Ratgeberliteratur ist "nicht wirkungslos. Viele, die Ratgeber lesen oder Coaching-Seminare besuchen, sind anschließend tatsächlich überzeugt, etwas gelernt zu haben und besser klarzukommen. Sonst gäbe es ja diesen riesigen Markt nicht. Man sollte das nicht als heiße Luft abtun. Aber es gibt auch die andere Seite. Solche Ratgeber transportieren immer eine doppelte Botschaft. Vordergründig verheißen sie: Du kannst, wenn du willst, und wir geben dir einige Tipps und Tools, wie du es noch besser machen kannst. Zwischen den Zeilen steht: Wenn du dies liest, wirst du es schon nötig haben. Du brauchst Beratung, allein schaffst du es nicht. Mit dem Versprechen wird also stets eine Demütigung mitgeliefert. Außerdem, und das ist noch gefährlicher, bürden solche Angebote dem Einzelnen die gesamte Verantwortung auf. Das läuft auf eine Psychologisierung gesellschaftlicher Widersprüche hinaus. Wenn ich einen Ratgeber lese oder ein Coaching-Seminar besuche, dann akzeptiere ich die Diagnose, dass es nur von mir selbst abhängt, ob ich einen tollen Job finde oder eine neue Liebe, ob ich zufrieden bin oder gesund. Ich muss mich nur genügend anstrengen. Das ist insofern fatal, als es dem Einzelnen eine ungeheure Last auferlegt. Wenn diese Ratgeber versprechen, jeder sei seines Glückes Schmied, erzählen sie uns damit gleichzeitig, an seinem Unglück sei jeder selber schuld." (Ulrich Bröckling)
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