechend aus Derridas Sicht als ‚dekadenter Rückfall’ in einen schlechten Humanismus gedeutet werden. Dieser Interpretation verweigert sich aber Adornos Werk, schreibt Adorno doch selber, die Berufung auf „den Menschen“ gehöre heute zur „ Ideologie der Entmenschlichung".

- Bei Adorno konvergieren Adornos Philosophie und Kunst im Wahrheitsgehalt, während für Derrida, "Wahrheit" in der Unmöglichkeit jedes fixierbaren Gehalts überhaupt besteht. Das wäre für Adorno, der Dialektik gegen sich selbst wendet, ohne sie aber aufzulösen, Hypostasis des Aporetischen.

- Derridas Semiologie bleibt dem binären Schematismus und der Zeichen verhaftet unfreiwillig treu. Bei ihm werden die Begriffe zu „Spielmarken“ (Adorno), geeignet zur "entwirklichenden Spiegelfechterei", die in inhaltsarmer Opposition alles zueinander bringt - mal so, mal anders – und das Spiel mit Differenzen Selbstzweck wird. Diese Gefahr habe Adorno sehr frühzeitig erkannt und kritisiert, so Zenklusen. Deshalb falle Derrida hinter Adorno zurück.

- Für Zenklusen hat Derridas Philosophie dem von Adorno seinerzeit schon befürchteten "neoliberal-libertiziden Totalitarismus“ nicht nur nichts entgegenzusetzen, sondern arbeitet ihm aktiv zu, während er von der sogenannten ’neuen kritischen Theorie’ ( Jürgen Habermas und Axel Honneth), die - die Übertreibung sei der Kürze und Würze halber gestattet - das Wahrheitskriterium durch das der Anschlussfähigkeit der Theorie an die übermächtige Faktizität des "autopoietischen Systems" vom kapitalen Markt und Staat ersetzt hat, nicht problematisiert werden kann, selbst wenn sie es wollte.

Heinz Gess

 

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