Zur Pathologie kapitalistischer Krisenbewältigung (mit einem Bild von G. Stapelfeldt: "Das Mittelmeer ist zu einem Massengrab geworden")
„Woher der Hass?“, der in den Brandanschlägen auf Unterkünfte von Asylsuchenden zum Ausdruck gelangt? Diese Frage wird gegenwärtig beinahe täglich in den Nachrichtensendungen der Fernsehanstalten, in Zeitschriften, Zeitungen und speziellen Radiosendungen gestellt - und immer schwingt in der Fragestellung schon mit, dass es das realabstrakte Gesellschaftssystem, das die allermeisten Menschen zur realen Ohnmacht verdammt, die Ungleichheit ins Unermessliche anwachsen lässt, immer neue Spaltungen erzeugt und schon bestehende vertieft, eben so wenig sein kann wie die neoliberale Politik im Dienste dieses funktional differenzierten Systems „rationaler Herrschaft“ (M. Weber).
Bild Gerhard Stapelfeldt: "Festung Europa. Das Mittelmeer ist zu einem Massengrab geworden".
Bleistift. 55 x 42 cm. September 2015
Das sieht Gerhard Stapelfeldt ganz anders. Er macht in der folgenden Studie deutlich, dass der Hass seine Gesellschaftsgeschichte besitzt und den Strukturen (auch der EU) immanent ist: „der Logik des gemeinsamen Marktes, der Logik der gemeinsamen Währung – der Logik des Neoliberalismus und des Monetarismus. Der Aufhebung der inneren Grenzen ist (...) die Außen-Abgrenzung der EU gefolgt. Das ist die Logik der Gemeinschaft, nicht der Nächstenliebe, nicht des Kosmopolitismus, schon gar nicht der sozialistischen Solidarität – das ist die Logik der Unterscheidung von „Freund und Feind“, die Adorno 1945 als „eines der Urphänomene der neuen Anthropologie“ bezeichnete.“ (Stapelfeldt, Vorwort).
Der Aufsatz wurde erstmals im Aufsatzband des Verfassers: Neoliberalismus – Autoritarismus – Strukturelle Gewalt (Hamburg 2010: 161ff.) publiziert. Da er der Logik der europäischen Integration gilt, vermag er auch die gegenwärtige Inhumanität der EU erhellen.
Heinz Gess
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