Ein Beitrag zur Kritik der deutschen Ideologie
Mona R. Chique setzt sich in ihrem Aufsatz das Ziel, „das faschistische Potential“ der „Medientheorie“ Sloterdijks offen zu legen. Dieser Theorie zufolge geht es Sloderdijk um die „Umfunktionierung der Medien (…), um Wachheit zu erzeugen“ und dem Publikum „mentale Infektionen“ einzuspritzen. Das Erweckungserlebnis des Großstadtheideggers für diese „neue“ Sicht seiner selbst als ‚Einspritzers mentaler Infektionen“ war für ihn „jener ganz normale Tag“ des Jahres 2001, der „bereits seinem Inhalt nach der reine Schrecken war, aber erst (sic!) durch die Reaktion auf ihn fatal wurde“ (Sloterdijk).
Sloterdijk beschreibt damit korrekt, was jeder faschistische Agitator will, nämlich durch die Propaganda ein Erweckungserlebnis erzeugen, durch das er das Publikum auf Linie bringen („infizieren“) und ein geistige „Pandemie“ erzeugen kann. Die pandemische Infektion des Publikums soll bewirken, dass ihre Reaktion auf den „reinen Schrecken“ des „ganz normalen Tages“ im September 2001 sich nicht mehr gegen den Vernichtungsantisemitismus der Täter, ihre autoritären Ideologien und Charakterstrukturen sowie ihre abrundtiefe Angst vor der Freiheit und auch nicht gegen die historisch-materiellen Bedingungen, die diese Angst mitsamt den daraus erwachsenden Ideologien und Charakterstrukturen nähren, richtet - das eben hält Sloderdijk für „fatal“ - sondern gegen die prospektiven Opfer des Terrors selber und jenen souveränen Staat (die USA), der die prospektiven Opfer vor dem Terror aus totalitärem Geiste schützen soll. Sie soll bewirken, dass zur deutschen Gewissheit wird: „Die Opfer sind selber schuld. Sie haben es so verdient. Und wenn sie sich nach diesem Menetekel immer noch nicht eines Besseren besinnen und nicht vom „Einspritzer“ des deutschen Geistes belehren lassen, dürfen sie sich nicht beklagen, wenn es noch sehr viel schrecklicher weitergeht. Denn heute gehört diesem Geiste Deutschland und morgen die ganze Welt. Und wer nicht hören will, muss eben daran glauben. So eben sind die „Regeln für den Menschenpark“ ( Sloderdijk)
Besser hätte es vermutlich der Minister für Volksaufklärung und Propaganda Goebbels auch nicht sagen können – und deshalb spendete das deutsche Volk dem neuen Propagandisten der anti-semitischen deutsch-völkischen Ideologie ebenso begeistert Beifall wie seinerzeit ihre Eltern und Großelterngeneration den damaligen faschistischen Einspritzern mentaler Infektionen, die sie für Großphilosophen und Genies hielten.
Heinz Gess
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