Dass meine angebliche „Anrufung“ Poppers einer nicht allzu sorgfältigen Lektüre Birkners entspringt, habe ich oben schon deutlich gemacht. Hier geht es aber um etwas anderes: das einzige was Birkner an kritischen Argumenten gegen Popper in dem Artikel vorgebracht hat, ist, dass er „Anti-Marxist“ sei und die Funktion des „Gegensatzes materialistisch/idealistisch“ hätte wohl vor allem darin bestanden, mich vor dem Bezug auf einen „Anti-Marxisten“ zu bewahren. Wenn wissenschaftliche Einsichten tatsächlich in erster Linie vom „Interesse“ des Wissenschaftlers abhängen würden, dann wäre es durchaus konsequent um Autoren, die ein anderes Interesse haben, einen großen Bogen zu machen. In der Tat war dies die Strategie vieler Vertreter des dogmatischen Parteimarxismus (im Osten wie im Westen): nicht-marxistische Wissenschaft war „bürgerlich“, daher per Definition falsch, verzerrt und borniert und lediglich zu denunzieren.
Dass es irgendetwas gäbe, was man auch von nicht-marxistischer Wissenschaft lernen könnte, lag - ganz im Gegensatz zu Marx, der jede Menge von bürgerlichen Autoren lernte - außerhalb der Vorstellungskraft dieser Parteimarxisten. Was man da lernen kann, ist allerdings von ganz unterschiedlicher Qualität: von Popper allenfalls das Scheitern eines bestimmten Versuchs Objektivität zu sichern, von Gadamer (auf den ich mich in meinem Buch nur in einer einzigen Fußnote beziehe - was für Birkner aber offensichtlich schon zu viel war) lässt sich in der Tat einiges lernen - obwohl er nicht nur in seinen politischen Äußerungen konservativ ist, sondern sich dieser Konservativismus auch in seiner philosophischen Argumentation niedergeschlagen hat. Sich positiv auf einen Autor beziehen, eine bestimmte Erkenntnis von ihm zu übernehmen, heißt ja nun keineswegs, dass man deshalb schon alle Kritikfähigkeit gegenüber diesem Autor aufgibt. Ein Marxismus aber, der um „Anti-Marxisten“ prinzipiell immer nur einen großen Bogen macht, wird zwangsläufig inhaltlich verkümmern und für jede Praxis unbrauchbar werden.
Link zum Artikel (PDF): "Weltanschauungsmarxismus oder Kritik der politischen Ökomomie". Klicken Sie bitte hier.
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