Kritiknetz - Zeitschrift für Kritische Theorie der Gesellschaft (ISSN 1866-4105)
Herausgeber: Prof. Dr. Heinz Gess
Beirat: Dr. Eske Bockelmann, Hans-Peter Büttner, Prof. Dr. Helmut Dahmer,
Prof. Dr. Norbert Rath, Dr. Hendrik Wallat
Globalisierungs-Krise und die Globalisierungs-Kritik des Rechtspopulismus
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- Geschrieben von Gerhard Stapelfeldt
- Kategorie: Neofaschismus, Rassismus
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"Die Ereignisse des 6. Januar 2021 in Washington haben zum wiederholten Mal nachdrücklich die Aufgabe gestellt: Den Zusammenhang zu begreifen und aufzuklären, der zwischen der Krise des globalisierten Neoliberalismus und der Globalisierungs-Kritik des völkischen Neoliberalismus besteht." (G. Stapelfeldt)
Paul Parin - durch das Fremde das Eigene verstehen
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- Geschrieben von Norbert Rath
- Kategorie: Wissenschaft
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Norbert Rath hat eine Rezension verfasst zu Bd. 10 der Werkausgabe des Schweizer Ethnopsychoanalytikers Paul Parin:
Brennende Zeitprobleme. Psychoanalyse als Gesellschaftskritik und Kritik der Psychoanalyse. Schriften 1983-1991 (Paul Parin Werkausgabe, Bd. 10). Hrsg. und mit Anmerkungen versehen von Johannes Reichmayr. Mit einer Einleitung von Helmut Dahmer, Wien - Berlin 2021 (Mandelbaum Verlag), ISBN 978-3-85476-880-7, 683 S.
Maxima Moralia
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- Geschrieben von Hans-Peter Büttner
- Kategorie: Israelkritik, Nahost
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Über deutsche Befindlichkeiten, Offene Briefe und weltoffenen Antisemitismus
Wenn intellektuelle Produzenten der deutschen Kultur den Notstand ausrufen, weil sie die Freiheit der Meinungsäußerung gefährdet sehen, dann kann man sich darauf verlassen: Es geht um Israel. So auch diesmal wieder. Weil der Bundestag ausnahmsweise einmal klare Kante gegen den zunehmenden Judenhass zeigte, fühlt sich das schaffende deutsche Kulturkapital in seiner Meinungsfreiheit eingeschränkt und veröffentlicht ein Plädoyer mit dem Titel „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“. Das Dokument ist eine intellektuelle Bankrotterklärung. Allein schon der Titel ist ein Skandal. Denn was die „Weltoffenheit“ fordert, ist, dass man antisemitische Israel-Boykotteure nicht boykottieren dürfe, weil das Verbot antisemitischer Äußerungen, sofern sie sich auf Israel und nicht auf hier lebende Juden mit deutscher Staatsangehörigkeit beziehen, die Meinungsfreiheit einschränke.
Allahu Akbar für die negative Dialektik
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- Geschrieben von Hans-Peter Büttner
- Kategorie: Israelkritik, Nahost
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Über die weltanschauliche Verwahrlosung des antizionistischen Denkens am Beispiel der „Kritischen Theorie“ Moshe Zuckermanns
In den letzten Tagen wurde in allen deutschen Medien ein an die Bundeskanzlerin gerichteter öffentlicher Brief veröffentlicht, in dem 60 deutsche und israelische "Israelkritiker", die nach Benz, der den Antisemitismus für eine Geisteshaltung ungebildeter dummer Kerls hält, schon deshalb keine Antisemiten sein können, weil sie ‚gebildet’ sind, sich mit Moshe Zuckermann, Achille Mbembe und anderen fanatischen „Israelkritikern“ gemein machen. Sie greifen den Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung Felix Klein vehement an, weil er zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik als Amtsträger den Mut aufbringt darauf hinzuweisen, was die Spatzen schon lange von den Dächern pfeifen, nämlich dass der Antisemitismus hierzulande keineswegs nur von Altnazis und der neuen völkischen Rechten geschürt wird, sondern auch von esoterischer Seite ("New Age Weltanschauung) und (seit 1968) von links-deutscher Seite, die einen völkisch-antiwestlichen Antiimperialismus nach dem Muster der deutschen Ideologie bzw. des “wahren“ oder „deutschen Sozialismus“[1] pflegt. Er gibt vor „antirassistisch“ zu sein.
