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Nicht Schweigen zur Anpassung.

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Geschrieben von: AG Gegenhegemonie
Kategorie: Bildungspolitik
Veröffentlicht: 19. Juni 2005
Zugriffe: 8822
Es gibt deutliche Zeichen dafür, dass kritische Ansätze aus dem akademischen Bereich herausgedrängt werden.
Uni-Leitung, Ministerien und ProfessorInnen unternehmen große Anstrengung, um den Sprung von gesellschaftskritischen NachwuchswissenschaftlerInnen auf die derzeit frei werdenden Lehrstühle zu verhindern. Das verweist auf ein Spezifikum der Rolle kritischer Wissenschaften im deutschen akademischen Kontext. Vergleicht man die lokale Situation mit der in anderen Ländern, dann fallen signifikante Unterschiede auf. Im gesamten englischsprachigen Raum nehmen beispielsweise die Ansätze der Frankfurter Schule einen wichtigen Platz ein. Texte von Theodor W. Adorno oder Max Horkheimer sind Bestandteil jedes Readers zur Einführung in die Kultur- und Sozialwissenschaften. Mit breitem Unverständnis wird dem entsprechend die Eliminierung dieser Theorietradition dort zur Kenntnis genommen.

Wo liegt der Grund für dieses Spezifikum der deutschen Hochschulen? Wir denken, dass der wesentliche Faktor für den deutschen Weg in der Rekonstitution der deutschen Hochschulen nach dem Zweiten Weltkrieg zu suchen ist. Diese zeichnete sich durch zwei Momente aus: 1. Zwar hatte sich das verbliebene Personal an den deutschen Hochschulen nach der Gleichschaltung während des Nationalsozialismus selbst diskreditiert. Das hatte aber ebenso wie in allen anderen wichtigen gesellschaftlichen Bereichen (Justiz, Politik etc.) wenig Konsequenzen. Der Bruch zwischen NS und BRD stellte sich in gewisser Hinsicht also als Mythos heraus. 2. Demokratie, kritisches Denken und deren Träger musste den Deutschen von den Alliierten aufoktroyiert werden. Die Wissenschaftler, die wenige Jahre zuvor der Verfolgung und Ermordung nur durch das Exil entfliehen konnten, konnten nur unter dem Schutz und massiver finanzieller Unterstützung der Alliierten an die Lehr- und Forschungsstätten in Deutschland zurückkehren.
Erst mit der Revolte der Studierenden Ende der 1960er Jahre konnte sich kritisches Wissen bis zu einem gewissen Grad an deutschen Hochschulen verankern. Die Revolte ermöglichte die Erfahrung, dass Kritik reale, materielle Wirkungen zeigt. An den Hochschulen wurden neue Lehrdeputate geschaffen und die nicht-habilitierten Deputate aufgewertet. Einige Stellen wurden explizit für gesellschaftskritische WissenschaftlerInnen eingerichtet, andere wurden, da zu Zeiten des Ausbaus zuwenig »Nachwuchspersonal« vorhanden war, zufällig von kritischen WissenschaftlerInnen besetzt. Es stellt sich nun die Frage, wie stark sich kritisches Wissen institutionell verankern konnte. Betrachtet man die momentane Entwicklung, scheint sich die Richtung der Kontinuität gegen die des Bruchs durchzusetzen. Möglicherweise manifestiert sich nun die sekundäre Verdrängung, die Erfahrung der Niederlage und Erniedrigung des deutschen akademischen Mainstream nach 1945 nun auf eine ungezügelte Art, wie es bis vor kurzem noch unvorstellbar schien: Diejenige Wissenschaft und ihre RepräsentantInnen, mit dem man sich nie richtig identifizieren konnte, wird nun aus dem Feld des Sichtbaren gedrängt und damit das letzte Zeichen der eigenen (Mit-)Schuld des Wissenschaftsapparates an den NS-Verbrechen entfernt.


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