"Der vorliegende Aufsatz versucht den heute alles dominierenden Zwang zu fessellosem Tun, zu Arbeit, Arbeit, Arbeit nachzugehen. Noch bis zum Beginn der Neuzeit genoß Nichtarbeit durchaus ein gewisses Ansehen. Indes löst sich seitdem das Glück des Müßiggangs auf in einen auf Dauer gestellten und kein Maß kennenden Zwang zum Tun. Spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts tritt die beinah obsessive Leidenschaft für Arbeit ihren die gesellschaftlichen Klassen übergreifenden Siegeszug an. „Nie endende Unrast“ (Leo Löwenthal) ist seitdem der zentrale Wert der Gesellschaften, in denen kapitalistische Produktionsweise herrscht, Inbegriff menschlicher Selbstverwirklichung und Würde. Noch der entstehenden Arbeiterbewegung galt das ‚Recht auf Arbeit’ als eine Parole des Klassenkampfs; später sammelte sie sich hinter der Losung, daß, wer nicht arbeitet, auch nicht essen soll.
Versucht wird also eine Beantwortung der Fragen danach, welche Vergessensleistung vollbracht wurde, um Arbeit als erstes Lebensbedürfnis zu begreifen? Warum ist heute das Vermögen zu Werktätigkeit so sehr Lebensbedürfnis, daß es dazu taugt, auf andere herabschauen, so sie einmal in die Arbeitslosigkeit herabgesunken sind, während dies für die Betroffenen Grund genug ist zu stets vermehrter Anstrengung, wieder Anschluß an die Arbeitenden zu suchen?
Dagegen eröffnet die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen eine beinah utopisch anmutende Perspektive. Diesem utopischen Funken, der erhellt, was möglich wäre, wird der Vortrag versuchen nachzugehen. Die Disziplinierung zum fleißigen Menschen soll in diesem Zusammenhang ebenso Gegenstand sein wie die Utopie einer von fessellosem Tun ledigen Gesellschaft." (D. Lehmann)
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