Im Bann des Staatsfetischismus
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- Geschrieben von Alexander Neupert-Doppler
- Kategorie: Kritik der Politischen Ökonomie, Staatskritik
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Zur Kritischen Theorie des Staates
Im folgenden Text zieht Alexander Neupert-Doppler drei Lehren aus der kritischen Reflexion der Geschichte des Staates.
So wie, laut Marx, „aller Mystizismus der Warenwelt, all der Zauber und Spuk, welcher Arbeitsprodukte auf Grundlage der Warenproduktion umnebelt, verschwindet [...] sofort, sobald wir zu anderen Produktionsformen fluchten“ (MEW 23: 81), so würde erstens auch der Rechts-, Politik- und Staatsfetischismus nur verschwinden, wenn die Revolution „die politische Form ihrer sozialen Emanzipation“ (MEW 17: 543) erfindet. Zurückgehend auf die Kritische Theorie bleiben drei Lehren für eine Kritische Theorie des Staates. 1871 konnte Marx für einen Moment glauben, dies wäre in der Form der Pariser Commune gelungen.
Zur Kritik des „Radikalen Konstruktivismus“
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- Geschrieben von Meinhard Creydt
- Kategorie: Ideologiekritik
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So verschiedene Geistesgrößen wie Niklas Luhmann und Judith Butler erachten den ‚radikalen Konstruktivismus’ als das non plus ultra. Die Redeweise, etwas sei ein „soziales Konstrukt“, ist gegenwärtig auch außerhalb des akademischen Diskurses verbreitet. Der Artikel skizziert einige Grundmomente des ‚radikalen Konstruktivismus’ und arbeitet seine Probleme heraus. Gezeigt wird, welche Konsequenzen er für das Denken hat und welcher Praxis und Politik dieser Denkansatz Vorschub leistet.
Bitterböses zum 9. November
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- Geschrieben von Heinz Gess
- Kategorie: Israelkritik, Nahost
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Drei Gedichte von Heinrich Heine: Donna Clara, Die Wahlesel, An Edom
Am 9. 11. 2018 hielt der Bundespräsident Walter Steinmeier im Bundestag eine Rede zum Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938. Wie immer bei solchen Gelegenheiten stellte er im Tonfall tiefer moralischer Erschütterung die Frage, wie konnte es nur so weit kommen, dass das deutsche Volk den Juden derart Ungeheuerliches antun konnte. Eine Antwort darauf gab er nicht. Warum auch? Die Frage, im Tonfall tiefer Erschütterung ausgesprochen, reichte, um sich geläutert zu wissen. Das eben macht den „Jargon der Eigentlichkeit“ deutscher Ideologen aus, dass einzelne Worte oder Sätze „aufgeladen werden auf Kosten von Urteil und Gedachtem.“ Der Jargon sorgt dafür, dass was sein Sprecher möchte, „in weitem Maße ohne Rücksicht auf den Inhalt der Worte gespürt und akzeptiert wird durch ihren Vortrag. Das vorbegriffliche, mimetische Element der Sprache nimmt er zugunsten ihm erwünschter Wirkungszusammenhänge in Regie.“ Er will glauben machen, „die Existenz des Redenden teile sich zugleich mit der Sache mit“(Adorno).
Ist die Ideologie ewig?
