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Kritische Theorie - Was ist das?

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Geschrieben von: Heinz Gess
Kategorie: Kritische Theorie als Paradigma
Veröffentlicht: 14. März 2005
Zugriffe: 30896
Das Projekt der Kritischen Theorie beginnt nach dem Verständnis, das Horkheimer und Marcuse (1937) und die anderen Mitarbeiter des Frankfurter Instituts davon haben, spätestens mit der "Kritik der politischen Ökonomie" von Karl Marx. An deren Begriff von Kritik ist ihr Begriff der immanent verfahrenden, dialektischen Kritik gebildet. Aus ihr übernimmt die KT auch die zu ihrem Paradigmakern gehörende Überzeugung, dass
- erstens die Warenform als "die Grundform der historisch gegebenen Warenwirtschaft die inneren und äußeren Gegensätze der Epoche in sich schließt, sie in verschärfter Form stets auf neue zeitigt und nach einer Periode des Aufstiegs, der Entfaltung menschlicher Kräfte, der Emanzipation des Individuums, nach einer ungeheuren Ausbreitung der menschlichen Macht über die Natur schließlich die weitere Entwicklung hemmt und die Menschheit einer neuen Barbarei zutreibt".
Den Inhalt der kritischen Theorie "bildet der Umschlag der die Warenwirtschaft durchherrschenden Begriffe in ihr Gegenteil, des gerechten Tauschs in die Vertiefung der sozialen Ungerechtigkeit, der freien Wirtschaft in die des Monopols, der produktiven Arbeit in die Festigung produktionshemmender Verhältnisse, der Erhaltung des Lebens der Gesellschaft in die Verelendung der Völker." Es handelt sich dabei nicht so sehr um das, was gleichbleibt, als um die durch ökonomische Bewegungsgesetze der kapitalistischen Produktionsweise vorangetriebene "geschichtliche Bewegung der Epoche, die zum Abschluß kommen soll. Das Kapital ist in seinen Analysen nicht weniger genau als die kritisierte Nationalökonomie, doch bis in die subtilsten Berechnungen [...] bleibt die Erkenntnis des historischen Ganzen das treibende Motiv." Insofern bleibt die kritische Theorie auch als Kritik der modernen fachwissenschaftlichen Ökonomie philosophisch und wird nicht selbst zur traditionellen Fachwissenschaft.
- zweitens die Warenfom die Basis und der Ankerpunkt von Ideologie, "notwendigem gesellschaftlichen Schein", ist. Durch sie nimmt das durch sie bestimmte gesellschaftliche Verhältnis "die phantasmagorische Form eines Verhältnisses von Dingen" an, das den Produzenten die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eigenen Arbeit, ihr Gesellschaftlich-Allgemeines, als etwas Objektives, von ihnen Unabhängiges, sie selbst durch menschenfremde Eigengesetzlichkeit Beherrschendes gegenüberstellt. "Ideologie überlagert nicht das gesellschaftliche Sein, sondern wohnt ihm inne. Sie gründet in der Abstraktion, die zum Tauschvorgang wesentlich rechnet. Ohne Absehen von den lebendigen Menschen wäre nicht zu tauschen. Das impliziert im realen Lebensprozess bis heute notwendig gesellschaftlichen Schein. Sein Kern ist der Wert als Ding an sich, als Natur. Die Naturwüchsigkeit der bürgerlichen Gesellschaft ist real und zugleich jener Schein":
- drittens die Warenform sämtliche Lebensäußerungen und menschlichen Beziehungen in der modernen Gesellschaft durchdringt und nach ihrem Ebenbild umformt, mit ihr folglich "das Urbild aller Gegenständlichkeitsformen in der bürgerlichen Gesellschaft aufgefunden" (Lukacs, 170) ist. Indem die Arbeitskraft für den Arbeiter selbst die Form einer ihm gehörigen Ware erhält, die "der menschenfremden Objektivität von gesellschaftlichen Naturgesetzen unterworfen, ebenso unabhängig vom Menschen ihre Bewegung vollziehen muß wie irgendein zum Warending gewordenes Gut" , verändert sich nach der KT die innere Komposition des Individuums entscheidend. "Es wächst die organische Zusammensetzung des Menschen an. Das, wodurch die Subjekte an sich selbst als Produktionsmittel und nicht als lebende Zwecke bestimmt sind, steigt wie der Anteil der Maschinen gegenüber dem variablen Kapital. [...] Das Ich nimmt den ganzen Menschen als seine Apparatur bewußt in den Dienst" und gibt dabei soviel von sich an das Ich als Betriebsmittel ab, "daß es ganz abstrakt, bloßer Bezugspunkt wird: Selbsterhaltung verliert ihr Selbst." "Individuum und Gesellschaft werden eines, indem die Gesellschaft in die Menschen unterhalb ihrer Individuation einbricht und diese verhindert. [...] [Diese] heraufdämmernde Identität ist nicht Versöhnung des Allgemeinen und des Besonderen, sondern das Allgemeine als Absolutes, in dem das Besondere verschwindet. Die Einzelnen werden planvoll den blinden biologischen Verhaltensweisen angeähnelt", als deren Repertoire sie in den behavioristischen Theorien klassischer oder instrumenteller Konditionierung ohnehin erscheinen.


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