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Bildung ist keine Ware. Kritische Anmerkungen zu einer politischen Parole

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Geschrieben von: Gerhard Stapelfeldt
Kategorie: Bildungspolitik
Veröffentlicht: 28. Februar 2008
Zugriffe: 10357

"Bildung ist keine Ware!" Unter diesem Slogan protestierten seit 2002 Studierende gegen den kapitalkonformen Umbau der Hamburger Universität, der zu einer organisatorischen Umstrukturierung nach dem Vorbild von Aktiengesellschaften geführt hat und der inhaltlich mit einer dramatischen Reduzierung der Geisteswissenschaften bis zum Jahre 2012 einhergeht.

Dazu stellt Gerhard Stapelfeldt fest:
1. Der Protest unter diesem Slogan ist politisch-ökonomisch naiv.
2. Der Protest ist harmlos und hilflos.
"Er suggeriert. Wenn es gelingt, die Hamburger Politik zu verhindern, wird die Verwandlung von Wissen in eine Ware verhindert. Es scheint, als ob es gelte, eine bis vor kurzem heile Bildungswelt nur zu bewahren." Aber "das Wissen ist längst eine Ware, die Bildung ist längst untergegangen - das haben Kulturkritiker wie Friedrich Nietzsche bereits am Ende des 19. Jahrhunderts beklagt."
 


Der Neoliberalismus ist die Ideologie der Wissen-Waren des bildungsfeindlichen Bewusstseins der fachwissenschaftlichen Halbbildung. "Die Frage nach dem, "was die Welt im Innersten zusammenhält", ist dem Neoliberalismus ein Hirngespinst, ein autoritärer wissenschaftlicher Omnipotenzanspruch. Wissen ist nur noch Wissen von einzelnen Momenten, von Ausschnitten der Realität: Fachwissen für vorgegebene, undurchschaute Zwecke. Eine Wissenschaft von der Gesellschaft ist im Neoliberalismus eine überflüssige Veranstaltung; darum sollen an der Hamburger Universität die Geisteswissenschaften - ohnehin längst keine Orte der Bildung mehr - dramatisch reduziert werden. Dem Neoliberalismus ist die "Gesellschaft' ein Phantom, ein irrationales, undurchschaubares Ganzes; das Subjekt des Neoliberalismus ein gesellschaftlicher Analphabet, der aber in seinem partiellen Arbeitsbereich höchst rational agiert. (...) Wenn der Neoliberalismus an die Stelle der staatlichen Steuerung von Wirtschaft und Gesellschaft den Wettbewerb setzt und damit ökonomisch den Nationalstaat auflöst in eine "Globalisierung', dann löst er theoretisch und praktisch alle sozialökonomischen Zusammenhänge auf in vereinzelte Menschen und "Betriebe'. Alles soll durch Wettbewerb gesteuert, dem Wettbewerb untergeordnet werden. (...)
Der Zusammenhang von Bildung, vernunftgegründeten Sozialutopien und Humanität, ohnehin längst liquidiert, ist nun auch ideologisch verabschiedet."

3. "Die Idee der Bildung ist nur zu bewahren, indem die Gründe ihrer Liquidierung reflektiert werden. Wer dem herrschenden gesellschaftlichen Analphabetismus die Bildung bloß entgegenstellt, wird zum bewusstlosen Lobredner vergangener Zeiten und zum hilflosen Ankläger der Gegenwart"

(Der Aufsatz ist abgedruckt in: G. Stapelfeldt: Der Aufbruch des konformistischen Geistes. Thesen zur Kritik der neoliberalen Universität. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2007, S. 59 ff. Die Internet-Publikation erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlages Dr. Kovac, Hamburg.)

Heinz Gess



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