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- Geschrieben von Heiko Bolldorf
- Kategorie: Soziologie
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Eine Kritik von Louis Althussers Subjekt-Kritik
In seinem Artikel vertritt Bolldorf die Auffassung, dass Althusser zwar auf reale Probleme des „humanistischen Marxismus“ hinweist, selbst aber keinen Ausweg bietet, weil seine Subjektkritik durch seine leninistischen Prämissen inkonsequent bleibt. Bolldorf plädiert demgegenüber für die Entwicklung eines kritischen Subjektverständnisses auf der Basis von Einsichten der Kritischen Theorie Adornos und Marcuses. Ein von bestimmten Zügen des Leninismus gereinigter Althusser lässt sich mit der Kritischen Theorie verknüpfen. (Heinz Gess)
Seuchenbekämpfung und Proteste
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- Geschrieben von Helmut Dahmer
- Kategorie: Sozialpolitik und -arbeit
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Helmut Dahmer stellt im ersten Teil des folgenden Essays zunächst dar, wie hilflos die Menschen früherer Zeiten Pandemien als seinerzeit unbeherrschbare Naturkatastrophen ausgesetzt waren und wie sie, um dieser Hilflosigkeit Herr zu werden mit Schuldprojektionen auf andere Unschuldige reagierten. Im zweiten Teil stellt er dann heraus, dass die Hilflosigkeit früherer Tage in der heutigen Zeit infolge des wissenschaftlichen Fortschritts der Naturbeherrschung von einem hohen Maß an Kontrolle über die „unsichtbaren Feinde“ menschlichen Lebens (Bakterien, Viren) und an möglichen Schutzvorkehrungen und Heilmitteln abgelöst worden ist, die es ermöglichen würden, Seuchen zu verhindern. Was die Verhinderung verhindert, ist kaum noch eine übermächtige Natur, sondern „das menschliche Habitat“, in dessen Innern „noch immer die Ungleichheit und Verteilungskämpfe zwischen den Klassen toben.“ „Nicht wenige der vermeintlichen „Natur“-Katastrophen der Gegenwart sind in Wahrheit Sozial-Katastrophen, und deren „naturale“ Camouflage verhindert die Suche nach den Faktoren hinter den (epidemiologischen) Fakten.“
Zwischen Ästhetik und Epistemologie
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- Geschrieben von Claudio Cardinali
- Kategorie: Kultur, Literatur, Musik
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Das Verhältnis von Wirklichkeit und realistischer Literatur bei Lukács und Adorno
Die philosophischen Auseinandersetzungen zwischen Georg Lukács und Theodor W. Adorno wurden zwar hauptsächlich im Bereich der Ästhetik ausgetragen, doch ihre grundsätzlichen Differenzen waren epistemologischer Natur. In diesem Aufsatz wird die Frage angegangen, wie sich für beide Philosophen Literatur und Realität in Beziehung setzen lassen.
Zwillingsbrüder im Geist der Gegenaufklärung
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- Geschrieben von Mathias Beschorner
- Kategorie: Ideologiekritik
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Zur Konvergenz von historistischer und postmoderner Geschichtsauffassung oder warum das Einfühlen in die Geschichte noch nie einen emanzipatorischen Gehalt hatte
Mathias’ Beschorners Abhandlung gliedert sich in drei Teile:
Im ersten Teil stellt er den Entstehungskontext und Wirkungsgeschichte des Historismus (Ranke) sowie das Spannungsverhältnis zur Aufklärung dar. Er arbeitet in diesem Teil die Verschränkung des Historismus mit der Romantik sowie die Konvergenz und Parallelität des Historismus zum zeitgenössischen postmodernen Geschichtsverständnis und den damit verbundenen Kampf gegen jeglichen Universalismus aufklärerischer Provenienz heraus und macht deutlich, warum die deutsche Geschichtswissenschaft schon aufgrund dieser methodischen Ausrichtung eine relativierende Haltung zum Nationalsozialismus einnehmen musste.
Nach der verpassten Gelegenheit
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- Geschrieben von Alexander Neupert-Doppler
- Kategorie: Kritische Theorie als Paradigma
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Zur Kritischen Theorie der Kairószeit
Neupert-Doppler reflektiert in der folgenden Abhandlung auf die philosophischen Begriffe „Kairós“, „Jetzt-Zeit“, „Fortschritt“, „Konstitution“. An den Begriff des „Kairós“ (Tillich, Adorno, Horkheimer) oder der „Jetzt-Zeit“ (Benjamin) orientieren sich sowohl Tillichs kritische Theologie als die kritische Theorie von Adorno, Benjamin, Horkheimer und sie sind beide bis heute gebräuchlich:
Von der Antisemitismuskritik zum Anti-Israelismus
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- Geschrieben von Wolfgang Kraushaar
- Kategorie: Antisemitismus, Antizionismus
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Wolfgang Kraushaar stellt in seinem Aufsatz im Detail dar, wie sich die Einstellung der Neuen Linken zum Antisemitismus veränderte. War in den fünfziger bis in die Mitte der sechziger Jahre die Kritik des Antisemitismus und Antizionismus für alle Fraktionen der Neuen Linken noch ein zentrales Thema, dümpelte es „an deren Ende in weitgehender Bedeutungslosigkeit dahin.“ Viele hatten auch „eine Kehrtwendung um 180 Grad vollzogen, also ein Umschlagen ins glatte Gegenteil.“ (Kraushaar)
Dysfunktionale Funktionalität
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- Geschrieben von Andreas Stückler
- Kategorie: Kritik der Politischen Ökonomie, Staatskritik
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Andreas Stückler arbeitet im vorliegenden Beitrag mit einem dialektischen Begriff von „gesellschaftlicher Funktion". Er entwickelt das Konzept einer „dysfunktionalen Funktionalität“, das er exemplarisch an zwei aktuellen gesellschaftlichen Krisentendenzen illustriert: einerseits an der sogenannten „Krise der Arbeit“ durch fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung, andererseits an der ökologischen Problematik (Umweltzerstörung, Klimawandel etc.). Dabei wird versucht zu zeigen, dass beide Tendenzen nur dann hinreichend kritisch analysiert werden können, wenn diese analytisch in den Funktionsstrukturen kapitalistischer Gesellschaften kontextualisiert werden.
Nietzsches Metaphysikkritik und die negative Metaphysik
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- Geschrieben von Hendrik Wallat
- Kategorie: Kritische Theorie als Paradigma
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Reflexion auf Voraussetzungen der Gesellschaftskritik
Der Text von Hendrik Wallat reflektiert Voraussetzungen der kritischen Theorie der Gesellschaft. Das geschieht in Form einer subtilen Analyse metaphysikkritischer Argumentationen. In ihrem Zentrum stehen Friedrich Nietzsches vernichtende Metaphysikkritik und Karl Heinz Haags „negative Metaphysik“.
Klimawandel. Heiße Sommer, Trockenheit: Fridays for Future und Die Grünen als neue Volkspartei
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- Geschrieben von Gerhard Stapelfeldt
- Kategorie: Soziologie
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Gerhard Stapelfeldt anerkennt das Verdienst der Bewegung Fridays for Future (FFF) gegen die Klimapolitik der Regierungen. Diese Bewegung ist binnen kurzer Zeit zu einer weltweiten Bewegung geworden, der sich nun auch Menschen aller Generationen anschließen. Parteien stellen das Problem des Klimawandels und einer angemessenen Reaktion an die Spitze ihrer Agenda; die Partei Die Grünen steigt in Deutschland zur neuen Volkspartei auf und lässt bei Wahlen und Meinungsumfragen die Sozialdemokratische Partei Deutschlands weit hinter sich. Offenbar stößt der Widerstand von FFF auf kaum einen politischen und gesellschaftlichen Widerstand.
Dieser Merkwürdigkeit wird im folgenden Text nachgegangen. Kritisiert wird FFF sodann als eine gesellschaftlich konformistische, unpolitische Bewegung, die bewusstlos dem Irrationalismus der neoliberalen Politik-Ökonomie folgt.
Die postmoderne Querfront
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- Geschrieben von Ingo Elbe
- Kategorie: Faschismus, Neue Rechte, Völkisches Denken
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Anmerkungen zu Chantal Mouffes Theorie des Politischen
Chantal Mouffes gemeinsam mit Ernesto Laclau erarbeitete ‚postmarxistische‘ Theorie gibt dem stets nach ‚Paradigmenwechseln‘ und Neologismen hungernden akademischen Betrieb eine neue ‚Beschreibung‘ der gesellschaftlichen Wirklichkeit; sie gibt der politischen Verunsicherung angesichts des vermeintlichen Scheiterns bürgerlicher wie kommunistischer Emanzipations- und Fortschrittsideen sowie des Untergangs ihrer Träger (des rationalen Individuums bzw. der proletarischen ‚Klasse für sich‘) einen ‚kontingenztheoretischen‘ Ausdruck und bietet zugleich das Versprechen neuer politischer Handlungsfähigkeit, indem sie die Ohnmacht, Kontingenz und die ‚Intransparenz des Sozialen‘ und das Fehlen des einen politisch gestaltenden Subjekts als Möglichkeit neuer ‚hegemonialer Projekte‘ und sozialer Bündnisse begreift. Dieses Versprechen politischer Handlungsfähigkeit ist besonders für eine Linke attraktiv. Als Heilmittel empfiehlt sie eine ‚antiessentialistische‘ linkspopulistische Strategie, die gegen ‚die neoliberalen Eliten‘ und die völkische Rechte zugleich gerichtet sein soll.
Pseudomenos: Mit der Wahrheit lügen
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- Geschrieben von Heinz Gess
- Kategorie: Neofaschismus, Rassismus
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Autoritärer Islam, islamischer Antisemitismus und deutsches Kulturkapital
Eine Kritik an der marktkonformen Demokratie und ihren Befürwortern.
Zum Verhältnis zwischen Struktur und Handlung im Kapitalismus
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- Geschrieben von Meinhard Creydt
- Kategorie: Kritik der Politischen Ökonomie, Staatskritik
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Zur Kritik an gängigen Missverständnissen am Beispiel von Alex Demirovic
Das Verhältnis von Struktur und Handlung im Kapitalismus bildet ein schwieriges und bislang in der Diskussion häufig unbewältigtes Problem. In Abschnitt 2 und 3 des Textes stellt M. Creydt „konstruktive“ Überlegungen vor, in Abschnitt 4-6 kritisiert er die Auffassungen von Alex Demirovic zum Thema und vergegenwärtigt deren pseudopolitische Konsequenzen.
Horkheimers und Adornos Stellung zur Protestbewegung von ‘1968’
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- Geschrieben von Norbert Rath
- Kategorie: Kritische Theorie als Paradigma
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Wie standen die Hauptvertreter der ‘Frankfurter Schule’ zum Protest von ‘1968’? Viele der oppositionellen Studierenden beriefen sich seinerzeit auf die Analysen der Dialektik der Aufklärung, auf Aufsätze Horkheimers aus der Zeitschrift für Sozialforschung oder auf Beiträge von Herbert Marcuse und forderten zugleich von den als ‘Vordenkern’ betrachteten Philosophen ein hohes Maß an Solidarisierung und Identifikation mit ihren Aktionen ein. Horkheimer und Adorno waren nicht bereit, dies bedingungslos aufzubringen und bekundeten das auch öffentlich. Daraufhin brachen Teile der studentischen Protestbewegung mit ihnen. In der Mainstream-Presse in Deutschland war – nach Adornos plötzlichem Tod nach einem Herzinfarkt am 6. 8. 1969 – sogar von ‘Vatermord’ die Rede. War nun 1967/68 eine von der ‘Frankfurter Schule’ beeinflusste ‘Neue Linke’ an den deutschen Universitäten angekommen oder beendete umgekehrt die Konjunktur des Protests die kurze Phase einer Breitenwirkung der ‘Kritischen Theorie’? Für beides lassen sich Belege finden.